Eiskaltes Feuer
am Vorabend in Mailand gelandet und hatten die Nacht in der Villa am See verbracht.
Alicia konnte nicht aufhören zu lächeln, so viel Spaß hatte ihr das Fest mit den Kindern gemacht. Im Gespräch mit Maria, der Leiterin des Kinderheims, hatte sie von den zahlreichen Aktivitäten erfahren, die Dante das ganze Jahr über für Waisenkinder organisierte.
Und sie hatte ihn beobachtet, hatte gesehen, wie herzlich er mit den Kindern umging, wie er ein kleines Mädchen herumschwenkte und es zum Lachen brachte. Er kann also lieben, hatte sie gedacht. Nur mich nicht. Dann hatte sie sich geschämt, weil sie nur an sich dachte, während diese Kinder doch niemanden auf der Welt hatten. Genau wie sie damals.
Jetzt strahlte sie Dante an. „Das war ein herrlicher Tag. Vielen Dank! Ach, Dante, ich liebe …“ Sie unterbrach sich gerade noch rechtzeitig.
„Was denn?“ „Ach, nichts.“ Ich liebe dich , hätte sie beinahe gesagt. Gut, dass sie es nicht getan hatte!
In dieser Nacht in der Villa am See liebten sie sich wilder und leidenschaftlicher als je zuvor. Vielleicht, dachte Alicia, als sie später in Dantes Armen lag und seinen ruhigen Atemzügen lauschte, weil sie wusste, dass ihre gemeinsame Zeit zu Ende ging. Heute, mit den Kindern, hatte sie sich beinahe wieder normal gefühlt. Doch je länger sie blieb, desto mehr würde sie sich verlieren. Und irgendwann wäre sie nur noch ein Schatten ihrer selbst.
Am Sonntagmorgen flogen sie zurück nach Mailand, wo abends ein Wohltätigkeitsball zugunsten von Dantes Stiftung für Waisenkinder stattfinden sollte. Dante hatte den Nachmittag über zu tun, und Alicia wanderte ziellos durch den Palazzo. Sie versuchte mehrmals vergeblich, Melanie und Paolo in London zu erreichen, machte sich aber keine allzu großen Sorgen. Die beiden waren sicher spazieren gegangen.
Am frühen Abend hörte sie Dantes Schritte auf der Treppe. Sie stand am Fenster, als er von hinten an sie herantrat. Sein Duft hüllte sie ein wie ein vertrauter Umhang. Ihr Herz begann heftig zu pochen. Er küsste ihren Nacken, und sie schloss die Augen, als ein süßer Schmerz sie durchfuhr.
„ Bella , Alicia!“
Sie wandte sich um, sah, wie sein Blick voller Bewunderung über das bodenlange, goldschimmernde Chiffonkleid glitt. Er hatte darauf bestanden, dass sie es heute Abend trug, und es extra von Signora Pasquale anliefern lassen.
„Schuhe?“, fragte er lächelnd.
Sie zeigte ihm die zierlichen goldenen Ballerinas, in denen ihre Füße steckten. „Highheels sind einfach nicht mein Fall.“
Ihr Haar war kunstvoll aufgetürmt, einzelne Locken ringelten sich verspielt um ihr Gesicht. Goldene Kreolen baumelten von ihren Ohrläppchen, und ein schmaler Goldreif schmückte ihr Handgelenk.
Sie sah hinreißend aus. „Gehen wir“, sagte Dante rau.
Trotz der flachen Schuhe taten Alicia allmählich die Füße weh. Das festliche Dinner war längst vorüber, doch der prachtvolle Ballsaal wimmelte noch immer von Gästen. Dante hatte eine Rede gehalten, die Alicia wieder einmal vor Augen geführt hatte, wie warm und gefühlvoll er sein konnte. Wenn ihm etwas am Herzen lag. Hastig trank sie einen Schluck Champagner. Nein, nur kein Selbstmitleid …
In diesem Moment kam er auf sie zu, nahm ihr das Glas aus der Hand und küsste vor aller Augen zärtlich ihre Fingerspitzen. Was für ein exzellenter Schauspieler er doch ist, dachte sie ungewohnt zynisch.
Er zog sie mit sich fort, blieb aber dann so plötzlich stehen, dass sie gegen ihn stieß. Sie lugte hinter seinem Rücken hervor, um zu sehen, was ihn aufgehalten hatte. Eine Frau hatte ihn angesprochen, etwas älter als Alicia und bildschön. Dichtes schwarzes Haar, zartbrauner Teint, mandelförmige grüne Augen … sie sah wirklich umwerfend aus.
Alicia verstand nicht, worüber die beiden sprachen, aber sie hörte Dantes angespannte Stimme und spürte, wie er ihre Hand fester umschloss. Er stand halb vor ihr, als wollte er verhindern, dass sie Zeugin dieses Zusammentreffens wurde. Zornig über sein Verhalten, befreite sie sich aus seinem Griff. Was dachte er sich dabei, sie vor einer seiner Exgeliebten zu verstecken? Also trat sie vor, um der Frau ins Gesicht zu sehen.
Die Kälte und der Hass, die ihr aus den grünen Augen entgegenschlugen, erschreckten sie. Aber sie war fest entschlossen, die Form zu wahren. „Hallo, ich bin Alicia.“
Die Frau streifte ihre ausgestreckte Hand nur mit einem verächtlichen Blick, bevor sie sich wieder Dante zuwandte. Ihr
Weitere Kostenlose Bücher