El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco
Jahrtausends vernichten wollen. Bislang mit wenig Glück, da es immer wieder ganz schnell bepflanzt wird. Canelas steht auf Platz zwölf der Liste, die den Umfang des Drogenanbaus in den zweitausend mexikanischen Countys erfasst.
Am Abend des 20. November 2006 nahm Emma Anlauf auf die Krone der Schönheitskönigin von Canelas, die alljährlich an das schönste Mädchen des zweitausend Einwohner zählenden Landkreises verliehen wird. Schönheitswettbewerbe haben in Sinaloa eine lange Tradition. Überall im Staat, auch in den großen Städten, freuen sich die Mädchen auf den Tag,
an dem sie sich in ihrem schönsten Kleid präsentieren und sich mit ihren Freundinnen messen können. Die Wettbewerbe locken das ganze Dorf oder die ganze Stadt an, zumal das meist mit einer Landwirtschaftsschau und Auftritten lokaler Musiker verbunden ist. In Canelas ist man stolz auf den Kaffee und die Guayabas der Region.
Die anderen vier Teilnehmerinnen waren keine leichte Konkurrenz für Emma. Aber sie erhielt unerwartete Unterstützung und konnte den Wettbewerb schließlich für sich entscheiden. Obwohl die fünf Bewerberinnen alle gleich hübsch waren, kursierten schon zu Beginn des Abends Gerüchte, Emma habe einen »sehr bedeutenden« Förderer.
Offenbar hatte Chapo bereits im Jahr zuvor, als er sich in La Angostura versteckt hielt, ein Auge auf die junge Schöne geworfen. Damals waren sie sich zum ersten Mal begegnet. Es ist nicht ganz klar, ob sich damals schon eine Beziehung entwickelt hatte, aber auf jeden Fall fühlte er sich zu ihr hingezogen.
Für den Wettbewerb organisierte Emma einen großen Tanz, die traditionelle Art ambitionierter Bewerberinnen, um Stimmen zu werben. Unter den Besuchern kursierte bereits das Gerücht, Chapo könnte auftauchen.
Am 6. Januar, dem Tag der Tanzveranstaltung, erwachten die Bewohner von Canelas in winterlichem Nebel und begannen, sich auf die Veranstaltung am Nachmittag vorzubereiten, die bis weit in die Nacht hinein andauern würde. Da hörten sie das Dröhnen. Eine Armada von zweihundert geländetauglichen Motorrädern rollte in die Stadt. Die Besucher trugen schwarze Motorradmasken und waren bewaffnet. Sie besetzten die Zufahrten zur Stadt und blockierten die Straßen. Kurze Zeit später landete auf der kleinen Landebahn der Stadt ein Flugzeug, das Los Canelos de Durango an Bord hatte, eine berühmte Norteño-Band aus der Nähe von Tamazula, die zu Chapos Lieblingsgruppen zählte. Die Einheimischen erinnern
sich, auch die Musiker seien mit goldbesetzten Pistolen bewaffnet gewesen.
Um 16:30 landeten weitere sechs kleine Flugzeuge. Aus einem stieg ein Mann aus. Er war salopp-sportlich gekleidet, trug Jeans, ein Sweatshirt, schwarze Sneakers und ein Basecap. Er hatte ein AK-47-Gewehr in der Hand, das in der Narco-Welt wegen seines gekrümmten Magazins »Cuerno de Chivo« (»Ziegenhorn«) genannt wird. Am Gürtel trug er zudem eine Pistole. Chapo war eingetroffen.
Nacho Coronel kam hinter seinem Chef die Gangway herunter. Dann trafen drei weitere Flugzeuge ein, aus denen Männer in grünen Kampfanzügen sprangen. Noch zwei Flugzeuge landeten, die Waffen und kistenweise Whiskey geladen hatten.
Den ganzen Abend kreisten zwei Helikopter über der Stadt, die den Luftraum überwachten.
Dann spielten Los Canelos de Durango zum Tanz auf. Die Party verlief ohne Zwischenfälle und dauerte bis spät in die Nacht. Chapo – den die, die ihn haben tanzen sehen, als leidenschaftlichen Tänzer beschreiben – beherrschte die Tanzfläche.
Am nächsten Morgen rückten die Männer so rasch wieder ab, wie sie eingetroffen waren. Die Bewohner der ganzen Gegend erinnern sich an den Abend, als sei es gestern gewesen, selbst die, die nicht einmal dabei waren.
Am 2. Juli 2007, Emmas achtzehntem Geburtstag, fand in La Angostura Chapos vierte Hochzeit statt. Das Gerücht ging um, dass unter den geladenen Gästen auch einige hohe sinaloensische Regierungsmitglieder und Beamte anwesend waren.
Aus Emma Coronel Aispuro wurde Emma Guzmán Coronel oder, wie ein mexikanischer Journalist schrieb, Queen Emma I. Zeugen zufolge soll die hellhäutige Schönheit am Abend ihrer Vermählung gelöst und glücklich gewirkt haben, auf einem Foto, das sie beim Tanz mit ihrem neuen Gatten zeigt,
lächelt sie Chapo kokett an. Der Drogenbaron lächelt ebenfalls.
Emmas Eltern waren stolz auf die Hochzeit ihrer Tochter, immerhin arbeitete ihr Vater für Chapo – das zumindest sagen die, die behaupten, ihn zu kennen. Angeblich
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