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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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brauchen.«
    Er nahm sie ihr ab und tippte ihr damit verspielt auf die Nasenspitze. »Danke. Bis später.«
    Während sie Wes nachschaute, fing Marilee im Spiegel Williams vielsagendes Schmunzeln auf. Sie ignorierte es und sagte: »Sieht so aus, als wollte doch niemand frühstücken.«
    »Ich brate mir ein paar Eier.« Er schaltete die Grillplatte ein. »Willst du auch welche?«
    »Nein danke. Du hättest das mit Blue für dich behalten sollen.«
    »Was?«
    »Den Codenamen. Ich weiß nicht, ob dir Begleys Reaktion aufgefallen ist. Eigentlich sollen nur Angehörige der Polizei von dem blauen Band wissen. Du hast mir davon erzählt. Nachdem Wes dir davon erzählt hatte. Wer hat es Wes erzählt?«
    William ließ einen Klecks Butter auf die Grillplatte fallen, wo sie zischend zerschmolz. »Der hat es direkt von der Quelle.«
    »Von Dutch.«
    »Von wem denn sonst?«
    »Er ist Polizeichef!«, rief sie aus. »Er sollte nicht so dumm sein, Wes von Spuren zu erzählen, die eigentlich geheim bleiben sollen.«
    »Die beiden sind alte Freunde. Busenfreunde.« Er schlug zwei Eier auf die Platte. »Die haben keine Geheimnisse voreinander. Wieso soll das überhaupt so schlimm sein?«
    »Es könnte die Ermittlungen erschweren.«
    »Ich wüsste nicht, wie.«
    »Wenn du und ich davon wissen, werden auch andere davon wissen, oder?«
    Er langte nach dem Salzstreuer und salzte seine Eier. »Und was ändert das, nachdem man Blue inzwischen identifiziert hat?«
    »Nichts, nehme ich an.«
    »Trotzdem«, sagte er und wendete die Eier, »sollte uns das eine Lektion sein, Marilee.«
    »Und welche?«
    »In dieser Stadt bleibt nichts geheim.« Er lächelte sie an, aber sie hatte das unangenehme Gefühl, dass es kein so wohlwollendes Lächeln war, wie er vorgab.

Kapitel 17
    Lilly stupste mit der Zehenspitze gegen das am Boden liegende eingerollte Band aus blauem Samt. Sie hatte es in einer Seitentasche von Tierneys Rucksack gefunden, während sie nach Hinweisen auf eine andere Frau in seinem Leben gesucht hatte. Ohne dass sie etwas zu sagen brauchte, hob sie den Blick und sah ihn an.
    »Ich habe es gefunden«, sagte er.
    »Gefunden?«
    »Gestern.«
    »Wo?«
    Er nickte mit dem Kinn zur Kuppe des Cleary Peak hin.
    »Es hat einfach so auf dem Waldboden gelegen? Ein blaues Samtband?«
    »Es hatte sich an einem Zweig verfangen«, sagte er. »Und flatterte im Wind. Deshalb habe ich es bemerkt.«
    Ihr Misstrauen war nicht zu übersehen.
    »Hör zu, ich weiß, warum du so ausgeflippt bist, als du es gesehen hast«, sagte er. »Ich weiß, was du denken musst.«
    »Und woher weißt du das?«
    »Jeder weiß von den blauen Bändern, Lilly.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nur die Polizei und der Täter wissen davon.«
    »Nein«, widersprach Tierney ruhig. »Jeder. Dutchs Police Department ist wirklich nicht wasserdicht. Jemand hat durchsickern lassen, dass an dem vermutlichen Tatort der verschiedenen Entführungen jeweils ein blaues Band zurückgelassen wurde.«
    Das hatte Dutch ihr auch erzählt, aber streng vertraulich. »Sie haben diese Informationen zurückgehalten.«
    »Nicht besonders gut. Ich habe gehört, wie im Drugstore darüber gesprochen wurde«, sagte er. »Einmal erklärte der Besitzer des Drugstores, während ich meine gereinigten Sachen abholte, der Dame vor mir, dass sie sich vor Blue in Acht nehmen sollte, sie wusste genau, worüber er sprach. Jeder weiß Bescheid.«
    Er nickte zu dem Band hin. »Ich weiß nicht, ob das so ein Band ist, wie es Blue zurücklässt, aber es ist verdammt komisch, in der Wildnis darüberzustolpem. Darum habe ich es von dem Zweig gezogen, in meinen Rucksack gesteckt und wollte es mit in den Ort nehmen, um es der Polizei zu übergeben.«
    »Gestern Abend hast du nichts davon gesagt.«
    »Es war nicht von Bedeutung.«
    »Diese vermissten Frauen sind seit zwei Jahren das wichtigste Thema in Cleary. Wenn ich etwas gefunden hätte, was ein wichtiges Beweisstück sein könnte, hätte ich hundertprozentig darüber gesprochen.«
    »Es war mir entfallen.«
    »Ich habe dich gefragt, ob du irgendwas Nützliches in deinem Rucksack hast. Du hast nein gesagt. Warum hast du bei der Gelegenheit das Band nicht erwähnt? Warum hast du nicht gesagt: ›Nein, was Nützliches ist nicht drin, aber sieh dir an, was ich heute an einem Busch gefunden habe‹?«
    »Und wenn ich es gesagt hätte? Denk doch mal nach, Lilly. Hättest du mich dann nicht für Blue gehalten?«
    Darauf hatte sie keine Antwort. Sie hatte auf so viele Fragen keine

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