Ekel / Leichensache Kollbeck
bedenken, seine Angaben seien zu unpräzise, er könne der Polizei weder das Autokennzeichen noch eine brauchbare Personenbeschreibung des Fahrers mitteilen.
Doch am 31. Oktober gibt er seine Angaben bei der VP zu Protokoll. Hauptmann Korges befragt ihn selbst. Dieser Zeuge könnte zu wichtig sein, als ihn durch einen Mitarbeiter vernehmen zu lassen.
Essenbach ist überaus gesprächig, umgeht aber konkrete Auskünfte und beruft sich auf die nur kurze Wahrnehmung. Da dessen Tochter Katrin in der Nacht zum 12. Oktober am Hauptbahnhof in Karl-Marx-Stadt noch mit dem Opfer zusammen war, kommt Korges in dem Gespräch auf diese Nacht zurück und will von ihm wissen, ob er dazu ergänzende Angaben machen könne. Essenbach schildert, er sei am 12. Oktober mit dem Motorrad zum Hauptbahnhof nach Karl-Marx-Stadt gefahren, um nach seiner Tochter zu suchen, die zu diesem Zeitpunkt von der Tanzveranstaltung noch nicht heimgekehrt war. Er sei jedoch unverrichteter Dinge nach Franken-berg zurückgekehrt. Seine Tochter wäre inzwischen längst daheim gewesen.
Noch ehe Korges den Zeugen entläßt, fragt er nebenbei: „Was für Bekleidung trugen Sie denn zu dieser Zeit?“
Essenbach überlegt, und nach kurzem Schlucken gibt er die klare Antwort: „Schwarze Hose, grauer Pullover, dunkelbraune kunstlederne Motorradjacke!“
Korges notiert die Daten, will dann weiter fragen: „Sind Sie in Besitz einer grü…?“
Er kann die Frage nicht vollenden. Essenbach fällt ihm sofort ins Wort und ergänzt: „… einer grünen Strickbekleidung?“ Und nach einem tiefen Atemzug setzt er lächelnd fort: „Nein, nein, ich hab nichts aus grüner Wolle!“
Zu Hause berichtet er sofort über seine Episode bei der Kriminalpolizei. Die Frage des Polizisten nach der grünen Strickbekleidung hat ihn ziemlich bewegt. Frau Essenbach ist verwundert: „Aber, du hast doch selbst einen grünen Pullover! Du weißt doch, den ich gestrickt habe, als ich mir damals den Fuß verstaucht hatte!“
„Ach der! – Den hab ich schon lange nicht mehr“, ist seine kurze Antwort und ergänzt: „Hatte ich dir nicht erzählt, daß der mir auf Arbeit geklaut wurde?“
Frau Essenbach ist erstaunt: „Ich, ich kann mich nicht erinnern!“
„Da der Pullover sowieso weg ist, hab ich erst gar nicht davon angefangen bei der Polizei. Die spielen sonst nur verrückt.“
„Aber du hättest doch wenigstens sagen können, daß er geklaut wurde“, hält sie ihm vor.
„Hab ich doch damals dem Betriebsschutz gemeldet. Die sind doch auch Polizei. Warum soll ich jetzt wieder davon anfangen?“ reagiert er prompt.
„Ich weiß nicht, ob das richtig war“, zweifelt sie.
„Laß mal, am besten ist, ich hatte keinen grünen Pullover. Wollen wir noch mehr Aufregung? Die Sache mit Marlies ist doch schon schlimm genug“, beschwichtigt er die Gattin.
Es stimmt, Hartmut Essenbach hat den Diebstahl eines grünen Pullovers bei den Polizisten des Betriebsschutzes angezeigt. Doch daß er diese Anzeige am 15. Oktober machte, also drei Tage nach dem Verschwinden des Mädchens, stimmt Hauptmann Korges in höchstem Maße argwöhnisch.
Am nächsten Tag wird eine erneute Befragung Essenbachs vereitelt. Er mußte sich wegen eines mißlungenen Suizids in ärztliche Behandlung begeben. Nun zögert Korges nicht mehr, eine Wohnungsdurchsuchung bei der Familie Essenbach durchzuführen.
Der Hauptmann, der Biologe Schönborn und mehrere Kriminaltechniker führen die Aktion durch. Einzig und allein geht es ihnen um Bekleidung, Wolle oder Garne, in denen grüne Schafwollfasern zu vermuten sind. Da Frau Essenbach eine ausgesprägte Strickleidenschaft besitzt, ist die Ausbeute an verdächtigen Wollresten besonders groß. Doch sie können weder einen grünen Wollpullover noch eine grüne Strickjacke finden. Auch die sofort durchgeführten Vergleichsuntersuchungen an den Wollresten erbringen keine Identität mit den am Tatort gesicherten Faserspuren. Immerhin können sie den Schluß ziehen, daß Essenbach nicht in Besitz eines artgleichen Textils ist. Schörnborn und Korges wollen aber noch nicht aufgeben. Wenn schon keine verdächtige grüne Wollbekleidung gefunden werden kann, so sollte doch Essenbachs Oberbekleidung darauf geprüft werden, ob natürlicher Verschleiß grünfaserige Abriebspuren in ihr hinterlassen haben kann.
Korges erinnert sich an die Bemerkung Essenbachs, am 12. Oktober mit dem Motorrad unterwegs gewesen zu sein. Er läßt Schönborn zunächst die an der Flurgarderobe
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