Eiswind - Gladow, S: Eiswind
muss, das uns von Sabrina Mertens zum Täter führt.«
»Ein Gefühl, na großartig«, wiederholte Braun leicht ironisch.
Bendt wollte gerade etwas erwidern, als sein Handy klingelte. Überrascht sah er Annas Nummer auf seinem Display aufleuchten.
»Hallo«, sagte er, nachdem er den Anruf entgegengenommen hatte. »Ich bin gerade bei Hauptkommissar Braun«, ließ er Anna wissen und gab Braun gleichzeitig durch Augenkontakt zu verstehen, dass er sein Vorhaben, Sabrina Mertens’ Eltern erneut zu befragen, als genehmigt ansah.
»Ich würde gern heute noch einmal zu den Mertens fahren«, ergänzte er und fügte nach einer kurzen Pause, in der er ihr zugehört hatte, überrascht hinzu: »Selbstverständlich wäre es mir recht, wenn du mich begleiten würdest, ich denke, das wäre sehr hilfreich!«
Braun ersparte sich einen Kommentar und grinste stattdessen nur.
Nachdem Bendt und Anna sich darüber einig geworden waren, dass er sie in Kürze abholen würde, beendete Bendt das Gespräch und wandte sich wieder dem Hauptkommissar zu.
»Sehe ich das richtig«, fragte Braun ungläubig, »dass sie dich zu dieser Vernehmung begleiten will?«
»Wundert mich auch«, antwortete Bendt ehrlich.
»Na, dann haltet mich mal über eure Ergebnisse auf dem Laufenden.«
32. KAPITEL
A nna war viel zu aufgelöst und erschöpft gewesen, um zur Arbeit zu gehen, und hatte sich krankgemeldet. Zudem quälte sie auch heute die verdammte Übelkeit.
Ihr Arzt hatte ihr bei ihrer ersten Schwangerschaft gesagt, dass das ein gutes Zeichen sei. Die Übelkeit sei letztlich nur ein Indiz dafür, dass die hormonellen Veränderungen im Körper planmäßig vonstattengingen.
Wenn das der Fall war, wollte Anna es gern ertragen. Sie hatte versucht, sich abzulenken, und Spaghetti gekocht, in denen sie nun mehr herumrührte als aß. Es war unerträglich still in der Küche und erschien ihr, als würden die Wände stetig näher rücken und sie nötigen, permanent an das Baby zu denken.
Natürlich wollte sie es haben, darin bestand kein Zweifel, zumal sie nie damit gerechnet hatte, überhaupt je auf natürliche Weise schwanger werden zu können. Sie freute sich darauf, wenngleich sie auch eine unbändige Angst verspürte, das Kind wieder zu verlieren. Außerdem war sie unschlüssig, ob sie Georg einweihen sollte.
Natürlich hatte er ein Recht darauf, zu erfahren, dass er der Vater war – irgendwann. Aber das hat Zeit,
dachte sie. Wenn sie das Kind erneut verlieren würde, gäbe es sowieso keinen Anlass, ihn einzuweihen und zu belasten. Im Moment sollte er sich vor allem über den Zustand seiner Ehe klar werden.
Weil sie ihre Gedanken nicht abschütteln und sich selbst nicht ablenken konnte, hatte sie einem Impuls folgend Ben Bendt angerufen, um gegebenenfalls Neuigkeiten über den Mordfall zu erfahren. Ganz spontan hatte sie sich dann entschlossen, ihn zu seiner Vernehmung zu begleiten.
Als es klingelte, lief Anna hastig zur Tür. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie über die Grübelei die Zeit vergessen hatte und noch nicht einmal umgezogen war. Sie riss die Tür auf.
»Bist du geflogen?«, rief sie aus und wollte sich gerade für ihre ausgewaschenen Jeans und die Pantoffeln entschuldigen, als sie realisierte, dass Georg vor ihr stand. Sie wurde augenblicklich blass.
»Georg?«, fragte sie tonlos.
»Hallo«, gab er zurück und fügte hinzu: »Du hast offensichtlich jemand anderen erwartet.«
Anna sagte nichts und schluckte stattdessen nur.
»Ich habe bei dir im Büro angerufen«, fuhr er fort, »und erfahren, dass du krank bist. Ich wollte mich nur erkundigen, ob es dir gut geht.« Sein Blick fiel auf das Nudelbesteck, das sie immer noch in der Hand hielt und in ihrer Eile abzulegen vergessen hatte. »Offensichtlich sind deine Magenbeschwerden nicht allzu schlimm«, ergänzte er ironisch.
Anna stand nur da und starrte ihn an.
»Möchtest du mich nicht hineinbitten?«, fragte er dann in sanftem Tonfall. »Ich habe dir etwas mitzuteilen.«
»Ach ja?« Anna hob verwirrt die Schultern. Ihr Herz pochte. »Es ist nur so«, sagte sie dann, »dass ich jemanden erwarte.«
Georg schluckte nun auch und blickte auf seine Füße. »Ich wollte dir auch nur erzählen, dass Sabine und ich uns getrennt haben.« Es entstand eine kleine Pause. »Das war’s eigentlich schon.« Er blickte auf, und in seinem Blick konnte Anna tiefe Traurigkeit und Schmerz lesen.
»Das tut mir leid«, sagte sie leise.
Sie fanden keine Zeit, ihre Unterhaltung ungestört
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