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Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition)

Titel: Eitle Liebe: Wie narzisstische Beziehungen scheitern oder gelingen können (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Wardetzki
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Verantwortung liegt. Das finden wir beispielsweise bei Kindern, die ihre Eltern stützen müssen, weil sie aufgrund von Depressionen, Suchterkrankungen oder aus anderen Gründen nicht fähig sind, für sich selbst zu sorgen. Den Kindern fällt dann die Elternrolle für die Eltern zu. Das ist eine direkte Umkehrung des Eltern-Kind-Verhältnisses: das Kind wird zum Elternteil, die Eltern zum Kind. Der Fachausdruck dafür ist »Parentifizierung«. Sie ist eine seelische Ausbeutung des Kindes, da es beschützen muss, statt selbst beschützt zu werden. In der Folge machen diese Kinder sich mehr Gedanken darüber, was für Papa oder Mama gut wäre, und spüren nicht mehr, was sie selber brauchen. Sie schaffen es nicht, sich gegen die Bedürftigkeiten und Forderungen der Eltern abzugrenzen oder haben massive Schuldgefühle, wenn sie es dennoch tun. Da die Eltern das Kind durch ihre Krankheiten manipulieren, verhindern sie dessen eigenständige Entwicklung. Denn wer will schuld sein an der Depression der Mutter oder dem Alkoholrausch des Vaters? Also lieber klein beigeben, sich anpassen und tun, was verlangt wird. In ihren erwachsenen Beziehungen werden diese Menschen mit großer Wahrscheinlichkeit dasselbe Muster weiterführen.
    Sie entwickeln das bereits bei Horst und Andrea in Kapitel 24 erwähnte Helfersyndrom, bei dem der Helfer sich die Gedanken über seine Partnerin macht, die sie sich selbst machen sollte. Er sucht nach Lösungen für sie und überlegt, was gut für sie wäre. Das sieht zwar altruistisch aus, ist es im Grunde aber nicht. Denn es nimmt ihr jede Eigenverantwortung und macht sie abhängig. Der Helfer seinerseits wertet sich auf und stellt sich über sie, weil er meint, besser zu wissen, was für sie gut ist. Das hat häufig zur Folge, dass die Person, der er helfen will, sich verschließt oder sich sogar gegen die Hilfe wehrt. Das wäre das Signal zum Rückzug des Helfers, ist aber oft Auslöser, dass er sich noch mehr engagiert. Ein Teufelskreis!
    Im Rahmen von Trennungen werden oft narzisstische Verführungen eingesetzt, um den anderen wieder an sich zu binden. Weil narzisstische Menschen so stark auf die Beachtung und Bestätigung von außen angewiesen sind, ist es für sie fast unerträglich, verlassen zu werden oder sich trennen zu müssen. Solange sie noch mit ihrer grandiosen Seite in Kontakt sind, werden sie alle Register ziehen, um den Mann oder die Frau wieder für sich zu gewinnen. Das gelingt beispielsweise dadurch, dass sie plötzlich alles einlösen, was sich ihr Partner/ihre Partnerin bisher gewünscht, aber von ihnen nicht bekommen hat. Sie gehen mit ins Konzert, wo sie sich sonst verweigerten, machen lange Spaziergänge mit, zeigen Interesse am anderen, fragen nach und signalisieren Einfühlung und Verständnis. Diese Verführung ist unschlagbar, denn auf einmal bekommen die Partner endlich das, worauf sie immer gewartet haben! Und sie greifen zu. Doch in dem Moment, wo sie ihnen wieder sicher sind, hören sie mit all dem auf und verhalten sich genauso selbstbezogen wie früher. Kurz gefasst könnte man sagen: Reingefallen! Die gezeigte Veränderung war nur ein Trick, eine perfekte Show. Seien Sie also vorsichtig, nicht zu schnell wieder in die Beziehung zurückzukehren und Harmonie zu erwarten, wenn Sie nicht zusammen neue Absprachen getroffen haben oder sogar entscheiden, eine Paartherapie oder -beratung zu machen. Ihre neue Beziehung könnte nämlich schnell wieder zerbrechen und dann vielleicht für immer. Bedenken Sie, dass Ihre gemeinsamen Probleme eine Geschichte haben, die bereits so lange dauert, wie Sie sich kennen. Die sind mit schnellem »Wohlverhalten« nicht aus der Welt geschafft.
    Im Fall von Verführung und Ausbeutung hilft es, sich über die eigene Verantwortung klar zu werden, die jeder für sich und die Beziehung trägt. Die Richtschnur Ihres Verhaltens sollten zuallererst Sie selbst sein, nicht der Blick auf den anderen. Sie helfen keinem, wenn Sie ihm oder ihr etwas vormachen oder sich etwas vormachen lassen. Dadurch schaden Sie nur sich selbst und der Beziehung. Sie haben es nicht nötig, den anderen zu verführen, um ihn /sie für sich zu interessieren. Das bedeutet doch im Grunde, dass Sie nicht davon überzeugt sind, liebenswert und anziehend genug zu sein, sondern noch ein bisschen besser sein zu müssen. Menschen mit einem geschwächten Selbstwertgefühl haben es viel schwerer, sich wertzuschätzen, weil sie in ihrer Selbsteinschätzung so stark, oft sogar

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