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Eiswind - Gladow, S: Eiswind

Titel: Eiswind - Gladow, S: Eiswind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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richtete den Kopf in Richtung Eingang und lauschte mit angestrengter Miene in den Flur hinein.
    Bendt und der Hauptkommissar horchten ebenfalls auf, als sie Schritte im Treppenhaus vernahmen. Kurz darauf hörte man, wie jemand einen Schlüssel ins Schloss schob und eine Tür aufschloss.
    »Ist das auf diesem Stockwerk?«, fragte Bendt sofort. Beide waren mit einem Satz an der Tür, kaum dass Frau Leicht das »Ja« ausgesprochen hatte. Braun drückte die Klinke hinunter.
    Alexander Jensen war gerade dabei, in den Wohnungsflur einzutreten, und blickte sich sofort um, als er das Öffnen der Tür hinter sich vernahm. Er schrak zusammen, weil ihm nicht etwa die ihm bekannte Frau Leicht gegenüberstand, die er offensichtlich erwartet hatte, sondern plötzlich zwei ihm fremde Herren auftauchten.

    Jensen sah ungepflegt aus, und Braun erkannte mit einem Blick, dass dieser junge Mann, selbst wenn er nicht der Täter sein sollte, über den Tod von Sabrina Mertens Bescheid wusste.
    Er bot einen jämmerlichen Anblick. Seine Augen waren gerötet, er war unrasiert, und sein Haar wirkte zerzaust. Er trug Turnschuhe, Jeans und eine kakifarbene Jacke im Safaristil, die nur knapp sein fleckiges weißes Baumwollshirt verdeckte.
    Jensen rührte sich nicht von der Stelle und blickte Braun aus großen, angstvollen Augen an. Dem kam das von Frau Leicht gezeichnete Bild vom Kaninchen und der Schlange in den Sinn, und er war verblüfft, wie gut es auch in dieser Situation auf den jungen Mann zutraf.
    »Guten Tag«, sagte er freundlich, »Sie müssen Herr Jensen sein. Mein Name ist Braun, wir sind von der Mordkommission.«
    Alexander Jensen fuhr herum und sprang mit einem Satz auf die Treppe zu, um zu fliehen. Auf diese heftige Reaktion waren Braun und Bendt nicht gefasst. Bendt gelang es zwar, über das Geländer zu greifen und Alexander Jensen am Arm zu packen, dieser riss sich jedoch mit einer solchen Kraft los, dass Bendt ihn nicht halten konnte und ins Straucheln geriet.
    »Mach doch keinen Blödsinn, Junge«, rief Braun hinter Jensen her und ließ Bendt auf der Treppe an sich vorbeihasten, sicher, dass dieser auch allein imstande wäre, den Flüchtenden aufzuhalten.
    Bendt nahm jeweils zwei Stufen auf einmal und hätte
Jensen an der Haustür um ein Haar erneut erwischt, wenn dieser nicht so wendig gewesen wäre.
    Braun fluchte innerlich, während er ihnen auf die Straße folgte, um zu sehen, wohin sie liefen und eine Fahndung rausgeben zu können. Es kam selten vor, dass sie sich als Ermittler der Mordkommission irgendwelche Verfolgungsjagden liefern mussten, wenn aber doch, hatte kaum jemand eine Chance gegen Bendt. Er war in seiner Freizeit ein begeisterter Triathlet und folglich nicht nur ein schneller Läufer, sondern auch mit der notwendigen Konstitution ausgestattet.
    Braun war klar, dass es vergebene Liebesmüh gewesen wäre, Bendt bei der Verfolgung zu Fuß zu unterstützen. Stattdessen zog er sein Diensthandy aus der Tasche.
    Alexander Jensen rannte über das Kopfsteinpflaster auf die andere Straßenseite und verschwand etwas weiter die Straße hinunter in einem Fußweg zwischen den Häuserreihen. Er war verdammt schnell, Bendt schien in ihm einen angemessenen Herausforderer gefunden zu haben.
    »Wir brauchen sofort Verstärkung!«, brüllte Braun in der Zwischenzeit in sein Handy. »Was ihr an Wagen kriegen könnt, schickt in den Bereich der Chrysanderstraße. Person männlich, circa dreißig Jahre, 1,85 m groß, blond, schlank, dunkle Kakijacke, Jeans, weißes T-Shirt, flüchtet in Richtung Hauptstraße in nördlicher Richtung!«
    Frau Leicht stand fassungslos am Fenster und versuchte das soeben Erlebte zu verarbeiten. Wie erstarrt
nahm sie wahr, dass Hauptkommissar Braun unten auf der Straße in sein Auto stieg, während er unentwegt in sein Handy brüllte und schließlich in die Richtung davonbrauste, in die Alexander Jensen verschwunden war. Sie fröstelte bei dem Gedanken, sich in dem Jungen getäuscht zu haben.

5. KAPITEL
    A nna Lorenz fühlte sich von ihrem immer wiederkehrenden nächtlichen Albtraum wie zerschlagen. Sie war dankbar, dass Hubert sie, wie schon so oft, von ihrer nächtlichen Qual erlöst hatte. Er hatte sie angestupst und besorgt winselnd ihr Bett umkreist, bis sie endlich zu sich gekommen war. Liebevoll schmiegte er jetzt seinen wuscheligen schwarzen Kopf an ihre schweißnassen Hände. Sie saß da und starrte in die Dunkelheit, während sie ihn streichelte und beruhigend auf ihn einredete, um ihrer

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