Eiswein (German Edition)
auszusetzen. Fast nichts.
»Ich hab seit dem Frühstück nichts gegessen, und nach dem Anblick der Leiche hatte ich keinen Appetit.«
»Ah ja. Also auf zu deinem Lieblingscafé an der Alten Mainbrücke mit der netten Kleinen, deretwegen du mindestens dreimal die Woche dort aufschlägst. Bienenstich und Cappuccino gehen immer, nicht?«
Braunagel grinste kopfschüttelnd zu seinem Kollegen hinüber. Schwarz kannte seine Schwäche für Bienenstich und Cappuccino, zu der sich zugegebenermaßen auch eine gewisse Sympathie für die ‚nette Kleine‘ hinter der Theke gesellt hatte.
Simone war geschätzte dreißig Jahre jung, dunkelhaarig mit einem frechen Pferdeschwanz, nicht ganz schlank, und reichte Braunagel gerade mal bis zur Schulter. Sie arbeitete seit einem halben Jahr in seinem Lieblingscafé, und er mochte es einfach, wenn sie da war. Seit der Trennung von seiner Ex hatte er jeglichen Kontakt zum anderen Geschlecht gemieden, der auch nur andeutungsweise über seine beruflichen Interessen hinausgegangen wäre. Er hatte zwar bemerkt, dass Simone ihn immer besonders freundlich und aufmerksam bediente, wusste aber nicht so recht, ob er sich das nur einbildete, oder ob sie tatsächlich ihn meinte.
»Ich sagte ‚Essen‘. Ich mag jetzt keinen Bienenstich. Mir ist nach irgendwas Handfestem zumute. Was ist jetzt: Gehst du mit?«
»Klar. Vermutlich brauchst du jemanden, dem du deine Gedanken zu der Toten in die Tischdecke sticken kannst. Ich schlage vor, wir gehen zu Angelo.«
»Zu Angelo?« Braunagel war schon fast an der Tür.
»Ja. Weil der Tischdecken aufgelegt hat.«
Julia
Seine Blicke tasteten über ihren nackten Rücken, streichelten über ihre Pobacken, und vergruben sich an der Stelle zwischen ihren leicht geöffneten Schenkeln, in der er sich vor wenigen Minuten völlig verloren hatte.
»Was bin ich für dich?« Sie drehte sich von ihm weg, griff nach dem halb gefüllten Weinglas auf dem Nachttisch und trank einen Schluck. »Ich meine, außer zu alt.«
»Zu alt bist du nicht für mich«, antwortete er verstimmt. »Darüber haben wir jetzt oft genug diskutiert. Warum müsst ihr Frauen immer so viel fragen?«
»Weil ihr Männer uns sonst nicht sagen würdet, was wir wissen wollen.«
»Was ihr wissen oder was ihr hören wollt?«, fragte er zurück.
»Beides.«
»Uns Männern stellen sich solche Fragen einfach nicht.«
»Klugscheißer.«
Als er die Augen schloss, streichelten ihre Hände in zarten, kreisenden Bewegungen über seine Brust. Sie wusste, er liebte es, wenn sie ihn so berührte, und dass er sich nicht bewegte, weil er befürchtete, dass sie dann aufhören würde. Ihre Hände glitten über seine Haut, beschrieben Kreise und Bögen, bewegten sich langsam nach außen. Behutsam strichen sie an beiden Seiten entlang hinunter bis zu den Füßen, an der Innenseite seiner Beine zurück. Er stöhnte leise, als ihre Hände ihn über den Bauch bis zu den Brustwarzen massierten. Sie hatte sich über ihn gebeugt, berührte leicht mit den Lippen die Härchen, die sich vorwitzig aufgerichtet hatten.
»Hör einfach nicht auf«, vibrierte seine Stimme.
»Hatte ich auch nicht vor.«
Ihre linke Hand bewegte sich langsam wieder nach unten, fand die Stelle, an der sie ihn am meisten erregen konnte, spielte mit ihm, reizte ihn, umfasste ihn, während ihre Zunge weiterhin sanft seine Brustwarzen umkreiste. Plötzlich explodierten alle seine Nerven auf einmal.
Sie fing ihn auf, als er leise aufschrie, sein Körper sich ihr entgegen bog, sich in ihre Hand ergoss, küsste seine Lippen, biss zart in seine Mundwinkel, zog sich vorsichtig zurück, als er sich wieder entspannte.
Er lag lange nur da, mit ihrem Kopf an seiner Schulter. Seine Hand lag auf ihrem nackten Rücken und sie genoss die Wärme seiner Haut.
***
Als sie erwachte, war der Platz neben ihr leer. Julia stieg in die Dusche, drehte den Hahn auf, ließ das Wasser so heiß es ging über ihren Körper rinnen, spülte die Erinnerung an seine Berührungen weg.
Sie schlüpfte in ihre feine, dunkelrote Unterwäsche, zog sich ein schwarzes Etuikleid über, glitt in ihre flachen Lederpumps und sah sich prüfend um.
Das breite Bett sah zerwühlt aus. Sollten sich die Mädchen drum kümmern.
Mit einer raschen Bewegung riss sie die schweren Vorhänge zur Seite, öffnete das Fenster, genoss den Anblick des ruhig daliegenden Sees, der hügeligen, waldbewachsenen Landschaft. Frische, würzige Luft strömte herein und ließ Julia für einen Augenblick
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