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Eistod

Eistod

Titel: Eistod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Theurillat
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Kittel. »Wenn nicht, sind Sie nämlich falsch hier.«
    »Ich suche Dr. Gürtler«, sagte Eschenbach. Es war der Name des Arztes, der am 27 . Dezember den Krankentransport von Carla Schwob begleitet hatte.
    »Das bin zufälligerweise ich«, sagte der Mann. Er wies auf das kleine Schildchen an seinem Kittel.
    »Eschenbach.« Dem Kommissar fiel nichts Besseres ein, als seinen Dienstausweis zu zeigen. Einen Zürcher Polizistenausweis. »Ich bin Kriminalbeamter und würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen … es betrifft eine Notaufnahme im Dezember, reine Routine.«
    Der Mann kratzte sich nachdenklich am Hals und Eschenbach vermutete Schlimmes. Seit seine Dienstkollegen einen ganzen Zug Basler Fußballfans auf einem Stumpengleis vor Zürich – weit weg vom Hardturmstadion – festgehalten hatten, herrschte Eiszeit zwischen den beiden Städten.
    »Also gut«, brummte Gürtler. »Schießen Sie los.«
    Eschenbach fand heraus, dass Carla Schwob noch während des Transports gestorben war. Da sie von der Wallstrasse kam, hatte man nachträglich ein Drogenscreening durchgeführt. Ein paar Amphetamine und Koks. So genau wusste es Gürtler nicht mehr.
    »Dazu kam, dass sie schwer unterkühlt war … alles zusammen keine hübsche Sache. Ich erinnere mich deshalb daran, weil wir zwei Tage später noch einen hatten. An der Heuwaage. Als sie den brachten, war er steif wie ein Brett … Müsste eigentlich alles bei euch sein. Sie sind doch von der Polizei, oder?«
    »Natürlich, klar.« Eschenbach nickte.
    »Da war nämlich schon einmal einer hier … vor ein paar Tagen. Der hat haargenau dasselbe gefragt wie Sie.« Der Mann kratzte sich wieder am Hals. »Zeigen Sie mir noch mal Ihren Ausweis?«
    Der Kommissar seufzte, als er den Ausweis zückte. »Ich bin allerdings aus Zürich – Kripo Zürich.«
    »Das war der andere auch … dasselbe Ding. Zeigen Sie mal her!« Gürtler hielt den Plastikfetzen auf Augenhöhe. »Eschenbach, Eschenbach … ja, genau. Der hieß auch Eschenbach! Also bei euch Zürchern wundert mich gar nichts mehr, ehrlich.«
    »Wollen Sie mich jetzt veräppeln?«
    »Ich?« Gürtler lachte schallend.
    »Ich meine, sind Sie sicher?«
    »Na klar! Eschenbach. Das ist doch dieses Kaff im Sankt Gallischen. Da war ich drei Wochen in der Verlegung … in der Rekrutenschule. Dass ich da nicht gleich draufgekommen bin.«
    Der Kommissar verstand die Welt nicht mehr. Nachdem er einen Moment geschwiegen hatte, zuckte er die Achseln. »Nun, ich kann’s jedenfalls nicht gewesen sein.«
    Wieder lachte Gürtler.
    »Ich wäre froh, Sie könnten mir die Person beschreiben, die mit meinem Ausweis in der Gegend rumläuft.«
    Gürtler kniff die Augen zu: »Etwas kleiner als Sie, vielleicht. Und jünger … jünger auf jeden Fall.«
    »Geht’s etwas genauer? Ich meine, blond, dunkel, lange Haare, kurze Haare, dick, dünn, breites Gesicht, schmales Gesicht …« Eschenbach ging die Luft aus. »Die halbe Welt ist jünger als ich.«
    »Er trug eine Wollmütze … was weiß ich, was der für Haare hatte. Ist wie Sie einfach hereingelatscht … in die Notaufnahme.«
    Es sah aus, als dachte Gürtler einen Moment nach. »Draußen hat’s geschneit wie blöd. Bei all den Leuten, die kommen und gehen. Rund um die Uhr. Arbeiten Sie mal hier … siebzig Stunden die Woche.«
    »Würden Sie ihn wiedererkennen, auf einem Foto zum Beispiel.«
    »Vermutlich schon.«
    »Haben Sie E-Mail?«
    »Wer hat das nicht …« Der Arzt suchte in seinen Hosentaschen nach einer Visitenkarte. »Hier, steht alles drauf.«
    »Gut, ich melde mich.« Bevor Eschenbach hinaus ins Freie trat, drehte er sich noch einmal um und rief: »Danke übrigens. Sie haben mir sehr geholfen.«

30
    Es war kurz vor halb acht Uhr abends, als Jagmetti in der alten Mühle an der Forchstrasse eintraf.
    »Du bist zu spät!«, maulte Lenz.
    »Aber nicht der Letzte«, sagte Jagmetti.
    »Eschenbach hat angerufen.« Die Miene von Ewald Lenz wurde finster. »Seine Tochter ist wieder im Spital. Offenbar sind Drogen im Spiel. Er hat nicht viel gesagt … vielleicht kommt er später noch dazu.«
    Jagmetti biss sich auf die Unterlippe. »Mist«, sagte er.
    Sie gingen in die Stube und setzten sich an den Tisch. Jagmetti erzählte, was er in Zürich herausgefunden hatte. »Vier Kontakt- und Anlaufstellen für Drogenabhängige, bei der Kaserne, in Brunau, in Selnau und in Oerlikon; dann die Jugendberatung Streetwork an der Wasserwerkstrasse, ein Bus für Frauen auf dem

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