El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco
del Humaya sind Hunderte Narcos begraben. Tausende andere liegen in Massengräbern, die überall in Sinaloa und in ganz Mexiko verstreut sind.
Iván Vázquez Benítez wurde im Alter von sechsunddreißig Jahren von einer Kleingangster niedergeschossen, als er eines Samstagmorgens von der Arbeit nach Hause fuhr.
Die Leichen von Omar Osuna, zweiunddreißig, Víctor Manuel Castillo Villela, sechsundzwanzig, und David López Ruiz, vierunddreißig, wurden im Francisco-I.-Madero-Viertel der sinaloensischen Hafenstadt Mazatlán gefunden. Man hatte
ihnen die Köpfe abgeschlagen und sie in eine große Kühlbox gepackt.
Iván López Toledo war aus einer Diskothek entführt worden. Zwei Tage später fand die Polizei eine Hand und einen Unterarm sowie einen Schweinekopf. Später am Tag fand man die Beine eines jungen Mannes und noch einen Schweinekopf. Man nimmt an, dass die Körperteile von López Toledo stammen.
Ein junger Mann, der die Uniform eines Umzugsunternehmens trug, wurde an einem Dienstagabend um 19:35 Uhr vor einer Autowerkstatt am Lomas Boulevard in Culiacán niedergeschossen. Eine der vier Kugeln, die ihn erwischt hatten, war in den Kopf eingedrungen. 186
Viele Opfer des Drogenkrieges werden nie identifiziert oder nicht von Verwandten abgeholt, um sie zu beerdigen. Die Forensiker listen sie unter dem Kürzel »NN – no nombre« … »kein Name«. 187
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Der General
General Noé Sandoval Alcázar saß in seinem Büro in der Kaserne am Rande von Culiacán und blätterte einen Stapel Papiere durch. Es war Sommer 2008. Schon über ein halbes Jahr – seit er am 14. Dezember 2007 das Oberkommando über die »Operation Sierra Madre« und die »Joint Operation Culiacán-Navolato« übernommen hatte – kämpfte er in Sinaloa an der Front des Drogenkrieges. Als Kommandeur des 9. Militärbereichs befehligte er die Anti-Drogen-Operationen in den Bergen von Sinaloa – und die Jagd nach Chapo.
Doch in diesem Moment wurde der Suche nach Chapo nicht oberste Priorität eingeräumt. Natürlich arbeiteten General Sandoval und seine Männer daran, Chapo zu fassen, aber die Drogengewalt in Sinaloa hatte solch extreme Dimensionen angenommen, dass für den General die rasant ansteigende Mordrate und der Versuch, für Ruhe zu sorgen, Vorrang hatten.
Allein im Juni waren 143 Morde verzeichnet worden.
»Wir versuchen einfach, sie ins Gefängnis zu stecken. Sie bringen sich gegenseitig um und schlagen einander die Köpfe ab. Neulich hat man einen enthaupteten Drogenhändler gefunden, und da, wo sein Schädel hätte sein sollen, befand sich ein Schweinekopf.«
Ohne großen Stolz trug der General die Liste seiner Erfolge in Sinaloa vor: »In den vergangenen achtzehn Monaten hat ›Operation Sierra‹ folgende Erfolge gezeitigt: 97633 Marihuanafelder und 31296 Opiumfelder sind zerstört worden,
418 Landebahnen wurden abgeriegelt und 250 Flugzeuge beschlagnahmt. 910 Personen wurden wegen Drogendelikten festgenommen, 1099 Waffen sichergestellt.«
Der General schaute auf, unsicher, ob er fortfahren solle. Einer seiner Leutnants nickte ihm zu.
»Die Armee hat mehr als zwölf Millionen Dollar in Scheinen beschlagnahmt …«
Der General wirkte erschöpft. Mittlerweile zweiundsechzig Jahre alt, kämpfte er nun schon seit zweiundvierzig Jahren im Drogenkrieg. In dieser Zeit hatte er seinen Truppen befohlen, korrupte Polizeieinheiten aus dem Verkehr zu ziehen, er hatte Razzien in Drogenlagerhäusern angeordnet und die Vernichtung von Hunderten von Marihuana- und Opiumplantagen überwacht. Und er hatte immer wieder mit ansehen müssen, wie alles von vorne begann. 188
Mexikos Militärs wurden schon in den dreißiger Jahren in ihren ersten Drogenkrieg verwickelt, als man Soldaten anforderte, um Marihuana- und Opiumfelder in Sinaloa und anderen Teilen des Landes zu zerstören. Damals nahmen nur vierhundert Soldaten an der Operation teil, doch in den folgenden Jahrzehnten sollte es immer wieder zu ähnlichen Aktionen kommen. In den sechziger Jahren lieferten die USA zusätzliche Unterstützung. Die Mexikaner erhielten Flugzeuge, Hubschrauber, Jeeps und Waffen.
Doch der einzig nennenswerte Effekt auf den Drogenhandel war, dass die Gomeros von nun an ihre Pflanzungen besser verbargen. Seitdem lag die Zahl der an der Drogenfront eingesetzten Soldaten konstant bei zehntausend Mann. 189 Der Drogenhandel in Mexiko dagegen nahm immer weiter zu.
Immerhin hatten die Militärs einige beeindruckende Siege errungen, wie etwa die Erstürmung der
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