Eiskalte Versuche
umher, schalteten ihre Geräte ab und schlüpften aus den weißen Kitteln.
„Wir müssen uns beeilen“, sagte Thomas.
Innerhalb kürzester Zeit hatten sie das Labor verlassen. Die Metalltür war fest verschlossen, und sie saßen in den Wagen. Die Fahrt durch den Tunnel zum Aufzug dauerte acht Minuten. Das war nicht lange, aber eine Ewigkeit, wenn sie fürchten mussten, dass ihr Geheimnis entdeckt wurde.
Isabella legte den Hörer auf. Ihre Hände zitterten. Keiner der Onkel hatte abgehoben. Sie mochte nicht daran denken, was geschehen sein könnte. Die Vorstellung, die fünf Männer vielleicht für immer verloren zu haben, war schrecklich. Aber in den vergangenen Wochen hatte sie eine harte Lektion gelernt. Schlimme Dinge geschahen einfach, ob man darauf vorbereitet war oder nicht.
Sie wählte noch einmal die einzelnen Zimmer an. Ihre Onkel konnten sich zufällig in einem anderen Raum aufgehalten haben, als sie das erste Mal anrief. Aber der gesunde Menschenverstand sagte ihr, dass etwas nicht stimmte.
Sie versuchte, Jack zu erreichen. Er nahm nicht ab. Wohl, weil er noch im Bad war. Sie wollte nicht auf seine Rückkehr warten und rannte in das Büro hinter dem Empfang. Dort griff sie sich den Generalschlüssel und eilte zum Aufzug.
„Hallo, Isabella.“
Nicht jetzt.
Trotzdem blieb sie stehen und drehte sich um. Zwei ältere Rancher, die zum Essen hergekommen waren, kamen auf sie zu.
„Was hatte das eben zu bedeuten?“ fragte der erste.
„Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme“, erklärte sie. „Zum Glück erwies sie sich als unbegründet. Aber Sie wissen, wie das ist. Lieber einmal zu oft gewarnt als einmal zu wenig.“
„Gewarnt wovor?“ schaltete sich der andere Rancher ein.
Isabella zauderte nicht lange und log. Es ging um die Sicherheit der Menschen, die sie liebte. „Ich glaube, die Polizei sucht nach einem entlaufenen Sträfling. Zum Glück war es falscher Alarm. Sie können unbesorgt nach Hause fahren.“ Sie zwinkerte den beiden Männern zu. „Anhalter würde ich keine mitnehmen, wenn ich Sie wäre.“
Die Rancher runzelten die Stirn und reagierten entrüstet. „Wir haben keine Angst“, erklärte der erste. „In meinem Pick-up liegt eine Flinte, das sagte ich bereits.“
„Passen Sie nur auf, dass Sie nicht versehentlich Ihren Freund damit erschießen“, neckte Isabella ihn.
„Das wird er schon nicht“, schnaubte der andere. „Bevor wir in seinen Wagen steigen, entleere ich das Magazin.“
Die beiden waren noch immer in ihren gutmütigen Streit verwickelt, als sie das Hotel durch den Vordereingang verließen.
Mit einem erleichterten Seufzer eilte Isabella weiter. Sie erreichte den Aufzug, ohne noch einmal aufgehalten zu werden.
Wie immer kroch der alte Fahrstuhlkäfig ächzend und quietschend nach oben. Isabella kam die Fahrt bis ins letzte Stockwerk endlos vor. Dann hielt der Aufzug. Sie stieg aus, rannte den Korridor entlang und hämmerte an die erste Tür, während sie gleichzeitig den Schlüssel ins Schloss steckte.
David stieg als Erster aus dem winzigen Lift und hastete durch den begehbaren Schrank in sein Zimmer. Er wollte den Hörer abnehmen, um Isabella anzurufen, und erstarrte. Von draußen war gedämpft das unverkennbare Knarren und Rumpeln des alten Hotelfahrstuhls zu hören. Es war zu spät zum Telefonieren. Isabella war auf dem Weg nach oben und suchte sie.
„Beeilt euch“, sagte er. „Wir haben nicht viel Zeit.“ Er rannte zur Eingangstür, löste die Sicherheitskette und zog den Telefonstecker aus der Wand. Als er zu den anderen zurückeilte, um die lang bewährte Tarnung aufzubauen, vernahm er bereits das Geräusch der sich öffnenden Kabinentür.
Jasper stellte den klappbaren Kartentisch auf, während Thomas und John von überall im Zimmer Stühle herbeischleppten und um den Tisch gruppierten. Rufus riss eine Schreibtischschublade auf und holte das Kartenspiel und eine Dose mit Wertmarken heraus. Innerhalb von Sekunden saßen die fünf Männer um den Tisch versammelt, scheinbar tief versunken in ein Pokerspiel.
„Ich setze fünf Dollar“, sagte Jasper, als es klopfte und gleich darauf die Tür nach innen aufflog.
In gespielter Überraschung blickten alle fünf Männer hoch.
David stand auf, die Karten noch in seiner Hand.
„Isabella, Liebling! Stimmt etwas nicht?“
Isabella verließen vor Erleichterung die Kräfte. Pokern. Sie saßen alle in Onkel Davids Zimmer und spielten Karten.
„Ich habe angerufen – bei allen. Keiner hat
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