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El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

Titel: El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Beith
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Moras Ausfall mag berechtigt gewesen sein, möglicherweise allerdings mit den falschen Argumenten. Rechtsexperten behaupten, dass nicht einmal die US-Anklagen gegen Chapo vor einem ordentlichen Gericht Bestand haben dürften. 292
    Josué Félix, Sohn von El Padrino, stimmt dem zu. Er glaubt, dass vieles, was die Leute über Chapo sagen, äußerst übertrieben ist – wie schon bei seinem Vater. »Sehen Sie, mein Vater hat sicherlich einige Dinge getan, die illegal sind, daran gibt es gar keinen Zweifel. Aber sie haben auch jede Menge hinzugedichtet, um ihn als Boss der Bosse darzustellen. Er kann überhaupt nicht ein solch gewaltiges Vermögen angehäuft haben. Und selbst wenn, wo befindet es sich dann? Sie haben ihn zu einer Kunstfigur gemacht, zu einem Symbol.« 293
    Doch all dies hat Chapo letztlich nur genutzt. Er kennt sein Publikum, für das er seinen Mythos inszeniert. So wurde er zum Führer von Menschen, die praktisch noch nie etwas von der Regierung erhalten haben. Menschen, deren erster Gedanke dem Überleben gilt und nicht, ob sie sich auf der richtigen Seite des Gesetzes befinden. Menschen, die zu einem Mann aufschauen, der aus bitterster Armut zu einem erfolgreichen, freien Mann aufgestiegen ist, der in den Bergen von Mexiko so lebt, wie es ihm beliebt. Die meisten Bewohner von Durango und Sinaloa interessieren sich herzlich wenig für irgendwelche Forbes -Ranglisten, wenn sie überhaupt je von dem Blatt gehört haben.
    »Jemand hat mir von der Forbes -Geschichte erzählt«, sagte ein etwa dreißigjähriger Tamazuleño. »Es interessiert mich einen Dreck. Chapo ist wie ein Gott, allmächtig, über dem Gesetz
stehend, größer als Mexiko. Deshalb verehre ich ihn und werde ihn immer verehren.«
    Chapo ist überall und nirgends zugleich. Sein Name erscheint auf Narco-Mantas, ihm sind Facebook-Seiten gewidmet, und in den Internetforen wird ständig über seine Taten und Aufenthaltsorte spekuliert. Zudem tragen zahlreiche weitere Legenden zu Chapos Ruhm bei. Es heißt, er habe mehr als zwanzig Kinder gezeugt, was ihm die Bewunderung einbringt, ein wahrer Macho zu sein. Einem Bischof zufolge ist Chapo ein strenggläubiger Mensch, all seine Kinder seien getauft worden.
    Chapos Mythos wirkt nicht nur auf die mexikanische Bevölkerung, sondern auch tief hinein in die Unterwelt. Nur wenige wagen es, ihn herauszufordern oder zu betrügen, und offenbar besteht dazu auch wenig Anlass. Wer seinen Job erledigt, wird gut dafür bezahlt. Wer versagt, muss mit Sanktionen rechnen. Alles läuft geschäftsmäßig ab. In Culiacán, Tamazula und Badiraguato sind die, die behaupten, für ihn zu arbeiten, ihm treu ergeben.
    Chapo – so die Behörden – habe sich als Meister darin erwiesen, »natürliche Gefühle der Abhängigkeit und der Loyalität« auszulösen. Dies habe es ihm ermöglicht, eine Organisation zu schaffen, die seinen Befehlen widerspruchslos Folge leistet und deren Mitglieder ihm oft so verbunden sind, dass »sie ihre eigene körperliche Unversehrtheit opfern, um ihn oder seine Familie zu beschützen«.
    Um sicherzustellen, dass alles reibungslos läuft, besucht er regelmäßig seine Plantagen zwischen Guerrero und Chihuahua. Es heißt, er reise gelegentlich sogar unter dem Schutz des Militärs. Seine Gomeros freuen sich, wenn sie ihn sehen.
    Carlos aus Badiraguato hat die Aufsicht über den Transport von Rohopium und Marihuana aus der Sierra. Er behauptet, Chapo schon mehrfach begegnet zu sein. Einmal sei der Boss gekommen, um eine neue Marihuanaplantage in der Nähe
von Badiraguato zu inspizieren. Chapo sei besorgt gewesen, dass sie zu nahe bei der Stadt liege und von Militärs entdeckt und zerstört werden könnte. Doch Carlos gelang es, Chapo davon zu überzeugen, dass er die Soldaten durch Bestechung zum Wegschauen bringen könne.
    Carlos beschreibt Chapos Reaktion. Ernst wie immer habe er gesagt: »Wenn ich davon ausgehen kann, dass du weiterhin die nötige Menge Marihuana nach Pericos lieferst (von wo aus es weiter über die Grenze geschmuggelt wird), dann gibt es keine Probleme.«
    Am 15. September 2009, dem mexikanischen Unabhängigkeitstag, hofften einige Bewohner von Badiraguato, ihn zu Gesicht zu bekommen. Carlos und seine Jungs hatten alles gründlich geprüft, um sicherzustellen, dass das Marihuana gedieh und in dem Umfang geliefert werden konnte, wie sie es versprochen hatten. Der Boss der Bosse würde begeistert sein.
    Kurz bevor das Feuerwerk begann, kreiste ein Helikopter über der Stadt. Am

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