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Ekel / Leichensache Kollbeck

Ekel / Leichensache Kollbeck

Titel: Ekel / Leichensache Kollbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Girod
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stemmte er einen Fuß gegen den Leib seines Opfers. Einbecker stöhnte: „Jetzt wollt Ihr mich auch noch umbringen!“
    Das waren seine letzten, wahren Worte. Scheuner zog und zog. Das Seil schnürte sich tief in die Weichteile des Halses. Der Kehlkopf zerbarst. Dann bewegte sich Einbecker nicht mehr. Seine Gattin löste ihre schmiedeeiserne Falle von seinem Nacken. Einbecker war tot.
    Sie ging aus dem Zimmer, mußte sich übergeben. Dann faßte sie sich wieder. Ein völlig irrationaler Gedanke leitete ihr weiteres Handeln: Sie ging zum Kinderzimmer und weckte ihre Tochter Antje. Dem schlaftrunkenen Kind überbrachte sie die Nachricht, daß Falk Scheuner und sie den Vater umgebracht hätten. Nun müsse die Leiche verschwinden. Niemand dürfe etwas erfahren, ansonsten wären ihr viele Jahre Gefängnis sicher. Antje Fürbringer war fassungslos. Sie taumelte aus dem Bett, stand plötzlich im Korridor mit Scheuner und der Mutter, einen ängstlichen Blick auf den toten Einbecker riskierend, der im Wohnzimmer lag.
    Das Trio beriet nun das weitere Vorgehen. Scheuner wickelte die Leiche in eine Wolldecke. Zu dritt schleppte man das schwere Bündel unbemerkt aus der Wohnung in den Keller und legte es auf dem Fußboden der Waschküche ab. Marianne Einbecker verschloß die Tür. Dann ging man nach oben. Erschöpft schliefen Falk Scheuner und Marianne Einbecker bis zum Morgen. Nur Antje Fürbringer wälzte sich in den Kissen und weinte.
    Am nächsten Tag besorgte Marianne Einbecker einen kleinen Handwagen, den die kommunale Wohnungsverwaltung an ihre Mieter auslieh. Damit sollte der Leichnam weggeschafft werden. Doch das Gefährt erwies sich als zu klein für den Transport des großen toten Körpers. Wieder wartete das mörderische Paar einen Tag ab. Am 10. März fuhr Scheuner nach Magdeburg und kaufte im Schutze großstädtischer Anonymität einen Spaten und ein Beil. Abends, als Ruhe im Hause war, sicherten die Geliebte und ihre Tochter an der Tür zur Waschküche das schaurige Werk Scheuners. Er hatte die Leiche aus der Decke gewickelt und trennte mit vielen wuchtigen Hieben die Beine vom Körper des Getöteten. Dann ging alles sehr schnell. Die Leichenteile, die nun problemlos in den Handwagen paßten, wurden unauffällig abgedeckt, der Spaten dazugelegt. Marianne Einbecker und er fuhren den Wagen unbemerkt aus dem Haus. Antje Fürbringer blieb zu Hause und dachte darüber nach, ob sie wohl eine Verbrecherin geworden ist. Das ließ sie wieder nicht schlafen.
    Die Liebenden indes transportierten ihr grauenvolles Gut im Schutze der Nacht zum Barleber See. Dort beerdigten sie den Toten. Als Scheuner das Grab zuschaufelte, bemerkte er, daß er vergessen hatte, die Beine zu beseitigen. Das geschah schließlich irgendwo auf dem Rückweg an einer Böschung des Mittellandkanals. In dessen Fluten versenkte er auch den Spaten.
    An einem der folgenden Tage verbrannte das Pärchen auf einem Müllplatz die Bekleidung des Getöteten. Am 17. März erstattete Marianne Einbecker bei der VP in Wolmirstedt eine Vermißtenanzeige, unauffällig und gefaßt: Ihr Mann habe sie nach einem Streit am 8. März verlassen und sei nicht mehr heimgekehrt … Er könne möglicherweise in den Westen abgehauen sein.
    Ende August, einen Monat nach dem 18. Geburtstag Falk Scheuners, reichte sie auf dem Kreisgericht die Scheidung ein, weil ihr Ehemann sie böswillig für immer verlassen habe. Die Vorlage eines Schreibens der VP mit der Begründung der Einstellung der Vermißtensache wegen Republikflucht, war dafür ein überzeugendes Argument.
    Das Gericht verurteilte das Paar wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe.
    Zunächst wurde gegen die Tochter, Antje Fürbringer, wegen des Verdachts der Begünstigung gemäß § 223 StGB ebenfalls ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Sie hatte objektiv den Tatbestand der Begünstigung erfüllt. Doch dieses Verfahren wurde gemäß § 148 Abs. 1 Ziffer 3 StPO schließlich eingestellt, weil die Begünstigung ihrer Mutter gewährt wurde, um sie vor einer Bestrafung zu schützen. Sie wurde bis zu ihrer Volljährigkeit in einem staatlichen Heim in Magdeburg untergebracht.

Eine Tote zwischen den Gräbern
    (Aktenzeichen 131–22–72 Bezirksstaatsanwalt Schwerin)
    Als der sowjetische Kriminalist A. I. Winberg und seine Mitarbeiter im Jahre 1965 die Ergebnisse ihrer Forschungen auf dem Gebiet der Geruchsspuren und ihrer Anwendung in der Kriminalistik, die sogenannte Gerichtsodorologie, vorstellten, ahnte wohl

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