Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

Titel: El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Beith
Vom Netzwerk:
einer Gelegenheit trat ein Mann in Badiraguato an die Mitglieder von La Sombra Norteña heran und bot ihnen viertausend Dollar für einen Auftritt, zu dem sie mit einem Privatflugzeug eingeflogen würden. Sie willigten ein und wurden in eine Stadt in den Bergen von Durango geflogen. Sie spielten ihr Set und wurden wieder zurückgebracht. Als sie wieder in Badiraguato eintrafen, wurden sie festgenommen. Sie hatten Marihuana und eine Handfeuerwaffe bei sich, doch die Behörden waren mehr an dem Mann interessiert, für den sie gespielt hatten: Chapo. 170
    Die Mitglieder von La Sombra Norteña konnten von Glück sagen, dass sie nicht wegen Verbindungen zum organisierten Verbrechen angeklagt wurden. In den vergangenen Jahren hat die Regierung Anstrengungen unternommen, Narco-Corridos, den Malverde-Kult und andere Formen der Narco-Verherrlichung zu bekämpfen. Einige Politiker haben versucht, Narco-Corridos aus dem Rundfunk zu verbannen, andere verlangen sogar Freiheitsstrafen für die Texter und Komponisten. Ein Song der Los Tucanes de Tijuana wurde tatsächlich aus dem Rundfunk verbannt, weil er die Bemühungen der Regierung, den Drogenhandel zu bekämpfen, lächerlich machte.
    Die Verurteilung der Narco-Corridos ist Teil einer Kampagne, mit der der – wie Politiker und Eltern sagen – »Narco-Kultur« in Mexiko Einhalt geboten werden soll. 171

    Yudit del Rincón, eine Abgeordnete im Parlament von Sinaloa, hat selbst miterlebt, welchen Einfluss die Narco-Kultur auf Kinder im Teenageralter haben kann. Es verstört sie, dass ihr Sohn Narco-Corridos hört und Kleider oder andere Accessoires (Goldketten etc.) der Narcos tragen will.
    Sie vertritt zudem hartnäckig die Position, dass den Politikern ihres Bundesstaates Vorbildfunktion zukommt.
    Während einer Parlamentsdebatte über den Drogenhandel in Sinaloa schlug sie plötzlich vor, sie und ihre Abgeordnetenkollegen sollten sich einem Drogentest unterziehen, um glaubhaft beweisen zu können, dass sie geeignet sind, die Öffentlichkeit zu repräsentieren. Sie erhielt großen Applaus für ihre Idee. Dann ließ sie die Katze aus dem Sack: Sie hatte zwei Labortechniker mitgebracht und schlug vor, den Test gleich an Ort und Stelle zu machen.
    Die Abgeordneten rannten sich gegenseitig über den Haufen, um so schnell wie möglich aus dem Gebäude zu kommen. 172
    Die Narco-Kultur zu bekämpfen, stellt eine gewaltige Herausforderung dar. Sie erfasst mittlerweile fast alle Lebensbereiche, nicht nur Musik und Mode. Die Narcos stellen eine Art kriminelle Bruderschaft dar, wie nicht zuletzt durch ihre Spitznamen ersichtlich wird. Diese »Apodos« sind in der mexikanischen Unterwelt nichts Ungewöhnliches. Viele beziehen sich auf das Äußere, wie etwa bei Chapo oder »El Barbas« (»der Bärtige«), manche auf den Charakter. So ist »El Petardo« (»der Kanonenschlag«) bekannt für sein explosives Temperament. Wieder andere sind durchaus liebevoll gemeint. So war Sandra Ávila Beltrán, alias »La Reina del Pacífico« (»die Königin des Pazifiks«), eine hoch geachtete Frau, der es gelungen war, in der Männerwelt des Drogenhandels aufzusteigen, ehe sie am 28. September 2007 verhaftet wurde. El Padrino war ebenso ein Spitzname, in dem sich die Verehrung der anderen ausdrückte.

    Andere dagegen sind humorvoll gemeint, wobei damit oft die Brutalität der gemeinten Person verniedlicht wird. »El Chuck Norris« etwa wurde verdächtigt, an verschiedenen Exekutionen beteiligt gewesen zu sein und seine Opfer in geheimen Gräbern verscharrt zu haben. Ein anderer berüchtigter Menschenhändler, David Avendaño Ballina, war als »El Hamburguesa« (»der Hamburger«) bekannt, und eine Bande von Kidnappern in Mexiko-Stadt trieb die Ironie auf die Spitze und nannte sich »Los Gotcha« (»erwischt«). 173
    Dead Men Walking
    Noch vor einigen Jahren – als Chapo noch das allein gültige Gesetz und die Armee noch nicht angerückt war – herrschte unter der sinaloensischen Jugend so etwas wie Ordnung und Disziplin. »Wenn die Polizisten Chapo auf der Straße begegneten, nannten sie ihn ›Boss‹«, erinnert sich ein Einheimischer. Damals machte sich niemand Sorgen wegen der Narco-Kultur; Chapo hielt die Jugend im Zaum.
    So hatte beispielsweise eine Gruppe Jugendlicher einige Kanister Benzin aus einem Depot am Rande der Stadt gestohlen. Die Polizei war machtlos, da sie in den Bergen keine Hausdurchsuchungen vornehmen konnte; es wäre eine nutzlose, möglicherweise lebensbedrohliche

Weitere Kostenlose Bücher