Eiskalte Versuche
abgenommen. Ich dachte schon, euch wäre auch etwas zugestoßen.“
David legte sein Blatt weg, ging zu Isabella und schloss sie in die Arme.
„Liebes, es tut mir so Leid, dass du dir wegen uns Sorgen gemacht hast. Aber der Apparat hat gar nicht geklingelt.“
„Ich habe es immer wieder versucht“, sagte sie.
Jasper stand auf und ging zum Telefon. „Sieh nur“, sagte er. „Der Stecker ist draußen.“
David runzelte die Stirn. „Wahrscheinlich hat die Putzfrau ihn beim Saubermachen versehentlich herausgerissen. Es tut mir Leid, Liebes, dass wir dich beunruhigt haben. Wie du siehst, erfreuen wir uns bester Gesundheit. Willst du dich nicht zu uns setzen? Du kannst mir helfen, so wie früher, als du noch klein warst.“
„Nein, nein. Ihr versteht nicht. Es geht nicht nur darum, dass ich euch nicht finden konnte. Ich hatte Angst, ihr wärt alle tot, wie Onkel Frank.“
„Wie kommst du denn darauf?“ fragte David.
„Ich weiß nicht, wo ich beginnen soll“, sagte sie.
„Am Anfang. Das ist gewöhnlich am besten.“ Thomas bot ihr einen Stuhl an.
David führte sie hin, und sie setzte sich. Ihre Beine zitterten noch immer. Sie sah die fünf alternden Männer an, die ihr so viel bedeuteten.
„Ihr seid alles, was mir auf dieser Welt geblieben ist“, bekannte sie leise.
„Und wir lieben dich, als wärst du unser eigenes Kind“, sagte David und nahm auf seinem Stuhl Platz.
„Ich weiß“, entgegnete sie. „Aber es ist eine Veränderung eingetreten, seit wir heute Morgen miteinander gesprochen haben.“
David betrachtete ihr Haar. „Ich sehe es. Schön, dass du meinem Rat gefolgt bist. Die neue Frisur gefällt mir.“
„Das meine ich nicht.“ Sie holte tief Luft. „Jack Dolan ist kein Schriftsteller“, stieß sie hervor, als wollte sie einen schlechten Geschmack im Mund loswerden.
David runzelte die Stirn. „Er hat nicht mit deinen Gefühlen gespielt, oder? Sonst werde ich …“
„Nein, nein … um Gottes willen. Ich fürchte, ich habe doch falsch angefangen.“
„Dann erlaube mir, dass ich helfe“, sagte Jack.
Alle drehten sich um und sahen den Mann, der im offenen Eingang erschienen war, erstaunt an.
„Jack, ich wollte gerade …“
„Das habe ich gehört.“ Er trat ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
„Ich glaube, Sie schulden uns eine Erklärung“, sagte John.
Jack runzelte die Stirn. „Nein, das glaube ich nicht. Trotzdem werde ich Ihnen mitteilen, was ich auch Isabella gesagt habe. Ich bin Agent des FBI.“
Die fünf Männer bekamen einen starren Blick und schwiegen. Jeder hatte sein eigenes Katastrophenszenario vor Augen.
Isabella sprach als Erste.
„Onkel David, er glaubt, dass Victor Ross der Mörder von Onkel Frank ist.“
Entsetzt rangen alle fünf Männer nach Atem. Dann redeten sie wild durcheinander.
„Warten Sie, bitte … warten Sie“, sagte Jack. „Einer nach dem anderen.“
„Ich stelle die offensichtlichste Frage zuerst“, begann David. „Warum sollte Franks Mörder sich die Mühe machen, den ganzen Weg bis nach Montana zu kommen? Uns hat man gesagt, Frank Walton sei das Opfer eines Überfalls geworden.“
Jack zögerte. Er wägte ab, ob er Frank Waltons wahre Identität preisgeben sollte. Dann entschied er sich dagegen.
„Das ist noch nicht geklärt“, sagte er. „Fest steht nur, dass der Mörder alle persönlichen Gegenstände aus dem Hotelzimmer entfernt hat; er wollte wohl Mr. Waltons Abreise vortäuschen. Dann hat er sein Flugticket benutzt.“
„Und ich habe ihn als Aushilfe beschäftigt“, klagte Isabella sich an. „Durch mich hatte er ein Dach über dem Kopf, Essen und Geld.“
„Du konntest nicht wissen, wer er war“, sagte David. „Niemand von uns konnte das. Vergiss nicht, ich habe ihn sogar behandelt, als er krank war. Wir sind nicht schuld an Franks Tod, nur weil dieser Mann uns hintergangen hat.“
„Ich weiß“, sagte sie. „Trotzdem …“ Sie erschauerte. „Ich komme nicht darüber hinweg. Er war in meinem Haus, in meinem Wohnzimmer, und hat sich mit mir über ein Gemälde unterhalten, als wäre er der harmloseste Mensch auf der Welt.“
„Welches Gemälde?“ fragte Jack. „Und warum in deiner Wohnung?“
„Das habe ich dir schon gesagt. Er hat mir geholfen, eine Tüte vom Auto hereinzutragen. Dann wartete er, damit ich ihm seinen Lohn auszahlen konnte.“
„Hast du ihm Bargeld gegeben?“
Sie nickte.
Jacks Verstand arbeitete fieberhaft. War Ross tatsächlich der Agent, für den er ihn
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