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Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Titel: Eisseele - Schlieper, B: Eisseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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weil eure so kurz sind«, kontert Saskia.
    »Süße, beruhig dich«, sagt Zoe leise zu ihrer Freundin. »Jetzt ganz cool am See aufzulaufen, ist das Beste, was du machen kannst. Da merkt der gute Fynn sofort, dass er sicher nicht das Zeug dazu hat, dich zu verletzen. Dass du einfach eine Nummer zu groß für ihn bist.«
    »Zu groß? Wie meinst du das?«, fragt Saskia misstrauisch nach.
    »Meine Güte. Zu groß im Sinne von zu cool, zu erfahren, zu tough. Nicht im Sinne von zu dick«, fügt Zoe schnell hinzu und verdreht die Augen.
    Saskia kaut kurz an ihrem Daumennagel, nickt dann endlich.
    Sie lassen sich unter einem riesigen Baum bei Julian und Leo nieder. Ein paar fangen an, eine Art Beachvolleyball ohne Beach und ohne Netz zu spielen. Lilly lackiert ihre Zehennägel nach. Saskia sitzt in Bluse auf der Decke und starrt Richtung Ruderclub.
    Zoe versucht Gegenstände oder Tiere in den wenigen Wolken zu deuten. Sie identifiziert ein Autowrack, einen toten Wal und ein brennendes Haus. Dann ist ihr langweilig.
    »Wer geht mit Schwimmen?«, fragt sie in die Runde.
    Die anderen Mädels gucken sie gequält an. Der See ist sehr schnell sehr tief. Also auch sehr schnell sehr kalt.
    Zoe ist schon am Ufer, dreht sich noch mal um. »Was ist jetzt? Nur Memmen hier?«
    Das lassen zumindest Julian und Daniel sich nicht vorwerfen und veranstalten einen Wettlauf zum See. Zoe schmeißt sich hinter ihnen in das Wasser, ihr Atem bleibt ihr kurz weg, so kalt ist es. Doch schon nach einer Weile hat sie sich an die Temperatur gewöhnt und schwimmt mit ruhigen Zügen eine große Runde. Ihre Haut ist krebsrot, als sie wieder rauskommt. Julian und Daniel liegen schon lange wieder auf ihren Handtüchern. Zoe schüttelt sich über Kim, der sehr sichtbar kalt wird. Ihre Brustwarzen stellen sich auf.
    »Mach ich dich so an?«, lacht Daniel und versucht verführerisch zu klingen.
    »Pass mal auf, Kindermilchschnitte. Meld dich wieder bei mir, wenn du durch den Stimmbruch bist«, kontert Kim.
    Sie bleiben bis zum späten Nachmittag da liegen.
    »Ist es nicht schön hier?«, fragt Lilly in den Himmel.
    »Die Idylle pur. Fehlt nur noch, dass wir ein Lagerfeuer und Stockbrot machen«, stöhnt Zoe.
    »Du kannst es echt nicht haben, wenn es einfach mal nur gut ist, was?«, fragt Lilly erstaunt, dreht sich auf den Rücken und schließt genießerisch die Augen.
    Erst eine kleine Ewigkeit später flüstert Zoe ein »Stimmt« in die Sommerluft.

Auftauchen
    M orgen schon was vor?«
    Zoe hatte gar nicht gemerkt, dass Carl in der Schlange am Schulkiosk hinter ihr steht.
    »Warum?« Zoe dreht sich noch nicht mal um.
    »Willst du eine Frage mit einer Frage beantworten?«
    »Ich brauche mehr Infos, ehe ich antworte.«
    »Okay. Wenn du also nichts Besseres vorhast, möchte ich dich gerne zu einem Ausflug einladen. Zu einem abenteuerlichen Ausflug.«
    »Wohin?«
    »Mehr Infos gibt es nicht. Wir treffen uns um vier am Denkmal. Du bist dran.«
    Sie zuckt. Merkt dann, dass er mit dem letzten Satz meinte, dass sie jetzt an der Reihe ist und bestellen kann. Sie kauft ihr Mineralwasser, vergisst die Waffel, die sie Kim mitbringen sollte, und geht schnell.
    Soll sie sich darauf einlassen? Ausgerechnet am Denkmal will er sich treffen. Das vermooste Monument am Waldrand ist ein berüchtigter Treffpunkt für Alk-Gelage. Wobei: Das beginnt immer erst in der Dämmerung. Was versteht Carl wohl unter einem ›abenteuerlichen Ausflug‹? Sie hat keine Angst. Aber sie weiß nicht, wie weit sie ihm trauen kann. Und sich selber.
    Sie ist unkonzentriert in Mathe, kritzelt ein Kästchen nach dem anderen in ihrem Heft voll. Eigentlich weiß sie jetzt schon, dass sie hingehen wird. Sie braucht nur noch eine gute Erklärung für sich selbst.
    »Carl wird mich für feige halten, wenn ich nicht komme«, sagt sie sich. »Kim wird im Stall abhängen und Saskia ist am Wochenende mit ihren Eltern auf Besuch bei Oma im Westerwald. Da hat sonst eh keiner Zeit«, redet sie sich ein.
    Was sie sich nicht eingesteht, ist, dass sie Carl einfach sehen will. Und beeindrucken will. Mit ihrem Mut, ihrer Coolness.
    Immerhin schafft sie es, ein bisschen zu spät zu sein. Den winzigen Triumph, ihn einige Minuten im Ungewissen zu lassen, gönnt sie sich. Er kommentiert es nicht, sitzt scheinbar gelassen am Fuße des Denkmals. Sie lehnt ihr Rad gegen einen Baum, geht auf ihn zu und lässt sich neben ihn in den Schatten fallen.
    »Und nun?«, fragt sie nach einigen Minuten.
    »Jetzt beginnt das Abenteuer.

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