Eiswein (German Edition)
lange nicht fertig miteinander.«
***
Von Christoph @ Julia
10:49 Tut mir leid!
Geht nicht am Siebenundzwanzigsten. Ein wichtiger Kunde hat sich auf dem Gut angesagt.
Verschoben, nicht aufgehoben! Großes Ehrenwort.
Julia las die vier Sätze wenigstens zehnmal durch. Sie war maßlos enttäuscht. Immerhin hatte sie Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um sich diese Auszeit zu ermöglichen.
Von Julia @ Christoph
12:09 Re: Tut mir leid!
Schade. Dabei hatte ich mich so auf dich gefreut. Wann bist du mal wieder hier?
Seine Antwort ließ bis zum Abend auf sich warten.
Von Christoph @ Julia
20:52 Re: Re: Tut mir leid!
Übernächste Woche. Ich könnte am Freitag da sein und bis Sonntag bleiben.
Julia biss sich auf die Unterlippe. Das ganze Wochenende war ausgebucht, sie hatte eigentlich keine Zeit.
Eigentlich.
Sie wollte nicht schon wieder die ganze Planung im Hotel durcheinanderbringen. Andererseits …
Von Julia @ Christoph
22:15 Re: Re: Re: Tut mir leid!
Na ja, das ist schwierig, weil wir das Haus voller Gäste haben. Wenn es dir nichts ausmacht, dass ich tagsüber keine Zeit für dich habe?
Seine Antwort kam prompt:
Von Christoph @ Julia
22:27 Re: Re: Re: Re: Tut mir leid!
Kein Problem. Solange du nachts für mich da bist?
Julia las die Mail und schrieb schließlich zurück:
Von Julia @ Christoph
23:45 Mal sehen, …
… was sich machen lässt. Aber: Was mache ich in der Zwischenzeit?
Seine Mail kam innerhalb weniger Minuten:
Von Christoph @ Julia
00:03 Re: Mal sehen, …
Warten, bis ich da bin ;-)
***
»Geht mich nichts an, Julia«, begann Karl vorsichtig, sich in eine Sache einzumischen, die ihn seiner Meinung nach sehr wohl etwas anging. »Was hatte es zu bedeuten, dass Robert hier war?«
Julia schaute aus ihren Bestellunterlagen auf und suchte Karls Blick.
Karl.
Ihr langjähriger, zuverlässiger Freund und inzwischen auch ihr Geschäftspartner.
Karl.
Ein Mann der ersten Stunde.
Sie erinnerte sich daran, wie er damals hier im Büro gestanden und um einen Ausbildungsplatz gekämpft hatte. Seine Zeugnisse waren sehr gut, er stammte aus einer recht angesehenen Familie – aber es gab etwas, woran bislang alle seine Vorstellungsgespräche gescheitert waren: Karl stotterte, sobald er Stress hatte. Julia gab ihm eine Chance unter der Bedingung, dass er etwas gegen seine sprachliche Behinderung tat, und schickte ihn zu einem befreundeten Psychologen, der ihn einige Wochen lang intensiv betreute. Während dieser Zeit kam Karl konzentriert seinen Aufgaben im Restaurant nach, ließ sich wegen seines Sprachfehlers verspotten, hielt aber eisern durch. Bis er eines Tages wieder in diesem Büro stand und seiner Chefin mitteilte: »Ich kann das. Aber ich will denen da draußen (er zeigte dabei mit dem Daumen über die Schulter zurück in Richtung des Restaurants) sagen, dass sie aufhören sollen, über mich zu lästern.«
Genau das tat er, ohne sich auch nur einmal dabei zu verhaspeln, und niemand sagte jemals wieder ein Wort darüber, wenn er im größten Stress beim Sprechen hängen blieb.
Während Julia diese Gedanken durch den Kopf gingen, stand Karl abwartend da.
»Robert ist der Meinung, dass ihm mehr zusteht, als ihm zugesprochen wurde«, antwortete sie und bat ihn mit einer Geste, sich zu setzen.
»Brauchst du noch mal Geld?«
»Danke. Ich schulde dir auch so schon genug.«
Karl hob abwehrend die Hand.
»Du kannst noch was haben, wenn es dir hilft.«
»Darum geht es nicht, Karl. Dieses Hotel gehört seit über achtzig Jahren meiner Familie. Robert hat wirklich viel getan, um es mit mir zusammen auf das Niveau zu bringen, das wir uns erträumt hatten. Dumm gelaufen, was später war. Konnte keiner absehen. Jetzt bekommt er seine monatliche Zuwendung, bis der Betrag abbezahlt ist, der ihm zusteht. Mehr ist nicht drin.«
»Was will er dann noch von dir?«
»Das Hotel.«
Karl starrte sie einen Augenblick lang fassungslos an.
»Er will das Hotel haben? Geht das denn?«
»Nein. Also mach dir keine Gedanken.«
»Du weißt, dass er jähzornig ist, wenn er nicht bekommt, was er will«, gab Karl zu bedenken. »Wäre nicht das erste Mal, dass er …«
»Lass es gut sein, Karl«, unterbrach sie ihn.
Einen Augenblick lang schien ihr Geschäftspartner dennoch über das Gesagte nachzudenken, dann erhob er sich und ging zur Tür. »Du kannst dich auf mich verlassen.«
»Ich weiß.«
***
Von Christoph @ Julia
14:07 Weißt Du was?
Du bist eine tolle Frau. Das Hotel und alles. Und
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