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Eiswind - Gladow, S: Eiswind

Titel: Eiswind - Gladow, S: Eiswind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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hätte einfach irgendwelche Männer mit nach Hause genommen, stimmt das bestimmt nicht.«
    »Haben Sie beziehungsweise hat Frau Mertens an dem genannten Abend geflirtet oder mit jemandem getanzt?«
    Karen Seeland zog die Stirn in Falten und dachte nach. »Anja und ich haben uns da natürlich auch schon den Kopf drüber zerbrochen, aber da war eigentlich nichts Besonderes.«
    »Ihre Freundin Frau Maaß erzählte von einem Mann, der Sie angesprochen haben soll«, half Bendt ihr auf die Sprünge.
    »Ach so, der!« Karen Seeland winkte ab. »Ja, da war so ein schlaksiger Typ, der hat immer zu uns rübergeguckt. Er hat mich angesprochen, als die anderen getanzt haben. Ich fand ihn unangenehm, so ein Spacken eben.«
    »Und was hat er gesagt?«, fragte Hauptkommissar Braun.
    »Ach«, sagte sie dann, »er hat sich neben mich gestellt und dumm gegrinst. Ich hab betont in eine andere Richtung geguckt. Er hat dann irgendwann so was gesagt wie: ›Irre voll hier, oder?‹« Sie verdrehte die Augen. »Wahnsinnig originelle Anmache, nicht? Ich hab dann nur gesagt, dass es ja schon leerer wäre, wenn er Platz machen würde.«
    Hauptkommissar Braun musste unwillkürlich schmunzeln. »Und hat er Platz gemacht?«

    »Ja«, antwortete Karen Seeland, »er ist dann recht schnell gegangen.«
    »Haben Sie denn etwas davon mitgekriegt, dass er auch Frau Mertens angesprochen hat?«
    »Nee«, gab sie kopfschüttelnd zurück. »Kann ich mich nicht dran erinnern. War mir auch nicht wichtig. Ich meine, mal ganz ehrlich, das passiert uns ziemlich häufig.«
    Bendt nickte und glaubte ihr aufs Wort.
    »Ach so«, fiel es Karen Seeland dann ein. »Einmal hat Sabrina mit so einem Typen getanzt, der öfter bei Nino, das ist der Inhaber vom Cube, rumhängt. Er heißt Chris oder so und hat uns häufiger mal einen Drink spendiert. Ich meine, er hat früher mal für Nino an der Bar gearbeitet und konnte immer mal einen Caipirinha umsonst organisieren.«
    Hauptkommissar Braun horchte auf. »Ein Bekannter von Nino, sind Sie da sicher?«, fragte er kritisch.
    »Ja, glaub schon.«
    Bendt war sofort klar, dass er sich diesen Nino noch mal zur Brust nehmen und sich anschließend diesen Chris vorknöpfen musste. Anja Maaß hatte zwar von einem Chris erzählt, nicht aber, dass es sich dabei um einen Bekannten des Barbesitzers handelte.
    Hauptkommissar Braun fragte weiter: »Wie gut kannten Sie denn diesen Chris?«
    »Im Grunde gar nicht weiter«, antwortete Karen Seeland bestimmt. »Er wollte uns öfter mal einen ausgeben. Ich glaube, ihm wäre auch egal gewesen, mit welcher von uns er ausgehen könnte. Wir fanden ihn
eigentlich uninteressant. Das war so ein Schnacker, aber manchmal ganz unterhaltsam. Außerdem sind wir alle Studentinnen und ganz dankbar, wenn uns mal einer einen Drink spendiert. Als Freund kam der aber garantiert für keine von uns infrage. Und für Sabrina schon gar nicht …« Karen Seeland schaute gedankenverloren aus dem Fenster.
    Mit einem hörbaren Klicken schaltete Braun das Diktiergerät ab, um der Zeugin eine Pause zu gönnen.

15. KAPITEL
    A nna schloss die letzte Akte und sah auf die Uhr. Es war bereits Viertel vor fünf. Wenn sie die Rede des Behördenleiters nicht verpassen wollte, musste sie sich beeilen.
    In diesem Jahr konnte sie sich unmöglich um das Herbstfest der Staatsanwaltschaft drücken. Die Feier wurde wie üblich von den Kollegen ausgerichtet, die in diesem Jahr entweder zu Beamten auf Lebenszeit ernannt oder befördert worden waren.
    Diesmal gehörte auch Oberstaatsanwalt Tiedemann zu den Jubilaren. Er war zum Hauptabteilungsleiter aufgestiegen, und so war es ein Gebot der Höflichkeit, sich als Dezernentin seiner Abteilung blicken zu lassen.
    Anna warf einen prüfenden Blick in den Spiegel, den sie auf der Innenseite ihres Büroschranks angebracht hatte. Sie zog ihre taupefarbene Bluse zurecht, fuhr sich mit den Fingern durch’s Haar und frischte ihr Rouge auf. Sie sah gut aus.
    Im Raum, in dem die Feier stattfand, war bereits einiges los. Anna reihte sich geduldig in die Schlange der Wartenden ein, um Oberstaatsanwalt Tiedemann und den beiden jungen Kollegen, die sich jetzt ebenfalls
als »Lebenslängliche« bezeichnen durften, die Hände zu schütteln und zu gratulieren.
    Am Ende des Raums war auf roten Papierdecken das aus Kuchen und kalten Platten bestehende Buffet aufgebaut. Anna musste unwillkürlich schmunzeln, als ihr Blick auf die Vielzahl unterschiedlichster Gläser und Becher fiel, die die Mitarbeiter der

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