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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Kopfende erreicht hatte, schob er die rechte Hand durch das Eisengeflecht.
    »Und jetzt schließt du die linke Hand fest.«
    »Lilly, ich flehe dich an, zwing mich nicht dazu.«
    Sie sagte nichts, sondern starrte ihn über den kurzen Lauf der Waffe hinweg an, bis er nachgab und auch die linke Hand fesselte. »Jetzt zieh mit aller Kraft, damit ich sehen kann, ob sie wirklich verschlossen sind.«
    Er zog mehrmals so fest an, dass Metall scheppernd auf Metall schlug. Er war sicher gefesselt.
    Lillys Arme sanken wie unter einer tonnenschweren Last nach unten. Sie sackte gegen die Wand in ihrem Rücken und rutschte daran abwärts, bis ihr Hintern auf dem Boden aufsetzte. Dann ließ sie den Kopf auf die angewinkelten Knie sinken. Bis zu diesem Augenblick hatte sie gar nicht gemerkt, wie schrecklich sie fror. Vielleicht zitterte sie auch vor Angst.
    Sie fürchtete, dass sie mit der Annahme, er könnte Blue sein, Recht hatte. Genauso fürchtete sie, dass sie sich irrte. Indem sie Tierney ans Bett gekettet hatte, hatte sie sich möglicherweise zum Tod durch Ersticken verurteilt.
    Nein. Sie weigerte sich, über etwas anderes als das blanke Überleben nachzudenken. Sterben war keine Option. Der Tod hatte schon ihre Tochter um ein langes Leben betrogen. Sie würde sich verflucht noch mal nicht auch noch betrügen lassen.
    Nach ein paar Sekunden richtete sie sich wieder auf. Ohne Tierney auch nur anzusehen, kehrte sie ins Wohnzimmer zurück.
    »Du musst mehr Feuerholz ins Haus holen, solange du noch kräftig genug bist«, rief er ihr nach.
    Sie weigerte sich, mit ihm zu sprechen, aber genau das hatte sie auch gerade gedacht. Das Leder ihrer Stiefel war feucht und kalt, aber sie zwängte ihre Füße hinein, ohne Rücksicht darauf, wie unbequem sie waren.
    Tierneys Mütze war steif von getrocknetem Blut, aber sie war dadurch weniger behindert, als wenn sie die unhandliche Picknickdecke als Kopftuch verwendete. Sie zog die Mütze über die Ohren und bis zu den Augenbrauen herab. Außerdem nahm sie seinen Schal und wickelte ihn um den Hals sowie um Mund und Nase. Ihre kaschmirgefütterten Handschuhe schützten nur unzulänglich gegen diese brachiale Kälte, aber sie waren besser als nichts. Als sie fertig war, öffnete sie die Tür. Er beobachtete sie vom Schlafzimmer aus und rief: »Um Gottes willen, Lilly, lass mich das machen. Du kannst mich die ganze Zeit mit der Waffe in Schach halten. Das ist mir egal. Aber lass mich das machen.«
    »Nein.«
    »Die kalte Luft…«
    »Ruhe.«
    »Jesus«, fluchte er. »Bleib bloß auf der Veranda. Und hol die Scheite ins Haus, bevor du sie spaltest.«
    Ein guter Rat. Er hatte wirklich einen ausgezeichneten Überlebensinstinkt. Ob er die Frauen schnell dazu brachte, ihm zu vertrauen? Ganz offenkundig. Fünf hatten ihm jedenfalls vertraut. Sechs, sie eingeschlossen.
    In der Hütte war es kalt, aber das war kein Vergleich mit draußen. Die eisige Luft schnitt ihr in die Wangen. Sie musste die Augen zu Schlitzen zusammenkneifen. Die Plane, die Tierney über den Stapel mit Feuerholz gebreitet hatte, war mit einer Handbreit Schnee überzogen, der unter das Verandadach geweht worden war.
    Sie fasste unter die Plane und zog einen Scheit vom Stapel. Er war so schwer, dass er aus ihrer Hand rutschte und knapp neben ihrem Zeh auf die Planken der Veranda rumpelte. Unbeholfen hob sie ihn auf und legte ihn in den Arm, während sie die Tür aufschob. Sie trug ihn ins Haus und drückte die Tür mit dem Fuß wieder zu.
    Nachdem sie den Scheit auf dem Kaminrand abgestellt hatte, hielt sie inne und atmete tief durch den Mund ein, um ihre Lungen zu füllen und um sich zu überzeugen, dass sie mühelos atmen konnte.
    »Lilly, ist alles in Ordnung?«
    Sie versuchte ihn auszublenden und konzentrierte sich darauf, die Luft durch ihre enger werdenden Bronchien zu pressen.
    »Lilly?«
    Er klang aufrichtig besorgt. Die Handschellen klapperten gegen die Eisenstäbe, so fest zog er daran. Sie wandte sich vom Kamin ab und trat in sein Blickfeld. »Hör auf, mich anzubrüllen, Ich bin okay.«
    »Einen Scheiß bist du.«
    »Es geht mir gut, wenn man davon absieht, dass ich mit einem Serienverbrecher gefangen bin. Was hast du mit ihnen angestellt, nachdem du ihnen die Handschellen angelegt hast, Tierney? Hast du sie gequält und vergewaltigt, bevor du sie ermordet hast?«
    »Wenn ich so was tun würde, warum habe ich dich dann nicht gequält, vergewaltigt und ermordet?«
    »Weil ich Dutch angerufen und ihm eine Nachricht

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