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Eiskalter Sommer

Eiskalter Sommer

Titel: Eiskalter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf S. Dietrich
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Arbeitsplatz. Er arbeitet in einem Hotel in Duhnen. Habe schon angerufen. Heute ist sein freier Tag.“
    Röverkamp sprang auf. „Also – worauf warten wir noch?“
    „Ich habe nur auf dich gewartet.“ Marie lächelte. Sie zog ihre Waffe aus dem Fach und steckte sie ins Holster. „Von mir aus können wir.“

    *

    Sichtlich überrascht empfing Daniel Bohm die Beamten an der Wohnungstür. „Polizei?“ Er starrte auf den Dienstausweis. „Sie wollen zu mir? Was ...?“
    „Können wir das drinnen besprechen?“, unterbrach ihn Hauptkommissar Röverkamp und lächelte aufmunternd.
    „Natürlich. Bitte kommen Sie herein.“
    Sie betraten eine kleine, einfach eingerichtete Wohnung. Es gab weder Bilder an den Wänden noch Gegenstände oder gar Blumen, die auf die Anwesenheit einer Frau hätten schließen lassen. Als sie Bohm im Wohnzimmer gegenübersaßen, legte Röverkamp das Foto auf den Tisch. „Kennen Sie diese Aufnahme?“
    Bohm starrte mit gesenktem Kopf auf das Bild. Auf seiner Stirn entdeckte Marie winzige Schweißperlen.
    Schließlich nickte er wortlos.
    Röverkamp räusperte sich. „Können Sie uns sagen, wer darauf zu sehen ist?“
    Erneut senkte Bohm den Kopf. „Mein Vater“, flüsterte er und machte eine Pause. „Jan Evers.“ Wieder eine Pause. „Sven Jensen ... und ... Herr Ostendorff.“
    „Dieses Foto“, sagte Marie Janssen, „wurde uns anonym zugeschickt. Kann es sein, dass wir es Ihnen verdanken?“
    In Daniel Bohm schien es zu arbeiten. „Ja“, bestätigte er schließlich tonlos.
    „Was wollten Sie damit erreichen?“
    „Mein Vater ...“ Er verstummte.
    „Ihr Vater“, fuhr Konrad Röverkamp fort, „ist ein halbes Jahr nach Ihrer Geburt ums Leben gekommen. Wissen Sie, woran er gestorben ist?“
    Wieder brauchte Bohm eine Weile für die Antwort. Schließlich nickte er unmerklich. „Erfroren. In seinem Auto. Auf der Autobahn. Das war dieser Winter ...“
    „... 1978/79“, ergänzte Marie. „Damals hat es mehrere Todesfälle dieser Art gegeben.“
    Hauptkommissar Röverkamp deutete auf das Foto. „Zwei Freunde Ihres Vaters sind ebenfalls erfroren. Allerdings nicht in jenem Winter, sondern in diesen Tagen. Während eines heißen Sommers. Jemand hat also gehörig nachgeholfen. Erkennen Sie da einen Zusammenhang?“
    Bohm schüttelte den Kopf und sah ratlos von einem zum anderen. „Sie haben doch in der Zeitung ... Ich meine, Sie suchen eine Verbindung zwischen ... Evers und Jensen. Und da dachte ich ... Ich wollte doch nur ... Weil die sich doch kennen müssen. Von früher.“
    „So ist es“, bestätigte Konrad Röverkamp. „Und sie waren mit Ihrem Vater befreundet. Und mit Hendrik Ostendorff. So lautet jedenfalls die Aufschrift auf dem Original. Waren die vier Freunde vielleicht zusammen bei der Bundeswehr?“
    „Ich war damals ...“
    „... ein halbes Jahr alt. Das wissen wir. Aber hat Ihre Mutter nie mit Ihnen über den Tod Ihres Vaters gesprochen? Zum Beispiel über die Umstände, die dazu geführt haben, dass er allein auf der Autobahn unterwegs war? An einem Wochenende?“
    Daniel Bohm knetete seine Hände. „Doch“, stieß er schließlich hervor. „Aber ...“
    „Aber?“
    „Meine Mutter hat ... ist ... Ich möchte nicht, dass sie in die Sache hineingezogen wird. Sie ist wieder verheiratet und glücklich. Wenn Sie mir versprechen, meine Mutter in Ruhe zu lassen, erzähle ich Ihnen, was ich weiß.“
    „Erzählen Sie, Herr Bohm.“ Konrad Röverkamps Stimme klang ermunternd und nachsichtig zugleich. „Wenn keine Fragen offenbleiben, müssen wir Ihre Mutter auch nicht behelligen.“
    Bohm holte tief Luft. „Ja, sie waren zusammen beim Bund. Kamen immer gemeinsam von Lüneburg nach Cuxhaven. Mein Vater war der einzige, der ein Auto besaß. Meine Mutter hat nicht geglaubt, dass mein Vater an jenem Wochenende allein gefahren ist. Sie war davon überzeugt, dass irgendetwas vorgefallen ist. Aber Evers, Jensen und Ostendorff haben gesagt, dass sie in der Scharnhorst-Kaserne in Lüneburg geblieben sind. Mein Vater sei trotz der schlechten Wetterbedingungen allein gefahren, weil er seine Frau und sein kleines Kind sehen wollte.“
    „Sind diese Aussagen überprüft worden?“, warf Marie ein.
    „Nein.“ Bohm schüttelte den Kopf. „Die Polizei hat sich nicht dafür interessiert. Es gab, hieß es, keine Anzeichen für Fremdverschulden. Mein Vater ist in seinem Auto eingeschlafen und erfroren. Das war alles.“
    „Womit wir wieder bei dieser doch etwas ausgefallenen

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