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Eiswind - Gladow, S: Eiswind

Titel: Eiswind - Gladow, S: Eiswind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gladow
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Frotteebademantel und schlich in die Küche hinunter.
    Zu ihrer Verblüffung stellte sie fest, dass sie trotz der latenten Übelkeit Appetit verspürte. Sie nahm sich ein Stück Zwieback aus dem Schrank, goss ihren Tee auf und setzte sich an den Küchentisch, auf dem sie am Vorabend die Akte »Mertens und andere« abgelegt hatte.
    Anna hatte lediglich den Hauptband mitgenommen. Daneben gab es unzählige Leitzordner, in denen sie Vermerke und Vernehmungsniederschriften abgelegt hatte, die im Anschluss an den öffentlichen Aufruf angefertigt worden waren. Die Beamten der Kriminalpolizei hatten sich nach der Pressekonferenz erwartungsgemäß mit einer Vielzahl von Hinweisen befassen müssen, die jedoch alle ins Leere geführt hatten.
    Etwas lustlos blätterte Anna in der Akte herum. Doch einen großen Fortschritt hatten die Ermittlungen immerhin gebracht: Karen Seeland, die Freundin von Sabrina Mertens, hatte sich als Bindeglied zwischen Sabrina und den anderen Opfern herausgestellt.
    Karen Seeland hatte im Internet Kontakt zu einem Mann gehabt, der sich wie auch bei Jasmin Behnken und Nadja Kilian als viel beschäftigter Geschäftsmann ausgegeben und um ihre Gunst geworben hatte. Bei ihrer ersten Vernehmung hatte die Zeugin selbstverständlich keine Verknüpfung zwischen ihrem Internet-flirt und Sabrina Mertens’ Ermordung herstellen können.
Nach der Pressekonferenz hatte sie allerdings sofort im Präsidium angerufen.
    Worüber sich Anna und Kommissar Bendt seither den Kopf zermarterten, war die Frage, warum der Täter schließlich Sabrina Mertens und nicht Karen Seeland getötet hatte, da sie diejenige gewesen war, die er aus dem Chatroom kannte.
    Müde legte Anna ihren Kopf in ihre Hände und atmete tief durch. Sie verspürte groteskerweise Appetit auf ein Mettwurstbrot, und eigentlich konnte man sie so früh am Morgen mit herzhafter Kost jagen. Vielleicht war sie doch …?
    Blödsinn, redete sie sich ein. Dennoch entsprachen die Vorzeichen genau jenen, die sie bei ihrer ersten Schwangerschaft verspürt hatte.
    Mit einem Ruck stand sie auf und bereute es sogleich, als ihr schwarz vor Augen wurde. Sie sank auf ihren Stuhl zurück und ließ den Kopf und die Arme zu Boden sinken, dankbar dafür, dass ihre Lebensgeister schnell zurückkehrten.
    Als sie sich besser fühlte, wagte Anna einen weiteren Versuch und erhob sich langsam ein zweites Mal. Sie steuerte auf ihren Apothekerschrank zu, nahm die Dose mit Kaffeebohnen heraus und sog den sonst so verheißungsvollen Duft ein.
    Ihr Selbstversuch hatte die erwartete Wirkung: Sie verspürte sofort den Drang, sich zu übergeben. Die Übelkeit ergriff mit einer solchen Macht von ihr Besitz, dass sie sofort wieder nach oben ins Badezimmer fliehen musste.

    Als es vorüber war, stand ihr der Schweiß auf der Stirn. Sie streifte den Bademantel ab, rollte sich wie eine Katze auf der Badematte zusammen und wartete erschöpft auf die nächste Attacke. Zu ihrer Verblüffung blieb sie aus. Anna ließ den Kopf zur Seite fallen und blickte unschlüssig auf den Mülleimer. Sollte sie, oder sollte sie nicht?
    Endlich fasste sie einen Entschluss. Es gab schließlich nichts zu verlieren.
    Während ihrer Schwangerschaft hatte es nichts Grässlicheres für sie gegeben als den Duft von Kaffee. Die Tatsache, dass sie sich jetzt wieder bei dem bloßen Gedanken an den Geruch schüttelte, gab ihr schließlich den letzten Anstoß. Mit zitternden Fingern fischte sie eine der Packungen mit dem enthaltenen Testgerät aus dem Eimer.
    »Schwanger«, lautete nur wenige Minuten später die Diagnose. Sie suchte nach dem Verfallsdatum auf der Verpackung, die eine todsichere Prognose anpries, und stellte fest, dass dieses noch nicht überschritten war.
    In ihrem Kopf schwirrte es, und ihr Herz pochte wild. Mit äußerster Nervosität packte sie den zweiten Test aus. Das Ergebnis war das gleiche.
    Anna wusste nicht, wie lange sie weinend und ungläubig auf das Teststäbchen starrend auf dem Badezimmerläufer gesessen hatte, bevor die Taubheit aus ihren Beinen wich und sie sich imstande fühlte, aufzustehen und sich wieder fröstelnd in ihr Bett zu verkriechen. Wie viel hätte sie während ihrer Beziehung mit
Tom darum gegeben, auf natürliche Weise schwanger zu werden! Sie wälzte sich auf die andere Seite und dachte voller Unbehagen an Georg und Sabine, seine Frau.
    Bei dem Gedanken an Georg krampfte sich ihr Magen erneut zusammen. Wie hatte sie es nur so weit kommen lassen können?
    An dem Abend, an dem

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