Eiswein (German Edition)
vergessen, dass sie dieses Hotel leitete.
Von Christoph @ Julia
14:35 Guten Morgen Julia!
Es war eine wundervolle Nacht mir dir.
Julia strich mit den Fingerspitzen über den Bildschirm, als diese Zeile in ihrer Mailbox auftauchte.
Von Julia @ Christoph
14:53 Guten Morgen (?) Christoph!
Nicht nur für dich.
Ihre Finger flogen über die Tastatur.
Seine Antwort ließ nicht lange auf sich warten.
Von Christoph @ Julia
15:30 Re: Guten Morgen (?) Christoph!
Ich möchte mehr davon haben. Welche Chance habe ich, dich kurzfristig aus deinem Hotel zu entführen?
Von Julia @ Christoph
16:04 Spinner
Keine. Wir haben Hochsaison, weißt du doch.
Als sie zwei Stunden später wieder an ihrem PC saß, blinkte der Mailmelder. Sie klickte ihn an und rief ihre Mails ab. Eine war von Christoph.
Von Christoph @ Julia
17:37 Re: Spinner
Julia, ich werde am 27. Juli in Salzburg sein. Das ist ja nicht weit weg von dir und deinem Hotel. Fahr mit mir da hin, bitte. Ich lade dich ein, weil ich so gerne möchte, dass wir ein bisschen Zeit weit weg von deiner Arbeit und deinem Umfeld miteinander verbringen. Magst du?
Sie dachte einen Augenblick lang nach. Es würde schwierig werden, das Haus in der Saison zu verlassen. Andererseits hatte Karl am 27. Juli Dienst, da könnte sie vielleicht etwas arrangieren. Völlig verrückt das alles, das war ihr klar. Sie wollte nur einfach nicht darüber nachdenken.
Von Julia @ Christoph
18:22 Re: Spinner
Salzburg am 27. Juli? Schwierig, weil wir das Haus voll haben. Ich versuch’s, aber sicher ist es nicht.
Wie erwartet traf kurz darauf Christophs Mail ein:
Von Christoph @ Julia
18:41 Re: Spinner
Ich hab jetzt mal ein Zimmer für uns beide im Hotel Ancient Austria gebucht. Freue mich drauf, dich zu sehen. Wie lange kannst du bleiben?
Julia überflog den Dienstplan an der Wand. Dann antwortete sie:
Von Julia @ Christoph
19:18 Re: Re: Re: Spinner
Eine Nacht.
Von Christoph @ Julia
22:35 Schade!
So kurz nur! Aber das ist schon in Ordnung. Rühr ja keinen Mann an inzwischen, hörst du?
Von Julia @ Christoph
23:09 Re: Schade.
:P
***
Er saß am Fenster, als sie das Restaurant betrat. Zögernd ging sie zu seinem Tisch.
»Läuft gut hier, nicht?«, fragte er, ohne sich nach ihr umzusehen.
»Was willst du?«
»Einfach mal vorbeischauen, wie’s euch so geht.«
Er wandte sich ihr zu und musterte sie von oben bis unten. Sie hasste es, wenn er sie so ansah.
»Danke der Nachfrage. Es geht uns gut, wie du siehst. Und jetzt trink deinen Kaffee aus und verschwinde.«
Als sie sich von seinem Tisch wegdrehen wollte, hielt er sie am Handgelenk zurück.
»Setz dich, ich habe mit dir zu reden.«
Julia entwand sich seinem Griff und beugte sich zu ihm hinunter.
»Robert, wir haben nichts mehr miteinander zu besprechen, und schon gar nicht hier. Lass lieber deinen Anwalt eines seiner netten Briefchen an mich schreiben. Wenn ich Zeit habe, lese ich mir das durch, und wenn ich denke, es ist notwendig, antworte ich drauf. Über meinen Anwalt. Und jetzt geh!«
Robert saß reglos da und starrte wieder aus dem Fenster. Julia konnte sehen, wie sich seine Backenmuskeln unter der fahlen Haut anspannten. Seine sehnigen Finger umschlossen die Kaffeetasse, die er fast leergetrunken hatte, und erinnerten sie an eine Zeit, die sie nur allzu gerne vergessen hätte.
»Das mit dem Hotel ist noch nicht durch«, sagte er und wandte sich erneut nach ihr um.
»Geh, bevor ich Karl rufe. Wenn du glaubst, irgendetwas klären zu müssen, das unsere Scheidung betrifft, geh zu deinem Anwalt. Bitte!«
»Es gibt sehr wohl noch was zu klären, Frau Steiner.«
»Neubauer«, korrigierte sie ihn eisig.
Ein spöttisches Lächeln glitt über sein Gesicht.
»Frau Neubauer , entschuldige.« Seine Stimme troff vor Sarkasmus. »Wie konnte ich das nur vergessen! Steiner war dir nicht fein genug, musstest ja sofort deinen Mädchennamen wieder annehmen.«
Julia hörte Schritte hinter sich und gab dem Mann ein Zeichen, der durch das Restaurant auf sie zukam.
»Der Herr möchte gehen. Der Kaffee geht aufs Haus.«
Karl stellte sich neben sie und schaute abwartend auf den Gast herab. Als der nach der Gesäßtasche griff, legte Karl seine Pranke auf den Arm seines ehemaligen Chefs. »Geht aufs Haus«, wiederholte er Julias Anweisung. »Jetzt sei so gut und geh.«
»So einfach kommst du mir nicht davon, Julia. Ich mag es nicht, wenn jemand mich übervorteilt«, knurrte Robert sie an, während er aufstand. »Wir sind noch
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