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Eisprinzessin

Eisprinzessin

Titel: Eisprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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zum Gelände der Donau-Kühlung bemerkte Meißner einen weiteren Aufruhr. Ein Team des regionalen Fernsehsenders intv diskutierte mit den Beamten, die das Gelände abriegelten. Wie hatten die so schnell Wind von der Sache bekommen?
    »Geh doch mal hin und hör dich um, was die Journalisten schon wissen«, sagte Brunner, und Meißner begriff erst verzögert, dass er tatsächlich ihn meinte.
    »Nicht meine Baustelle«, erwiderte er. »Darum kümmerst du dich mal schön selbst.« Aber dann trottete er doch hinter Brunner her zum Tor.
    »Na, meine Herrschaften«, begrüßte Brunner die Presseleute, »was führt Sie denn hierher? Gibt’s hier etwas, worüber es zu berichten lohnt?«
    »Das sollten wir wohl besser Sie fragen«, antwortete ein junger Mann, der allenfalls Volontär sein konnte.
    »Wie kommen Sie hierher?«, wiederholte Brunner seine Frage.
    »Wir sind angerufen worden. Von Nachbarn im Industriegebiet. Beim Helmer im Kühlhaus läuft irgendwas, ist uns gesagt worden. Und jetzt möchten wir von Ihnen gern mehr dazu wissen. Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, informiert zu werden.«
    »Worüber denn?«, fragte Brunner.
    »Gibt’s einen neuen Fleischskandal? Pferdefleisch? Müssen die Verbraucher sich mal wieder Sorgen machen?«
    Brunner winkte ab. »Hier geht’s nicht um Tierfleisch«, sagte er, und Meißner traute seinen Ohren nicht. War die Wortwahl Absicht oder Dummheit?
    »Worum denn? Hauptkommissar Meißner, Sie sind doch von der Mordkommission!«, rief eine blonde Redakteurin, die ihm bekannt vorkam.
    »Kriminalpolizei«, sagte er, »einfach nur Kriminalpolizei. Wir ermitteln hier zwar, aber bisher haben wir keine Hinweise auf ein Verbrechen finden können.«
    »Um welche Art von Verbrechen könnte es sich denn handeln?«
    »Darüber kann ich leider keine Auskünfte geben. Und jetzt fahren Sie bitte wieder. Wenn wir Informationen für Sie haben, werden wir uns bei Ihnen melden.«
    Die Meute trollte sich, aber Brunner schien ein bisschen enttäuscht zu sein, dass er nicht größer rausgekommen war.
    Andreas Helmer hatte sich abseits von der Einfahrt und dem Presserummel gehalten und kam ihnen jetzt entgegen.
    »Es geht nicht um Tierfleisch.« Helmer spuckte die Worte fast aus. »Was seid ihr zwei doch für tumbe Sesselfurzer!« Im Eifer des Gefechts duzte er die beiden Beamten.
    »Schon mal davon gehört, dass Rufschädigung einem Unternehmer Kopf und Kragen und seinen Mitarbeitern den Arbeitsplatz kosten kann? Manche Leute müssen sich ihr Geld draußen in der freien Wirtschaft verdienen. Die kassieren kein monatliches Beamtengehalt, egal ob sie fleißig waren oder sich vor der Arbeit gedrückt haben, ob sie erfolgreich waren oder nur Mist verzapft haben und egal ob sie überhaupt zu ihrem Dienst erschienen oder krank zu Hause im Bett geblieben sind und ihre Kopfschmerzen auskuriert haben. Bei Ihnen wächst doch nichts als Ihr Arsch, der vom Sessel jahrelang platt gedrückt wird. Und natürlich Ihre Besoldungsgruppe und Ihr Pensionsanspruch. Sie sollten nicht so arrogant mit Leuten umgehen, die reale Werte und dazu noch Arbeitsplätze für die Region schaffen. Wenn sich mir irgendwie die Möglichkeit bietet, werde ich Sie fertigmachen!«, drohte Andreas Helmer. Er schüttelte die Faust und stürmte zu seinem Wagen.
    »Äh, Herr Helmer?« Als Meißner ihm nachsetzte, fühlte er sich auch ohne Trenchcoat und Glasauge ein bisschen wie Colombo. »Eine Frage noch. Warum erzählt mir Ihr Vater, seine Frau, also Ihre Mutter, wäre vor siebzehn Jahren gestorben?«
    Der Junior wurde blass um die Nase.
    »Wieso hat er mich angelogen?«
    »Fragen Sie ihn«, zischte der Unternehmer. »Ist doch Ihr Job.« Er ließ den Fünfhundert- PS -Dieselmotor seines Q 7 aufheulen, setzte zurück und raste dann in einem Tempo auf die Ausfahrt zu, dass die restlichen Presseleute erschrocken zur Seite sprangen. Mit quietschenden Reifen bog er auf die Straße.
    Sesselfurzer. Dabei war die Kripo doch eine ziemlich bewegliche Truppe. Klar, sie waren nicht gerade das SEK oder die Tatort-Kommissare, die zu Fuß oder auf dem Fahrrad Verdächtigen hinterherjagten. Aber Meißner bildete sich auf seinen immer noch einigermaßen straffen Hintern trotzdem etwas ein. Junge Leute, Sturm und Drang. Der Herr Jungunternehmer würde es schon noch am eigenen Leib erfahren, dass man vom Herumkurven mit einem SUV auch nicht automatisch schlank und fit blieb.
    Meißner war auf dem Weg nach Wettstetten, dem großen Helmer’schen

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