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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Umkleide. »Zieh dich an.«
    Fünf Minuten später schloss Wes von außen die Tür zur Sporthalle ab und sicherte das Gebäude für die Nacht. »Ich wette, morgen fällt die Schule aus«, bemerkte er. Leichter Graupel fiel, vermischt mit einem tristen Regen, der sofort gefror. »Pass auf, dass du nicht hinfällst. Es ist schon ziemlich glatt.«
    Vorsichtig arbeiteten sie sich zum Lehrerparkplatz vor, wo Wes einen eigenen Stellplatz hatte, reserviert für den sportlichen Leiter der Cleary Highschool, der Heimat der Fighting Cougars.
    Die Wischerblätter kämpften unermüdlich gegen den gefrierenden Regen auf dem beheizten Glas an. Scott bibberte in seinem Mantel und stopfte die Fäuste in die flanellgefütterten Manteltaschen. Sein Magen knurrte. »Hoffentlich hat Mom das Essen fertig.«
    »Du kannst dir was aus dem Drugstore holen.« Scott drehte den Kopf und sah Wes an. Der sah weiter auf die Straße. »Wir halten dort kurz an, bevor wir heimfahren.«
    Scott rutschte tiefer in seinen Sitz, schlang den Mantel enger um sich und starrte trübsinnig durch die Windschutzscheibe , während sie über die Main Street rollten. In den meisten Schaufenstern hingen »Geschlossen«-Schilder. Die Läden hatten zugemacht, bevor das Unwetter richtig einsetzte. Aber so wie es aussah, war niemand direkt nach Hause gefahren. Die Straßen waren voll, vor allem rund um den Supermarkt, der immer noch geöffnet hatte und gute Geschäfte machte.
    All das nahm Scott wahr, allerdings nur unbewusst, bis sein Dad an einer der beiden Ampeln auf der Main Street hielt. Gedankenverloren starrte er durch die verregnete Scheibe, bis sein Blick zufällig auf den Flyer fiel, der an einen Telefonmasten getackert war.
    Vermisst!
    Unter der fetten Überschrift war ein Schwarz-Weiß-Foto von Millicent Gunn abgedruckt, gefolgt von einer knappen Personenbeschreibung, dem Datum, an dem sie verschwunden war, und zuletzt einer Liste von Telefonnummern, die man anrufen konnte, wenn man etwas über ihren Verbleib wusste.
    Scott schloss die Augen und rief sich ins Gedächtnis, wie Millicent ausgesehen hatte, als er ihr das letzte Mal begegnet war.
    Als er die Augen wieder aufschlug, war der Wagen weitergerollt und das Flugblatt nicht mehr zu sehen.

Kapitel 4
    Bist du sicher, dass wir alles haben, was wir brauchen könnten? Wasserflaschen und Essensdosen?«
    Marilee Ritt gab sich Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, wie wütend sie war. »Ja, William. Ich habe die Einkaufsliste, die du mir mitgegeben hast, extra noch mal kontrolliert, bevor ich aus dem Supermarkt raus bin. Ich habe sogar noch am Elektroladen Halt gemacht, um neue Taschenlampenbatterien zu kaufen, weil es im Supermarkt keine mehr gab.«
    Ihr Bruder spähte durch das große Fenster des Drugstores, der seinen Namen trug. Auf der Main Street krochen die Autos dahin, nicht wegen der Straßenverhältnisse, die immer unwägbarer wurden, sondern weil der Verkehr so dicht war. Die Menschen hatten es eilig, dorthin zu kommen, wo sie den Sturm überdauern wollten.
    »Der Wetterbericht sagt, diesmal könnte es schlimm kommen und mehrere Tage dauern.«
    »Ich höre auch Radio, und ich sehe auch fern, William.«
    Er sah seine Schwester kurz an. »Ich wollte damit nicht sagen, dass du inkompetent wärst. Nur manchmal ein bisschen zerstreut. Wir wäre es mit einem Kakao? Aufs Haus.«
    Sie blickte durch das Fenster auf die langsam dahinziehende Autoschlange. »Ich glaube nicht, dass ich schneller heimkomme, wenn ich jetzt fahre, also schön. Ich hätte gern einen Kakao.«
    Er begleitete sie zur Kaffeetheke vorn im Laden und bedeutete ihr, auf einem der Chromhocker an der Theke Platz zu nehmen. »Linda, Marilee möchte einen Kakao.«
    »Mit extra viel Schlagsahne, bitte«, sagte Marilee lächelnd zu der Frau hinter der Theke.
    »Kommt sofort, Miss Marilee.«
    Linda Wexler hatte schon an der Kaffeebar gearbeitet, lang bevor William Ritt den Drugstore gekauft hatte. Er war klug genug gewesen, Linda zu behalten, als er das Geschäft übernahm. Sie war eine Institution, kannte jeden im Ort und wusste, wer Milch in seinen Kaffee haben wollte und wer ihn schwarz trank. Den Tunfischsalat machte sie jeden Morgen frisch, und sie wäre nicht auf die Idee gekommen, für die Hamburger, die sie auf Bestellung an ihrem Grill zubereitete, tiefgefrorenes Hackfleisch zu verwenden.
    »Ist das Chaos da draußen zu fassen?«, fragte sie, während sie die Milch für den Kakao in eine Stielkasserolle schüttete. »Ich weiß noch, wie

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