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El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

Titel: El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Beith
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zwanzig Polizist gewesen, ehe er den Dienst quittierte und sich als Leibwächter für den damaligen sinaloensischen Gouverneur Leopoldo Sánchez Celis verdingte. Celis gehörte der Partido Revolucionario Institucional (PRI) an, die damals Sinaloa regierte. Man nimmt an, dass El Padrino in dieser Position eingehende Kenntnisse über den Drogenhandel in Sinaloa erhielt. 96
    Die PRI, die Mexiko zwischen 1929 und 2000 mit eiserner Hand beherrschte, wird weithin für das Aufblühen des Drogenhandels verantwortlich gemacht, da die enge Verflechtung von Staat und Partei, die bis in die kleinsten Dörfer reichte, eine Korruption hervorbrachte, die auch in Lateinamerika ihresgleichen suchte. Obwohl die gegenwärtige Regierung von der konservativen Partido Acción Nacional (PAN) gestellt wird, hat die PRI noch immer mehr als die Hälfte der mexikanischen Gouverneursposten inne. Die anderen Parteien werfen der PRI vor, in den von ihr dominierten Regionen den Drogenhandel zu tolerieren oder gar darin verwickelt zu sein.
    »In Sinaloa herrscht eine Symbiose aus Verbrechen und Politik«, behauptet Manuel Clouthier Carrillo, der einer der reichsten Familien Culiacáns entstammt und ein leidenschaftlicher Parteigänger der PAN ist, die von seinem Vater mitbegründet wurde.

    Auch aus US-Kreisen ist diese Klage zu hören. »Politische Protektion ist schwer nachzuweisen«, sagt ein Staatsanwalt eines an Mexiko grenzenden Bundesstaates. »Wenn wir es beweisen könnten, könnten wir sie alle unter Anklage stellen. Doch zwischen etwas wissen und es vor Gericht beweisen zu können besteht ein großer Unterschied.… Selbst wenn man über extrem zuverlässige nachrichtendienstliche Quellen verfügt, ist es schwierig, und wenn man es nicht beweisen kann, warum dann seine Quellen gefährden? Man würde ihre Leichen über ganz Sinaloa verstreut finden.« 97
    In diesem politisch-kriminellen System stieg El Padrino auf. Er gab sich nicht damit zufrieden, nur ein Laufbursche zu sein, sondern baute sein eigenes Imperium auf. Dank seiner Verbindung zu Juan Ramón Matta Ballesteros, einem wichtigen honduranischen Drogenhändler, wurde El Padrino zum wichtigsten Repräsentanten des von Pablo Escobar beherrschten Medellín-Kartells in Mexiko. Und mit Hilfe seiner politischen Beziehungen sorgte er dafür, dass er vom Politiker bis hinunter zum Polizisten alle wichtigen Leute entlang der Pazifikküste in der Tasche hatte. Außerdem kontrollierte er die Distribution des in Sinaloa produzierten Opiums und Marihuanas, das problemlos zusammen mit dem kolumbianischen Kokain nach Norden transportiert werden konnte. Er war der Boss der mexikanischen Drogenbosse, der alles, was im Land vor sich ging, überwachte. »Damals gab es in Mexiko keine Kartelle«, erinnert er sich. Tatsächlich gab es nur ihn, seine Komplizen und die Politiker, die ihn deckten. 98
    El Padrino war ein sanftmütiger Familienmensch. Er arbeitete fast ständig und bereiste ganz Mexiko, um seine Geschäfte im Auge zu behalten. Er bewohnte allein ein Haus, seine achtzehn Kinder hatte er nahebei in zwei weiteren Häusern untergebracht. In fast allen Staaten Mexikos besaß er Immobilien, die er meist auch geschäftlich nutzte. Sein einziges
Laster waren elektronische Geräte, er besaß fast alles vom Fernseher bis zur Abhöranlage, was auf den Markt kam. Natürlich besaß er eine formidable Kollektion italienischer Designeranzüge und -schuhe sowie den einen oder anderen Sportwagen, doch abgesehen davon schien er ein ruhiges Leben zu führen und wirkte wie der nette Nachbar von nebenan – oder zumindest wie der reiche nette Nachbar von nebenan. Seine Ranch außerhalb von Culiacán war schön und luxuriös, aber nicht protzig. Er sammelte teure Uhren, die er jedoch nie trug. Er wusste, wie man möglichst wenig Aufsehen erregt. 99
    Als er noch in Culiacán lebte, verlagerte er sein Operationszentrum nach Guadalajara, wo es weniger auffiel als in Sinaloa, das noch immer unter den Auswirkungen der »Operation Trizo« litt. 100
    Chapo lernte von El Padrino, wie man im Dschungel des Drogengeschäfts vorwärtskommt und überlebt. Auch er lebte vergleichsweise zurückgezogen ohne spektakuläre Auftritte und Skandale. 1977 heiratete er in einer bescheidenen Zeremonie in der sinaloensischen Stadt Jesús María seine erste Frau Alejandrina María Salazar Hernández. Nicht einmal die Lokalzeitungen, die damals über alle gesellschaftlichen Ereignisse der Gegend, auch die der großen Drogenbosse,

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