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Ekel / Leichensache Kollbeck

Ekel / Leichensache Kollbeck

Titel: Ekel / Leichensache Kollbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Girod
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durchgeführt. Die Extremitäten werden Rudolf Einbecker zweifelsfrei zugeordnet und die Angaben Scheuners, wie er die Beine von der Leiche abgetrennt habe, bestätigt.
    Anfang Juli 1976 sind die kriminalpolizeilichen Ermittlungen abgeschlossen. Der Staatsanwalt kann die Anklageschrift vorbereiten. Nun ergibt sich ein klares Bild über den Tathergang.
    Es war Liebe auf den ersten Blick, die Falk Scheuner und Marianne Einbecker verband, seit sie sich beim Weihnachtsbaumverkauf kennenlernten. Als er Silvester zu den Einbeckers zog, begann für beide die lust- und angstvolle Zeit heimlicher Liebe. Bereits in den ersten Januartagen schliefen sie miteinander. Die Woche über lebten sie wie ein Ehepaar zusammen, wenn Rudolf Einbecker in Klötze wohnte. Sie versprachen einander, zusammenzubleiben, und Marianne Einbecker wollte ihn heiraten, sobald er sein 18. Lebensjahr vollendet hatte.
    Rudolf Einbecker ahnte dunkel, daß er betrogen wurde. Seine Trink- und Streitsucht an den Wochenenden machten das Leben immer unerträglicher. Falk Scheuner achtete sehr darauf, seine wahre Beziehung zu ihr nicht zu verraten. Er mischte sich auch nicht in die ehelichen Auseinandersetzungen ein, z. B. wenn Marianne Einbecker von ihrem Mann geschlagen wurde. Nur tief in ihm grollte ein unbändiger Haß auf ihn.
    Wenn dieser montags früh nach Klötze fuhr, begann für die Liebenden eine Woche der Glückseligkeit. Da war Zeit für Zärtlichkeiten und Zukunftspläne. Scheuner schnitt dabei mehrmals das Thema einer Scheidung an, aber Marianne Einbecker wich ihm aus. Sie ging davon aus, daß ihr Mann niemals einer Scheidung zustimmen würde.
    Als Mitte Februar die Scheidung abermals Gegenstand eines Bettgesprächs war, machte Scheuner ohne Umschweife den Vorschlag, Einbecker zu liquidieren. Zunächst zeigte Marianne Einbecker keine Reaktion, gewöhnte sich aber schnell an den Gedanken, wie sie mit Scheuner leben könnte, wenn ihr Gatte tot wäre. An den nächsten Abenden nahmen die Pläne immer schärfere Konturen an. Sie diskutierten die Möglichkeit eines perfekten Verbrechens, ob man, falls Einbecker vergiftet würde, einen natürlichen Tod vortäuschen könne. Aber Scheuners spätere Bemühungen um ein geeignetes Gift schlugen fehl. Schließlich dachte er darüber nach, Einbecker kurzerhand zu Tode zu strangulieren und seine Leiche verschwinden zu lassen. Dieses Vorgehen hielt er für geeigneter als ein Vergiften, da er damit einer kritischen Leichenschau völlig aus dem Wege ging. Man beriet die Einzelheiten. Am nächsten Tag kaufte Marianne Einbecker eine Hanfwäscheleine, schnitt ein Ende ab, aus der Scheuner eine Schlaufe mit laufender Schlinge knotete. Von nun an verbarg er das Mordwerkzeug ständig in seiner Hose und wartete auf eine günstige Gelegenheit.
    Anfang März fuhr Scheuner nach Klötze, um Einbecker betrunken zu machen und ihn zu strangulieren. Aber Einbecker kam nicht in seine dortige Wohnung. Er befand sich auf einem Kurzlehrgang in Halberstadt. Unverrichteter Dinge kehrte Scheuner nach Wolmirstedt zurück, hinterließ Einbecker aber eine Nachricht, sich am Sonntag, dem 8. März 1975, auf dem Bahnhof in Gardelegen mit ihm zu treffen, um ihn an einem lukrativen Nebenverdienst beteiligen zu wollen. In den frühen Morgenstunden des 8. März saß Scheuner im Zug nach Gardelegen, das Henkerswerkzeug in der Tasche. Der Zug tuckerte behäbig durch die Bördelandschaft. Er erreichte erst mit erheblicher Verspätung sein Ziel. Und Einbecker war nicht mehr am vereinbarten Ort. Enttäuscht fuhr Scheuner mit dem nächsten Zug nach Wolmirstedt zurück.
    Am späten Abend erschien Einbecker angetrunken in der ehelichen Wohnung. Er polterte gleich los, warum Scheuner seine Verabredung nicht eingehalten habe. Marianne Einbecker stellte sich ahnungslos. Doch der Streit nahm kein Ende. Schließlich gipfelte er in körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den Eheleuten. Die Fetzen flogen. Nun mischte sich Scheuner ein. Die beiden Männer gingen wie Kampfhähne aufeinander los. Wohnzimmer und Korridor bildeten ihre Arena. Als Einbecker durch einen gezielten Faustschlag im Wohnzimmer bäuchlings zu Boden ging, drückte Marianne Einbecker die spitzen gußeisernen Füße eines vier Kilogramm schweren Standaschenbechers derart in seinen Nacken, daß er sich nicht aufrichten konnte. Das war für Scheuner die Gelegenheit, Einbecker die vorbereitete Schlinge über den Kopf zu streifen. Und ehe er sie mit der ganzen Kraft seines Körpers zuzog,

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