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Eiszeit

Eiszeit

Titel: Eiszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Bestandteil klassischer und spannender Spionagefilme zu sein, als ins Zeitalter der elektronischen Überwachung zu gehören.
    Doch der Rest der Nachricht hatte bewirkt, daß er zitternd aufgesprungen war.

    IHR SOHN IN ERNSTEM ZUSTAND IM KREML-HOSPITAL STOP
    IHRE ANWESENHEIT IN MOSKAU SO BALD WIE MÖGLICH ERFORDERLICH STOP
    TRANSPORT WURDE ARRANGIERT STOP
    ERSTER OFFIZIER SCHUKOW ÜBERNIMMT KOMMANDO IHRES SCHIFFES STOP
    BESTÄTIGUNG ERFORDERLICH
    BESTÄTIGUNG ERFORDERLICH
     
    Um Mitternacht hatte Gorow die Herrschaft über sein U-Boot an Schukow übergeben und war auf die Petr Wawilow übergesetzt. Vom Hauptdeck des Forschungsdeckes hatte ein Hubschrauber ihn nach Damaskus in Syrien gebracht, wo er einen planmäßig fliegenden russischen Diplomatenjet nach Moskau bestieg. Er landete am sechzehnten Juli um fünfzehn Uhr auf dem Flughafen Scheremerjewo.
    Boris Okudschawa, ein Funktionär aus dem Marineministerium, holte ihn am Terminal ab. Okudschawas Augen waren so schmutziggrau wie Wasser, in dem man stark verdreckte Wäsche gewaschen hatte. Eine kirschgroße Warze entstellte die linke Seite seiner Nase. »Ein Wagen wartet bereits, Genosse Gorow.«
    »Was ist los mit Nikki? Was ist los mit meinem Sohn?«
    »Ich bin kein Arzt, Genosse Gorow.«
    »Sie müssen irgend etwas wissen.«
    »Es wäre wohl besser, wenn wir hier keine Zeit mehr verschwenden. Ich erkläre Ihnen alles im Wagen, Genosse.«
    »Es heißt nicht mehr ›Genosse‹«, sagte Gorow, als sie den Terminal schnellen Schrittes verließen.
    »Tut mir leid. Macht der Gewohnheit.«
    »Ach ja?«
    Obwohl die soziale und wirtschaftliche Politik der Kommunisten überall in schlechtem Ruf standen und ihre Diebereien und Massenmorde aufgedeckt worden waren, sehnten sich mehr als nur ein paar wahre Anhänger nach der Wiederherstellung der alten Ordnung. Sie verfügten noch immer über einen beträchtlichen Einfluß in vielen Bereichen, darunter auch der Atomwaffenherstellung, die die Produktion von Sprengkörpern und Raketen unverfroren fortsetzte. Für viele von ihnen war die Ablehnung der marxistischen Ideologie des harten Kurses lediglich eine Anerkennung und Anpassung an den Wechsel der Macht an demokratischere Kräfte und keine ehrliche Wandlung des Herzens oder der Gesinnung. Sie arbeiteten anscheinend fleißig für das neue Rußland, während sie in Wirklichkeit hoffnungsvoll auf eine Gelegenheit warteten, den Obersten Sowjet wiederaufleben zu lassen.
    »Die nächste Revolution sollte versuchen, mehr Freiheit und nicht weniger zu gewährleisten«, sagte Okudschawa, als sie den überfüllten Terminal verließen und hinaus in den milden Spätfrühlingstag traten. »Wenn überhaupt, sind wir nicht weit genug gegangen. Zu viele Verfechter des alten Systems sind an der Macht geblieben, nennen sich jetzt Helden der Demokratie und preisen den Kapitalismus, während sie ihn untergraben, wo auch immer es ihnen möglich ist.«
    Gorow ließ das Thema fallen. Boris Okudschawa war kein guter Schauspieler. Der übertriebene Eifer, mit dem er sprach, enthüllte die Wahrheit: Die groteske Warze an seiner Nase strahlte hellrot, als wäre sie ein verräterischer Makel, den Gott ihm verliehen hatte, das unverkennbare Zeichen des Tiers.
    Der tiefe Himmel wurde von grauschwarzen Wolken gefleckt.
    Die Luft roch nach bevorstehendem Regen.
    Mehreren Straßenhändlern hatte man erlaubt, neben dem Terminal Stände zu errichten. Einige verkauften ihre Waren aus Koffern, andere aus Schubkarren und Kinderwagen — Zigaretten, Süßigkeiten, Stadtpläne, Souvenirs. Bei ihnen herrschte reger Andrang, und zumindest einige von ihnen mußten verhältnismäßig wohlhabend sein, aber alle waren schäbig gekleidet. In den alten Zeiten wäre Wohlstand ein Vergehen gewesen, das Bestrafung, Haft und gelegentlich sogar die Hinrichtung verlangt hätte. Die meisten Bürger des neuen Rußlands erinnerten sich noch lebhaft an die ehemaligen Konsequenzen von Erfolg und den wilden Zorn der neidischen Bürokraten.
    Der Wagen des Ministeriums stand mit laufendem Motor, direkt vor dem Terminal, im Halteverbot. In dem Augenblick, da Gorow und Okudschawa auf den Rücksitzen Platz nahmen und die Türen schlossen, fuhr der Chauffeur — ein junger Mann in einer Marineuniform — auch schon los.
    »Was ist mit Nikki?« fragte Gorow.
    »Er wurde vor einunddreißig Tagen ins Krankenhaus eingeliefert. Zuerst dachte man, er hätte das Pfeiffersche Drüsenfieber oder Grippe. Er war benommen und schwitzte stark. Ihm war

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