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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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stehen Sie dazu, dass er bei den Damen so beliebt ist?«, fragte Marilee.
    Wes' Blick kam wieder auf ihr zu liegen, dann zwinkerte er ihr zu. »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.«
    Sie sah in ihre Tasse und suchte nervös nach einer Erwiderung. »Scott macht sich auch im Nachhilfeunterricht gut. Seine Aufsätze sind bedeutend besser geworden.«
    »Nachdem Sie ihn unterrichten, muss er schließlich was lernen.«
    Im Herbst hatte sich Wes wenige Wochen nach Schulanfang an sie gewandt und gefragt, ob sie Scott samstagmorgens und sonntagabends Nachhilfe geben könne. Er bot ihr an, eine Aufwandsentschädigung für ihre Bemühungen zu zahlen, was sie anfangs abgelehnt hatte. Er hatte sich nicht abbringen lassen.
    Letzten Endes hatte Marilee das angebotene Honorar akzeptiert und eingewilligt, Scott zu helfen, nicht nur, weil sie wusste, wie wichtig es war, dass er bei den Aufnahmeprüfungen fürs College gut abschnitt, sondern auch, weil nur die wenigsten Wes Hamer etwas abschlagen und das durchhalten konnten.
    »Ich hoffe, Sie sind zufrieden mit dem, was Sie für Ihr Geld bekommen«, sagte sie jetzt zu ihm.
    »Falls ich das nicht wäre, wären Sie die Erste, die es erfährt, Marilee.« Er grinste sie an, und seine Augen funkelten.
    Wes hielt Marilees Blick ein paar Sekunden lang gefangen, dann bat er Linda, die beiden Kakaos auf seine Rechnung zu setzen, und verschwand zu William und Scott in den Apothekenbereich.
    »Merkwürdig.« Marilee fragte sich, was die Hamers mit ihrem Bruder zu besprechen hatten.
    Aber Linda war damit beschäftigt, die Bestellung eines weiteren Kunden auszuführen, und hörte sie nicht.
    Lilly rätselte immer noch, woher Ben Tierney wusste, dass sie eine Hütte auf dem Cleary Peak hatte, als er genervt fragte: »Haben Sie einen besseren Vorschlag?«
    Die wütenden Windböen ließen sie nicht lange nachdenken. »Nein. Wir sollten in die Hütte gehen.«
    »Lassen Sie uns erst nach Ihrem Wagen sehen.«
    Obwohl er äußerst wacklig auf den Beinen war, schafften sie es ohne weiteren Zwischenfall zu ihrem Wagen. Sie stieg auf der Fahrerseite ein. Er schob ihren Koffer beiseite und kletterte auf den Rücksitz, weil die rechte Hälfte des Armaturenbrettes in den Beifahrersitz gerammt worden war. Nachdem er die Tür zugezogen hatte, streifte er die Handschuhe ab und ließ die Stirn gegen den rechten Handballen sinken.
    »Werden Sie wieder ohnmächtig?«, fragte Lilly.
    »Nein. Dafür haben wir keine Zeit.« Er senkte die Hand und sah sie über die Rückenlehne hinweg scharf an, wobei er sie kritisch von Kopf bis Fuß musterte. »Sie sind zu dünn angezogen.«
    »Was Sie nicht sagen.« Ihre Zähne klapperten. »Was haben Sie in Ihrem Koffer? Irgendwas Brauchbares?«
    »Nichts Wärmeres als das, was ich anhabe.« Offenbar wollte er sich mit eigenen Augen davon überzeugen, denn er öffnete auf der Rückbank den Koffer. Er durchsuchte ihre Kleidung und wühlte dabei rücksichtslos in Unterwäsche, Nachthemden, Socken, dünnen Hosen und Tops. »Thermounterwäsche?«
    »Nein.«
    Er warf ihr einen Wollpullover zu. »Ziehen Sie den über Ihre Sachen.«
    Sie zog den Mantel nur kurz aus, um den Pullover überzustreifen. »Zeigen Sie mir Ihre Stiefel.«
    »Meine…«
    »Stiefel«, erklärte er ungeduldig. Sie krempelte das Hosenbein hoch und streckte das Bein so hoch, dass er es sehen konnte. Er verzog das Gesicht. Dann nahm er mehrere Paar Socken aus dem Koffer und reichte sie nach vorn. »Stecken Sie die in Ihre Taschen. Und den hier nehmen Sie auch. Den können Sie anziehen, sobald wir in der Hütte sind.« Er gab ihr einen dünnen seidenen Rollkragenpullover, den sie ursprünglich gekauft hatte, um ihn unter ihrem Skianorak anzuziehen.
    Sie schreckte zusammen, weil er unvermittelt über die Rückenlehne gefasst und in ihre Haare gegriffen hatte. »Feucht.« Gleich darauf ließ er die Haare wieder los, aber Lilly war froh, dass er ihr nasses Haar gemeint hatte und nicht die zusammengeknüllten Slips, die er in der anderen Hand hielt. »Haben Sie eine Mütze? Oder irgendeine Kopfbedeckung?«
    »Ich hatte nicht vor, lange draußen herumzuspazieren.«
    »Sie brauchen was für Ihren Kopf.«
    Er warf die Unterhosen in den Koffer zurück und zog die Picknickdecke von seinen Schultern. »Beugen Sie sich her.«
    Sie kniete sich auf den Sitz und beugte sich über die Rückenlehne. Er faltete die Decke zu einem Kopftuch, das er über ihren Kopf zog und vor ihrer Brust zusammenknotete. Dann knöpfte er den Mantel

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