Eisprinzessin
Spalt zwischen ihren Brüsten und von dort weiter zum Bauch hinunter, umkreiste zuerst ihren Nabel, bohrte sich hinein, zog weiter abwärts, öffnete den Gürtel des Bademantels ganz und wanderte den fingerbreiten ausrasierten Streifen dunkelblonder Schamhaare entlang. Er befeuchtete seinen Finger noch einmal mit der Zunge und steckte ihn da hinein, wo es feucht und heiß war. Als er den Finger wieder herausziehen wollte, presste sie ihre Hand auf seine und ließ den Kopf nach hinten fallen. Der Turban löste sich, ihr langes, noch feuchtes Haar klatschte auf ihren Rücken. Er küsste sie auf den Mund, und als kurz darauf sein Handy im Flur in seiner Jackentasche klingelte, ließ Marlu ihn nicht mehr gehen.
Als sie später ihren Turban aufsammelte und den Bademantel wie ein erbeutetes Fell hinter sich her ins Bad schleifte, war es fast Mitternacht. Meißner checkte sein Telefon und sah, dass es Brunner gewesen war, der angerufen hatte. Er hatte keine Nachricht hinterlassen.
Als er zu Bett ging, fiel ihm ein, dass er das, weswegen er eigentlich gekommen war, gar nicht bekommen hatte: das legendäre Tiramisu von Marlus Mama. Aber so war es im Leben ja öfter.
Marlu kam aus dem Bad und küsste ihn aufs Ohr. Er murrte, war schon fast eingeschlafen. Quasi aus dem Hinterhalt flüsterte sie: »Warst du eigentlich mal wieder bei Carola und ihrem Baby? Wie geht’s den beiden?«
»Gut«, grunzte er.
»Gibt’s was Neues?«, fragte sie.
Die Zeit war zu knapp, um noch eine Strategie zu entwickeln, und nach gutem Sex war er praktisch sowieso wehrlos.
»Ja«, sagte er deshalb, ganz ohne jede Ausflucht. »Ich hab doch keinen Sohn.«
Sie schlang die Arme um ihn und hielt ihn fest. So schliefen sie zusammen ein.
ACHT
Als der Wecker klingelte, fiel Meißner zuerst das Tiramisu wieder ein, dann Brunners Anruf. Er rasierte sich, während Marlu in der Küche hantierte. Sie hatte ihm das Tellerchen mit dem Tiramisu auf den Tisch gestellt und schenkte ihm einen Espresso aus der Kanne ein.
»Gut, dass wir das gestern vergessen haben«, sagte sie. »Ich hab eh nichts anderes mehr im Haus. Nicht mal Milch.«
»Wer braucht schon Milch in den Kaffee?« Meißner schnitt das Tiramisu vorsichtig in der Mitte durch. Marlu küsste ihn auf den Nacken.
»Brunner hat gestern noch angerufen.«
»Und? Was wollte er?«
»Keine Ahnung. Hat keine Nachricht hinterlassen.«
»Vielleicht ist die Helmer ja wieder da«, sagte Marlu und schaufelte sich ihre Hälfte Tiramisu in den Mund.
Als sie ins Präsidium kamen, war von Brunner nichts zu sehen.
»Wir könnten uns heute mal ihre Facebook-Freunde ansehen«, sagte Meißner. »Überhaupt ihre Spuren im Netz. Von manchen Leuten erfährt man da mehr, als man eigentlich wissen will.«
»Schon«, antwortete Marlu, »aber alles darf man auch nicht glauben. Manche stricken sich Existenzen zusammen, dass du meinst, sie seien die x-te Reinkarnation des Dalai Lama oder eine Kreuzung aus Gisèle Bündchen und Madame Curie.« Sie fuhr ihren Computer hoch.
»Interessante Vorstellung«, meinte Meißner. »Aber was, wenn sich dabei die Intelligenz der Bündchen und die Knollennase von Marie Curie durchsetzen?«
»Das wäre ungefähr so wie eine Kreuzung aus deinem Bizeps mit Brunners Stammtisch-Rhetorik.« Meißner schluckte, aber Marlu redete einfach weiter. »Gestern in der Kantine ging’s um Schulschwänzer, und Axel hat doch tatsächlich behauptet, die bayerische harte Linie sei das einzig Wahre gegen diese Plage. Mit folgender Begründung, falls du es noch nicht gewusst hast: Jedes ungeahndete Schulschwänzen führt unweigerlich auf die schiefe Bahn. Erst Hip-Hop und Hosen mit tiefem Schritt, dann Haschisch und Hoodies und schließlich Autos knacken und Drogendealen.«
»Genau das sage ich auch immer. Ich seh übrigens gerade, dass Charlotte Helmer gar keinen Facebook-Account hat, zumindest nicht unter ihrem Klarnamen.«
»Dann lass dir was einfallen.«
Holler streckte den Kopf zur Tür herein. »Habt ihr schon von der Gaudi gestern Abend gehört?«
»Was für eine Gaudi?«, fragte Marlu.
»Die mit dem Mann der Vermissten, diesem Eberl.« Holler sah in zwei verblüffte Gesichter. »Der Axel wollte dir doch Bescheid sagen, Stefan. Hast du dein Handy mal wieder im Auto liegen lassen?«
Meißner machte eine vage Handbewegung. »Was ist denn passiert?«
»Zwei Kollegen von der Streife sind gestern am späten Abend von einem Hausbesitzer angerufen worden. Hausfriedensbruch. Ein Mann hatte sich
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