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Eiswind - Gladow, S: Eiswind

Titel: Eiswind - Gladow, S: Eiswind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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hätte, das Leben des Babys zu retten.
    »Sie haben Kaffee gekocht«, stellte Bendt mit Blick auf die gurgelnde Kaffeemaschine fest und riss Braun so aus seinen Gedanken.
    »Wie gesagt, ich habe auf Sie gewartet«, antwortete sie lächelnd und schenkte jedem von ihnen einen großen Becher ein.
    Bendt sah sich in ihrem Büro um, während Braun Anna einen Überblick über den Tathergang und die bisherigen Ermittlungsergebnisse lieferte.
    Sie hat sich im Vergleich zu den meisten anderen Kollegen richtig nett eingerichtet, dachte Bendt anerkennend.
    Anna hatte das gesamte Behördenmobiliar ausnahmslos durch eigene Möbel ersetzt. An der Rückwand des Zimmers hatte sie ein breites, nahezu bis zur Decke reichendes weißes Bücherbord aufgestellt, in dem ihre juristischen Bücher und einige Aktenordner aufgereiht waren. Er und Braun hatten in mintfarbenen Schalenstühlen Platz genommen, die hervorragend zu dem über Eck verlaufenden großen Glasschreibtisch passten, an dem sie ihnen in einem dunkelblauen Drehstuhl gegenübersaß. Aufmerksam verfolgte sie Hauptkommissar
Brauns Ausführungen und machte sich hier und da Notizen.
    Ihr Gesicht sah grau aus. Es stand irgendwie in einem traurigen Kontrast zu den leuchtenden Farben und den überwiegend in Orange und Gelb gehaltenen Tönen des hinter ihr an der Wand hängenden großformatigen Druckes, dessen Urheber Bendt unter den Impressionisten vermutete.
    »Gibt es weitere Tatortfunde?«, wollte Anna wissen, nachdem Braun von den erbrochenen Knochenresten berichtet hatte, die mutmaßlich von dem Hund des Opfers stammten.
    »Wir haben zweierlei«, antwortete er, »das interessant sein könnte. Zum einen eine Zigarettenkippe, die in der Nähe des Fundortes der Leiche im Gehölz aufgefunden wurde. Es ist angesichts der Nähe zum Tatort zumindest möglich, dass diese vom Täter stammt.«
    Anna nickte. »Haben Sie eine DNA-Probe, die sicher dem Beschuldigten zugeordnet werden kann?«, forschte sie weiter.
    Die Reaktion Alexander Jensens auf die Anwesenheit der Kripobeamten im Haus der Ermordeten hatte Anna sehr erstaunt. Es gab bisher mit Ausnahme seiner Flucht keinerlei wesentlichen Indizien, die ihn belasteten. Er hatte sich durch sein Fluchtverhalten selbst von der Rolle des Zeugen in die Rolle des Beschuldigten katapultiert. Allein der Umstand, dass es Freitagnacht, und damit nach dem vorläufigen Befund der Gerichtsmedizin nur wenige Stunden vor der Tat, zum Streit gekommen war, vermochte Alexander Jensen
nicht wesentlich zu belasten. So wie es Hauptkommissar Braun geschildert hatte, war es nach Aussage der Nachbarin nicht ungewöhnlich, dass es zwischen Jensen und dem Opfer Streit gegeben hatte.
    »Wir haben in der Wohnung des Opfers«, berichtete Braun weiter, »die wir direkt vor unserem Besuch bei Ihnen untersucht haben, einige Zigarettenkippen und einen Rasierapparat mitgenommen, der Jensen gehören dürfte.«
    »Ich beantrage gleich morgen einen Beschluss für eine molekulargenetische Untersuchung«, sagte Anna und nahm damit eines der Anliegen des Hauptkommissars vorweg. »Dann wissen wir vielleicht schon in Kürze, ob Jensen am Tatort war.«
    »Wir haben noch einen ungewöhnlichen Fund gemacht«, fuhr Braun mit seinem Bericht fort. »Die Spurensicherung hat im Gehölz einige Hundert Meter vom Fundort der Leiche entfernt einen abgenagten Knochen gefunden.«
    Annas Blick verriet, dass sie die Knochenreste eines Tierkadavers im Wald nicht für besonders ungewöhnlich hielt.
    »Kein Kaninchenknochen oder Ähnliches«, beantwortete Braun kopfschüttelnd ihre unausgesprochene Frage. »Der Knochen muss von einem weit größeren Tier stammen. Zudem fanden sich daran auf den ersten Blick keinerlei Tierhaare oder dergleichen.«
    Anna überlegte kurz, bevor sie versuchte, Brauns Gedankengang zu rekapitulieren. »Sie meinen«, sagte sie dann, »der Täter könnte zur Ablenkung des Hundes,
der nach wie vor nicht auffindbar ist, einen Rindsknochen oder so etwas zum Tatort mitgenommen haben?«
    Der Kommissar nickte anerkennend darüber, dass sie diese Möglichkeit sofort in Betracht zog.
    »Könnte aber auch Zufall sein«, schaltete sich Bendt jetzt erstmals aktiv in die Unterhaltung ein.
    »Natürlich«, sagte Anna ironisch, »wir können nicht ausschließen, dass Hase und Igel ein Grillfest veranstaltet und vorher bei Aldi Rindswürste und Lammkoteletts eingekauft haben.«
    »Kommt ja jeden Tag vor«, griff Hauptkommissar Braun den Witz auf und musste herzhaft über Bendts

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