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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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müsste, um Begleys Gespräch mit Dutch nicht mitzuhören.
    Stattdessen fuhr er sich nervös über die Lippen und sagte: »Auf eine verrückte Weise klingt das gar nicht so abwegig.«
    »Ach! Und warum, Mr Ritt?«
    »Na ja, außer ihm kennen sich alle im Ort. Mr Tierney ist fremd hier. Wir wissen kaum etwas über ihn.«
    »Und was wissen Sie über ihn?«, fragte Special Agent Wise.
    »Nur das, was ich beobachtet habe, wenn er in den Laden kommt.«
    »Wie oft kommt das vor?«
    »Wenn er hier ist, kommt er häufig. Er zieht immer…« William sah verunsichert in die Runde. »Wahrscheinlich hat es nichts zu bedeuten.«
    »Was, Mr Ritt?« Begley klatschte ungeduldig die Handschuhe in die offene Handfläche. »Überlassen Sie uns die Entscheidung, ob das, was Sie beobachtet haben, wichtig ist oder nicht.«
    »Na ja, es ist nur so, dass er immer Aufmerksamkeit erregt, wenn er im Laden ist.«
    »Aufmerksamkeit?« Begley warf Wise einen Seitenblick zu, »Bei wem?«
    »Den Frauen«, erwiderte William schlicht. »Er zieht sie magnetisch an.« Dann sah er Wes an und ergänzte: »Ich habe mitbekommen, wie du und Dutch und eure Freunde über ihn geredet habt. Jemand hat ihn als eitlen Pfau bezeichnet.«
    »Schuldig.« Wes hob die Rechte. »Ich glaub, der Kerl weiß genau, dass die Frauen auf diesen rauen, leicht verlebten Typus stehen.«
    Alle Blicke richteten sich auf Marilee, die merkte, wie sie verlegen errötete. »Ich habe Mr Tierney nur ein paar Mal gesehen, aber ich habe einige seiner Artikel gelesen. Ehrlich gesagt sind sie ziemlich gut, wenn man sich für solche Dinge interessiert.«
    Begley tat das offenbar nicht. Er wandte sich wieder an William. »Spricht er ab und zu Frauen an?«
    »Ständig.«
    »Und worüber redet er mit ihnen?«
    »Ich mache es mir nicht zur Angewohnheit, meine Kunden zu belauschen.«
    Das Gegenteil ist längst bewiesen, dachte Marilee. Gerade eben hatte er zugegeben, dass er Wes' und Dutchs Gespräch belauscht hatte.
    Begley reagierte gleichfalls mit einem skeptischen Blick auf Williams Behauptung, aber er nahm sie kommentarlos hin. »Was kauft Tierney gewöhnlich, wenn er vorbeikommt? Falls Sie uns das sagen können, ohne gegen ein Berufsgeheimnis zu verstoßen«, ergänzte er mit leiser Ironie.
    William lächelte ihn tatsächlich an. »Aber ja, schließlich hat er nie ein Rezept eingelöst. Er kauft Lippenbalsam, Sonnenschutzmittel, Zahnpasta, Einwegrasierer. Nichts Außergewöhnliches, falls Sie danach fragen.«
    »Genau.«
    »Nichts Außergewöhnliches. Merkwürdig ist höchstens, dass er immer nur eine Sache kauft. An einem Tag Pflaster, am nächsten eine Schachtel Schmerztabletten, wieder einen Tag später ein Taschenbuch.«
    »So als würde er nach Gründen suchen, um herzukommen?«, bohrte Begley nach.
    »Wenn ich es jetzt bedenke, schon. Und man könnte meinen, dass er vor allem dann in den Laden kommt, wenn Hochbetrieb ist. Am Nachmittag bis Spätnachmittag. Viele meiner Kunden kaufen ein, bevor sie nach Hause fahren.«
    »Millicent Gunn auch?«
    »Natürlich. Viele Kinder aus der Highschool kommen nach der Schule an die Kaffeetheke. Solange sie sich anständig benehmen, lasse ich sie…«
    »Waren Ben Tierney und Millicent Gunn je gleichzeitig im Laden?«
    William wollte schon antworten, als ihm plötzlich bewusst wurde, wie viel von seiner Antwort abhing, und er den Kiefer zuklappte. Er sah sie nacheinander an und schien dann dahinzuwelken, wobei er langsam nickte. »Vorletzte Woche. Nur ein paar Tage, bevor sie verschwand.«
    »Haben sie miteinander gesprochen?«, fragte Wise. William nickte wieder.
    Begley wandte sich an Wes. »Wo finden wir diesen Streulaster?«
    »Wenn Sie mir folgen möchten, bringe ich Sie hin.« Begley wartete nicht ab, bis Wes voranging. Er drehte sich um, marschierte mit langen Schritten aus dem Drugstore und zog im Gehen die Handschuhe an.
    »Ist er immer so schnell?«, fragte William Wise, der in seinen Kleiderschichten wühlte, um an sein Portemonnaie zu kommen.
    »Nein. Er war die ganze Nacht auf, deshalb ist er heute Morgen ein bisschen langsamer als sonst. Was sind wir Ihnen schuldig?«
    William winkte ab. »Das geht aufs Haus.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache.«
    Wise nickte William zu, tippte an eine imaginäre Hutkrempe, um sich von Marilee zu verabschieden, und verschwand, um Begley nachzueilen.
    Wes wollte ihnen schon folgen, als sie ihn zurückrief und ihm die Lederhandschuhe reichte, die er auf der Theke liegen gelassen hatte. »Die wirst du

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