Eiszeit
Franz.«
»Außerdem«, sagte Harry, »sind die Spitzen des Eisbohrers nicht hart genug, um ein Stahlgehäuse zu durchdringen.«
»Und wenn wir den Schacht geöffnet haben?« fragte der Deutsche mit augenfälliger Skepsis. »Holen wir die Bombe einfach an der Kette wieder ein wie einen Fisch an der Angel?«
»So was in der Art.«
»Das klappt nicht. Wenn wir den Schacht mit dem Bohrer wieder öffnen, werden wir die Kette dabei durchtrennen.«
»Nicht wenn wir kleinere Bohrspitzen benutzen. Der ursprüngliche Schacht hat einen Durchmesser von zehn Zentimetern. Aber die Bombe hat nur einen von sechs Zentimetern. Wenn wir eine Bohrspitze von siebeneinhalb Zentimetern nehmen, müßten wir an der Kette vorbeigleiten können. Schließlich liegt sie ja flach an der Seite des ursprünglichen Schachts an.«
Franz Fischer gab sich damit nicht zufrieden. »Selbst wenn wir das Loch öffnen können, ohne die Kette zu beschädigen, ist sie noch immer mit dem Eis verschweißt, und das gilt auch für das Bombengehäuse.«
»Wir befestigen das obere Ende der Kette an einem Schneemobil und ziehen den Zylinder einfach aus dem Loch.«
»Das wird nicht funktionieren«, sagte Fischer ablehnend.
Harry nickte. »Vielleicht hast du recht.«
»Es muß eine andere Möglichkeit geben.«
»Zum Beispiel?«
»Wir können uns doch nicht einfach hinsetzen und auf das Ende warten, Franz«, sagte Brian. »Das wäre doch noch bescheuerter.« Er wandte sich an Harry. »Aber wenn dein Plan funktioniert und wir die Bomben aus dem Eis ziehen können ... ist es möglich, in zehn Stunden zehn Stück herauszuholen?«
»Das werden wir erst wissen, wenn wir es versuchen«, sagte Harry. Er wollte weder Fischers starrköpfigem Pessimismus in die Hände spielen noch falsche Hoffnungen wecken.
»Wenn wir keine zehn herausholen können, dann vielleicht acht«, sagte Pete Johnson. »Und wenn keine acht, dann ganz bestimmt sechs. Und jede, die wir herausholen, verschafft uns größere Sicherheit.«
»Trotzdem«, sagte Fischer, und sein Akzent wurde immer schwerer, je deutlicher er seine negative Einstellung zum Ausdruck brachte. »Was werden wir damit erreichen? Um Gottes willen, wir werden dann noch immer auf einem Eisberg treiben. Wir werden dann auch nicht mehr Treibstoff haben und uns nur noch bis morgen nachmittag warm halten können. Wir werden trotzdem erfrieren.«
Rita sprang auf. »Gottverdammt, Franz«, sagte sie, »hör auf, den Advokaten des Teufels zu spielen, oder was auch immer du damit bezweckst. Du bist ein guter Wissenschaftler. Du kannst uns helfen, trotz allem zu überleben. Und wenn du uns nicht hilfst, werden wir vielleicht alle sterben. Niemand ist hier ersetzbar. Niemand ist toter Ballast. Wir brauchen dich an unserer Seite. Du mußt mit uns an einem Strang ziehen.«
»Ganz meine Meinung«, sagte Harry. Er zog die Kapuze über den Kopf und band sie unter dem Kinn fest zusammen. »Und wenn wir uns etwas Zeit verschaffen können, indem wir ein paar Bomben bergen, auch wenn es nur drei oder vier sind — es besteht immer die Chance, daß wir früher gerettet werden, als es jetzt möglich erscheint.«
»Wie?« fragte Roger.
»Einer dieser Trawler ...«
Fischer warf einen Blick auf Rita. »Du und Gunvald«, sagte er dann so nachdrücklich und streitlustig, als wären er und Harry irgendwie einen Wettstreit mit dem Ziel eingegangen, sie jeweils für sich zu gewinnen, »ihr wart euch doch schon einig, daß die Trawler uns nicht erreichen können.«
Harry schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Unser Schicksal steht hier nicht in Stein gemeißelt. Wir sind intelligente Menschen. Wenn wir uns darauf konzentrieren, können wir unser Schicksal selbst bestimmen. Wenn einer dieser Kapitäne verdammt gut und verdammt starrköpfig ist und eine wirklich erstklassige Mannschaft und etwas Glück hat, könnte er vielleicht durchkommen.«
»Zu viele Wenn und Aber«, sagte Roger Breskin.
Fischer schüttelte grimmig den Kopf. »Wenn er ein Horatio Hornblower ist, wenn er der verdammte Urgroßvater aller Seefahrer ist, die je gelebt haben, und wenn er nicht nur ein Mensch, sondern eine übernatürliche Kraft der See ist, dann haben wir vielleicht eine Chance.«
»Tja, falls er tatsächlich Horatio Hornblower ist«, sagte Harry ungeduldig, »und falls er tatsächlich wie der Teufel segelt und morgen mit wehenden Flaggen hier auftaucht, dann möchte ich noch leben, um ihn begrüßen zu können.«
Sie schwiegen.
»Was ist mit euch?« fragte
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