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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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handfester Beweis fehlte, um ihn festzunageln.
    Er zielte mit dem Finger auf Begley. »Ich brauche keine weiteren Ermittlungen, um zu wissen, dass dieses Schwein die letzte Nacht mit meiner Frau verbracht hat. Falls er ihr auch nur ein Haar gekrümmt hat, sollten Sie zu Gott beten, dass Sie vor mir bei ihm sind.«
    Er drehte ihnen den Rücken zu, marschierte zur Theke, packte Cal Hawkins am Kragen und zerrte ihn vom Barhocker. »Los geht's.«
    »Falls mir dieser blöde Wichser mit seinem Temperament den Fall versaut, drehe ich ihm den verfickten Kragen um.«
    So sprach der FBI-Agent, der Dutch keine sechzig Sekunden zuvor erklärt hatte, dass er keine Fäkalsprache duldete.
    Er und der jüngere Agent rückten mit so entschlossenen Mienen und so einschüchternder Körperhaltung auf die Kaffeetheke vor, dass Marilee am liebsten instinktiv zurückgewichen wäre. Der Ältere bellte: »Weiß einer von Ihnen, wohin er fährt?«
    »Den Berg hoch, um Lilly zu retten.« Wes stand auf und streckte die Rechte vor. »Wes Hamer, Vorsitzender des Gemeinderates und Cheftrainer des Footballteams an unserer Highschool.«
    Er gab beiden die Hand, während sie sich ihrerseits vorstellten. Wes winkte die kleinen Ledermappen beiseite, die sie dabei gezückt hatten. »Ich brauche keine Ausweise. Wir wissen, dass Sie vom FBI sind. Ich habe Sie schon ein-, zweimal in der Stadt gesehen«, sagte er zu Wise. Dann deutete er auf sie und William hinter der Theke. »William Ritt und seine Schwester Marilee Ritt.«
    »Möchten Sie noch etwas?«, fragte William. »Noch einen Kaffee? Oder vielleicht ein Frühstück?«
    »Nein danke.« Marilee sah dem einen namens Begley an, dass ihm der Austausch von Höflichkeiten auf die Nerven ging. »Ich habe gehört, dass Burton und seine Frau geschieden sind und sie sich wieder Lilly Martin nennt.«
    »Er kann das nur schwer akzeptieren«, bestätigte William.
    »Sie haben vor ein paar Jahren ein Kind, eine Tochter verloren«, erklärte Wes. »Auf so eine Tragödie reagieren die Menschen ganz unterschiedlich.«
    Begley sah seinen Partner an, als wollte er ihn anweisen, alles in Gedanken zu notieren. Marilee war sicher, dass er das bereits getan hatte.
    »Wissen Sie, warum sie mit Ben Tierney eingeschlossen ist?«, fragte Begley. »Wollten sich die beiden da oben treffen?«
    »Sicher weiß ich das natürlich nicht, aber ich bezweifle schwer, dass sie ein Rendezvous haben.« Wes erzählte ihnen, dass die Hütte früher den Burtons gehört hatte und erst kürzlich verkauft worden war. »Gestern Nachmittag waren die beiden oben, um die letzten Sachen rauszuräumen. Dutch ist kurz vor Lilly losgefahren. Offenbar hatte sie auf dem Weg in den Ort einen Unfall, in den Tierney verwickelt war. Sie hat eine rätselhafte Nachricht auf Dutchs Handy hinterlassen, dass Tierney verletzt sei, sie beide in der Hütte wären und Dutch so bald wie möglich Hilfe schicken sollte.«
    »Was ist das für eine Verletzung?«
    »Das hat sie nicht gesagt und auch nicht, ob er schwer verletzt ist. Seither haben wir nichts mehr von ihr gehört. Das Festnetztelefon wurde schon abgemeldet, und das Mobilfunknetz ist in dieser bergigen Gegend beschissen - entschuldigen Sie, Mr Begley. Selbst an guten Tagen ist der Handyempfang bestenfalls mäßig. Bei schlechtem Wetter kann man ihn vergessen.«
    Wes nahm Begleys Schweigen als Aufforderung fortzufahren. »Dutch rief mich gestern Abend an, weil ich ihm helfen sollte, Cal Hawkins zu finden. Den Kerl, den er eben rausgeschleift hat. Er besitzt den einzigen Streulaster im Ort.« Er erzählte von dem abgebrochenen Versuch, die Bergstraße hinaufzufahren. »Schließlich musste sogar Dutch einsehen, dass es unmöglich war. Er ist felsenfest entschlossen, es heute früh noch einmal zu versuchen. Deshalb wollte er so schnell los.«
    Wise sagte: »Ich habe nicht allzu viel Hoffnung, dass er es heute Morgen schafft.«
    »Versuchen Sie ihm das klarzumachen.«
    »Ich würde auch gern zu dieser Hütte fahren.« Begley schlüpfte in seinen Mantel. »Dass Burton mit gezogener Waffe den Berg stürmt, können wir überhaupt nicht brauchen.«
    »Glauben Sie wirklich, dass Ben Tierney dieser Blue ist?«
    »Wo haben Sie das gehört?« William, der diese Frage törichterweise gestellt hatte, wurde von Begley mit einem Blick fixiert, der ein heranstürmendes Rhinozeros aufgehalten hätte. Er hielt den Ladenbesitzer jedenfalls davon ab, die Antwort zu geben, die ihm auf der Zunge lag, nämlich dass er taub sein

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