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Ekel / Leichensache Kollbeck

Ekel / Leichensache Kollbeck

Titel: Ekel / Leichensache Kollbeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Girod
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berücksichtigt. Sie sind vermutlich zu früherer Zeit durch Kontakt mit anderen Geweben aufgenommen worden und besitzen insofern keine Tatrelevanz. Die gehäuft vorliegenden Spuren werden – bis auf etwa 80 grüne Schafwollfaserstücke – durch Vergleich der Bekleidung des Mädchens zugeordnet. Die Schafwollspuren jedoch dürften demnach von der Bekleidung des unbekannten Täters stammen.
    Diese grünen Schafwollfasern untersucht Schönborn genauer. Sie bestehen aus einem handgestrickten, sogar mehrmals verstricktem, grün nachgefärbtem Material. Demnach müßte der Täter einen grünen Pullover oder eine grüne Strickjacke getragen haben, mit denen er den Körper des Mädchens und das Strauchwerk am Tatort kontaminiert hat.
    Zunächst richtet Hauptmann Korges aber seine Aufmerksamkeit auf die Identifizierung des unbekannten Mädchens. Sie bereitet ihm insofern keine Schwierigkeiten, als bereits ein passender Vermißtenvorgang bei der VP in Frankenberg in Arbeit ist. Danach wird seit dem 12. Oktober 1969 die 16jährige Oberschülerin Marlies Stenzel vermißt. Ihre erkennungsdienstlichen Daten und die Beschreibung der Bekleidung sowie des Inhalts der Handtasche lassen keinen Zweifel daran, daß die unbekannte Tote und die Vermißte identisch sind. Korges läßt die Akte heranschaffen.
    Am 14. Oktober zeigte der Feinmechaniker Horst Stenzel aus Frankenberg bei der VP an, daß seine Tochter entgegen ihrem üblichen Verhalten nach dem Besuch einer Tanzveranstaltung in Karl-Marx-Stadt am Abend des 11. Oktober nicht mehr nach Hause zurückgekehrt sei. Marlies Stenzel und ihre Freundin Katrin Essenbach waren zusammen mit dem Vorortzug von Frankenberg nach Karl-Marx-Stadt zu einer Tanzveranstaltung gefahren. Dort trafen sie sich mit anderen bekannten Jugendlichen. Marlies und ihre Freundin Katrin verließen den Ort der Fröhlichkeit jedoch viel zu spät. Kein Zug, kein Bus konnte sie um diese Uhrzeit in das 15 Kilometer entfernte Frankenberg befördern. Auch ihre Bemühung um ein Taxi blieb ohne Erfolg. Nahezu eine Stunde verharrten sie vergeblich an einem Taxistand in der Nähe des Hauptbahnhofes. Enttäuscht suchten sie dann das große, warme Bahnhofsgebäude auf, um der unangenehmen Kühle der Herbstnacht zu entgehen. In der Bahnhofsvorhalle langweilten sich bereits andere Jugendliche aus der Stadt. Die beiden Mädchen gesellten sich zu ihnen. Mehrere Stunden vertrieben sich die Jugendlichen die Zeit mit allerlei Albernheiten und oberflächlichen Annäherungsversuchen. Einer der Jugendlichen versprach Marlies, sie mit seinem Motorrad, das er in der Nähe seiner Wohnung geparkt habe, nach Hause zu fahren. Es war nur der simple, aber erfolgversprechende Vorwand, Marlies in seine sturmfreie Bude zu locken.
    Prompt verabschiedete sie sich von ihrer Freundin Katrin und trank einige Minuten später Kaffee in der Wohnung des neuen Freundes. Erst als der Tag erwachte, verließ sie die fremde Wohnung. Seit dieser Zeit wurde Marlies nicht mehr gesehen. Mehr Erkenntnisse gibt die Akte nicht her.
    Korges hat Zweifel, ob die Aussagen des Jugendlichen, der das Mädchen mit in seine Wohnung nahm, tatsächlich der Wahrheit entsprechen. Immerhin ist er derjenige, der Marlies Stenzel bisher als Letzter gesehen hat und die gleiche Blutgruppe besitzt, die in der Spermaspur an ihrer Strumpfhose nachgewiesen wurde. Und ein solcher Umstand ist für einen Morduntersucher immer ein guter Grund für Argwohn. Überhaupt scheinen ihm die Jugendlichen, was ihre Alibis betrifft, nur unzureichend überprüft zu sein.
    Er beordert seine Mitarbeiter in das Bahnhofsmilieu. Und es dauert nur wenige Tage, alle ermittelten Jugendlichen durchzuchecken. Doch niemand von ihnen gerät in Verdacht. Die unbenutzte Busfahrkarte aus der Handtasche der toten Marlies Stenzel wurde am 12. Oktober zu einer Zeit gelöst, für die alle Jugendlichen ein sicheres Alibi nachweisen können.
    Hauptmann Korges’ Hoffnung auf eine schnelle Ermittlung des Täters aus dem Kreise der Bahnhofsjugendlichen zerplatzt wie eine Seifenblase.
    Nun muß er sich auf langwierige, breit angelegte Untersuchungen vorbereiten. Doch setzt er dabei auf die Möglichkeit, daß der Täter in Besitz eines Kleidungsstücks aus grüner Schafwolle ist.
    Es gelingt ihm, seinen Chef nicht nur zur personellen Verstärkung seiner Kommission zu überreden, sondern auch dazu, daß der „Fusselspezialist“ Schönborn in der nächsten Zeit für die Vergleichsuntersuchungen zur Verfügung stehen

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