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Eisnacht

Eisnacht

Titel: Eisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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hinterlassen habe, dass ich hier mit dir zusammen bin.« Plötzlich wurde ihr einiges klar. »Jetzt begreife ich, warum du jedes Mal zusammengezuckt hast, wenn ich seinen Namen erwähnt habe, warum du dir so viele Gedanken um ihn gemacht hast und warum du mich über unsere gegenwärtige Beziehung aushorchen wolltest.«
    »Weil ich wissen wollte, ob du immer noch in ihn verliebt bist.«
    Genau das hatte sie auch angenommen. Er hatte ihr weisgemacht, dass er nur aus Eifersucht so hartnäckig nach Dutch, dem Exmann, fragte. Sie war ihm auf den Leim gegangen und daher nicht nur auf ihn, sondern auch auf sich selbst wütend. »Für dich ist jeder Atemzug zu viel.«
    Er ruckte mehrmals zornig an den Handschellen. Zum Glück hielten sie.
    Sie ging wieder nach draußen. Beinahe eine Stunde lang mühte sie sich ab, ein Scheit nach dem anderen ins Haus zu tragen. Jeder kam ihr schwerer vor als der vorige. Die Arbeit wurde zunehmend anstrengender. Die Ruhepausen zwischen den einzelnen Gängen wurden länger.
    Zum Glück waren einige der Scheite klein genug, um Feuer zu fangen, als sie den Zunder darunter anfachte, und sie genoss die Wärme am Kamin. Das kleine Beil war, wie befürchtet, nicht in der Lage, die großen Scheite zu teilen.
    Sie wog ab, ob sie zum Schuppen gehen und die Axt holen sollte, die Tierney übersehen hatte, entschied sich aber dagegen, aus Angst, den Rückweg nicht zu schaffen: Stattdessen nahm sie das Beil und hackte damit auf das Holz ein, bis sie genug abgespalten hatte, damit das Feuer ein paar Stunden durchhielt.
    Sie wusste nur nicht, ob sie so lange durchhalten würde. »Lilly?«
    Eine halbe Stunde hatte sie auf der Matratze gesessen, den Rücken an das Sofa gelehnt, um sich auszuruhen und um endlich wieder zu Atem zu kommen. »Lilly, antworte mir.«
    Sie ließ den Kopf an die Seitenlehne des Sofas sinken und schloss die Augen. »Was ist?«
    »Wie geht es dir?«
    Sie war versucht, ihm nicht zu antworten, aber er hatte sie seit fünf Minuten immer wieder gerufen. Offenkundig würde er erst aufhören, wenn sie geantwortet hatte.
    Sie warf die Decke ab, stand auf und schleppte sich an die offene Schlafzimmertür. »Was willst du?«
    »Mein Gott, Lilly.« Auf seinem Gesicht zeichnete sich Entsetzen ab, womit er ihre düstere Ahnung bestätigte, dass sie wie ein Zombie aussah. Sie hatte sich schon öfter in den Klauen eines Asthmaanfalles gesehen. Es war kein schöner Anblick. »Ist dir warm genug?«, fragte sie schroff. »Du bekommst nicht genug Sauerstoff.« Sie wollte sich schon abwenden, als er schnell hinzufügte: »Ich könnte eine Decke für meine Beine brauchen.«
    Sie holte eine von der Matratze. Die gewobene Wolle hatte die Wärme vom Kamin gespeichert. Am Fußende des Bettes stehend, breitete sie die Decke über ihn und wartete, bis sich der Stoff über seine ausgestreckten Beine gelegt hatte.
    »Danke.«
    »Keine Ursache.« Ihr fiel auf, dass seine Handgelenke aufgescheuert waren, weil er so an seinen Handschellen zerrte. »Das wird dir nichts nützen. Du wirst dir nur wehtun.«
    Er sah auf die geröteten Stellen.
    »Das habe ich auch eingesehen.« Er krümmte mehrmals die Finger. »Meine Hände werden allmählich taub, weil sich das Blut staut. Ich war nicht besonders schlau, als ich mich ans Kopfende gefesselt habe. Ich hätte die Hände tiefer halten sollen. Auf Hüfthöhe. Dann würde ich nicht so verdreht und unbequem sitzen.«
    »Schlecht geplant.«
    »Ich nehme nicht an, dass ich dich überreden könnte, die Handschellen kurz aufzuschließen…«
    »Nein.«
    »Dachte ich mir.« Er setzte sich mit schmerzverzogenem Gesicht auf, aber sie gab dem Mitleid, das er erwecken wollte, nicht nach.
    »Bist du hungrig?«
    »Mir knurrt der Magen.«
    »Ich bringe dir was.«
    »Kaffee?«
    »Okay.«
    »Das zählt aber als Wasserration.«
    Ein Pfadfinder durch und durch. Allzeit bereit.
    Fünf Minuten später kehrte sie mit einer Tasse frischem Kaffee und einem Teller voller Cracker mit Erdnussbutter zurück, Vorräte, die sie aus dem Auto mitgenommen hatten.
    Sie sagte: »Ich habe die Waffe bei den Handschellenschlüsseln im Wohnzimmer gelassen.« Sie trat zur Seite, damit er an ihr vorbei auf den Couchtisch sehen konnte. »Wenn du mit dem Gedanken spielst, mich mit dem Kaffee zu verbrühen oder mich mit den Beinen einzuklemmen oder mich sonst irgendwie zu überwältigen, wird dir das nichts helfen. Du kommst trotzdem nicht an die Waffe oder die Schlüssel.«
    »Sehr clever.«
    Sie stellte Kaffee und

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