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Eisprinzessin

Eisprinzessin

Titel: Eisprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Graf-Riemann
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Achseln.
    Aber schon als Rossberg die Halle betrat, wünschte er sich, er hätte doch lieber die Stiefel angezogen.
    »Wo ist die Leiche?«
    »In der Kiste«, informierte ihn Brunner. »Wir haben sie nach der Leichenschau wieder zugemacht.«
    Auf der Todesbescheinigung, die ein Ingolstädter Arzt ausgestellt hatte, sah Rossberg, dass unter Todesart »ungeklärt« und unter Todesursache »unbekannt« eingetragen war. Nur dass die eingefrorene Frau tot war, hatte der Mediziner zweifelsfrei feststellen können. Die Rubrik »Personenangaben« war leer.
    »Und, was meinst du?«, fragte Brunner ihn.
    »Was soll ich schon meinen?« Rossberg sah den neuen Kollegen überrascht an. »Wir machen hier unsere Arbeit. Die Kollegen werden auch gleich da sein, aber ob wir hier so was wie Fingerabdrücke finden werden, ist eher fraglich. Es sei denn, ihr habt ein Paar passende Handschuhe gleich mit in der Kiste gefunden. Ohne Handschuhe und Mütze kann man es hier drinnen ja gar nicht aushalten.«
    Brunner stand noch immer dreißig Zentimeter hinter ihm, als Rossberg den Deckel der Kiste anhob.
    »Dass ein Mensch in so eine kleine Kiste passt«, sagte Rossberg, um irgendetwas zu sagen und ansonsten in Ruhe diesen zusammengekauerten Menschen, starr und kalt wie ein Eisblock, zu betrachten. An der rechten Gesichtshälfte, die man von oben sehen konnte, sowie an den Extremitäten war von Fremdeinwirkung nichts zu erkennen.
    »Und?«, fragte Brunner.
    »Was und?« Dieser Typ konnte einem wirklich auf die Nerven gehen. »Ich seh auch nicht mehr als ihr. Ich mach einfach meinen Job, und wenn ich was finde, sag ich dir Bescheid. Noch was?«
    Endlich zog Brunner ab und überließ Rossberg und seinen Kollegen, die kurz darauf eintrafen, das Feld.
    * * *
    Meißner hatte gleich am frühen Morgen Dr. Kern, den Rechtsmediziner aus München, verständigt. Er entschied anhand der Bilder aus Ingolstadt, dass die Leiche zu ihm nach München in die Nussbaumstraße gebracht werden sollte.
    »Lasst sie ruhig in ihrer Thermokiste drin. Die ist doch eh ideal für den Transport.«
    Ob er nicht lieber herkommen wolle, fragte ihn Meißner.
    »Na, Meißner, ich bin doch kein Polarforscher und hab auch keine Eissägen an Bord wie die schwimmenden Fischfabriken. Weißt scho, die, die ihr Fischfilet sofort nach dem Fang schockgefrieren und die Blöcke dann feinsäuberlich in Fischstäbchen zersägen.« Er lachte.
    Meißner hatte kein Bedürfnis, das Gleichnis zu kommentieren. Er kannte Dr. Kern seit vielen Jahren. Raue Schale, weicher Kern, auch wenn er manchmal Eissägen und Fischfabriken bemühte.
    »Knochensägen hätt ich zwar schon, aber die sind für Eis ganz ungeeignet. Eurer Permafrost-Leiche passiert eh nix. Die Mammuts in Sibirien haben so Jahrtausende überdauert. Weißt, was ich mein?«
    Meißner wusste es.
    »Da müssen wir uns nicht einmal beeilen, weil sie erst auftauen muss. Wenn’s euch recht ist, würd ich die angelieferte Leiche bei uns unter ein paar Wärmelampen auftauen und dann auf herkömmliche Weise obduzieren.«
    »Wie lange wird das Auftauen dauern?«, wollte Meißner wissen. »Wir haben die Leiche ja noch nicht offiziell identifiziert. Ich würd auch gern ihren Mann mitnehmen nach München, wenn sie …«
    »Sie muss so weit aufgetaut sein, dass wir sie aus der Kiste rausbringen. Vom Kollegen hab ich schon gehört, dass der Ehemann in U-Haft sitzt und den Mord an seiner Frau gestanden hat. Wenn ihr zur Leiche auch schon den geständigen Täter habt, dann brennt ja schon gleich gar nix an. Außerdem haben die Kollegen erzählt, dass der Neue nicht nur den Mann ins Gefängnis gebracht, sondern auch die Leiche im Kühlhaus gefunden hat. Was hast du denn in der Zeit gemacht? Warst auf Urlaub?«
    Meißner und Kern kannten sich seit ungefähr zwanzig Jahren. Von daher ging Meißner davon aus, dass das Nachbohren des Mediziners etwas anderes war als das übliche Derblecken.
    »Aber egal, ist doch toll, wenn der Täter geständig und das Opfer gefunden ist. Gut, die Reihenfolge ist vielleicht andersrum als bei normalen Fällen, aber …«
    Meißner ließ ihn einfach reden.
    »Traust du der Sache vielleicht nicht?«, fragte Kern. »Ist dir das alles zu einfach, oder bist du ang’fressen, weil du den Fall nicht selbst hast lösen können, sondern ein anderer schneller war? Geh weida! Lass halt einen anderen auch mal was gelten. Der kann auch mal was zustande bringen, selbst wenn er unsympathisch ist. Davon geht die Welt nicht unter. Du musst

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