Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco

Titel: El Chapo - Beith, M: Chapo - The Last Narco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Beith
Vom Netzwerk:
Immerhin handelte es sich bei dem Zwischenfall in Morelia »um den schlimmsten – den ersten – Terroranschlag in der Geschichte Mexikos«, wie der Abgeordnete Espinosa Piña vollmundig erklärte. Innerhalb weniger Tage wurden Dutzende von Personen festgenommen. Mitglieder von La Familia wurden – oftmals aufgrund anonymer Hinweise – in ganz Michoacán
aus ihren Schlupfwinkeln getrieben. Die Federales versuchten mit aller Macht, die Organisation zu zerschlagen. Insgesamt wurden mehrere Hundert Mitglieder verhaftet, darunter auch Bürgermeister und Verwaltungsbeamte, denen man Beziehungen zu La Familia unterstellte. 297
    Daneben wurden auch die Zetas ins Visier genommen. Sie hatten laut DEA sowohl La Familia als auch dem Sinaloa-Kartell in Michoacán den Krieg erklärt.
    Als Reaktion auf die massive Kritik räumten die Behörden schließlich ein, man trage eine Mitschuld am Entstehen eines Machtvakuums, in dem Gruppen wie La Familia und Los Zetas schließlich Fuß fassen konnten. »Als wir (in Michoacán) agierten, setzten wir alles daran, die Spitze der kriminellen Strukturen zu zerschlagen, und konzentrierten uns auf die Bosse«, erläutert der nationale Polizeichef García Luna seine Strategie. »Wir nahmen an, wenn wir die Köpfe abschlagen könnten, würde der Körper kollabieren. Stattdessen übernahmen die Killerbanden die Macht.« 298
    Ursprünglich als paramilitärischer Flügel des Golf-Kartells gegründet, operierten die Zetas zunehmend auf eigene Faust und mit wachsender Brutalität. Viele der einunddreißig ehemaligen Elitesoldaten waren gefasst oder getötet worden. Dennoch wuchs die Organisation weiter an. Sie war in diverse Untergruppierungen aufgeteilt. »Las Ventanas« (»die Fenster«), junge Kids auf Fahrrädern, warnten vor anrückender Polizei oder verdächtigen Fremden. Prostituierte, die oft Klienten und manchmal auch Polizisten nützliche Informationen entlockten, wurden »Los Leopardos« genannt.
    Schon bedeutender waren »Los Halcones« (»die Falken«), die die Verteilung überwachten, wie auch »Los Manosos« (»die Cleveren«), die für die Beschaffung der Waffen zuständig waren. Darüber stand »La Dirección«, eine Gruppe von Kommunikationsexperten, die Telefongespräche abhörten, verdächtige Fahrzeuge identifizierten und observierten sowie
Entführungen und Exekutionen anordneten. An der Spitze standen El Lazca und seine engsten Vertrauten. 299
    In dem Maße, in dem die Zetas sich über ihr angestammtes Territorium – den Nordosten des Landes, hauptsächlich im Grenzgebiet zu Texas – hinaus ausdehnten, wurden Enthauptungen immer häufiger beobachtet, sogar in Chiapas, dem südlichsten, an Guatemala grenzenden Bundesstaat. Die Methode der Zetas, sich ein neues Territorium zu erobern, zeichnete sich durch schiere Brutalität aus. Dabei spielte es keine Rolle, ob es sich um bestehende Märkte für Drogenschmuggel, CD- und DVD-Piraterie, Schutzgelderpressung oder andere Formen der Bandenkriminalität handelte. »Wenn ein Zeta in eine Stadt kommt, versucht er gar nicht erst, einen Deal zu machen«, erzählt ein Kleinunternehmer aus der südlichen Grenzstadt Ciudad Hidalgo. »Er schlägt jemandem den Kopf ab und sagt: ›Dies ist ab jetzt mein Gebiet.‹ Da gibt es nichts zu verhandeln.«
    Tatsächlich waren diese feindlichen (und brutalen) Übernahmen die einzige Vorgehensweise, die diese Gangster kannten. Oder wie ein DEA-Agent es formuliert: »Sie verbreiten Angst und Schrecken, verschaffen sich so einen Ruf, und plötzlich wollen die Leute mit ihnen zusammenarbeiten.« In dieser Atmosphäre entstanden überall im Land zahllose Grüppchen von Mitläufern, die behaupteten, Zetas zu sein. »Der Name allein genügt schon. Du legst dir einen militärischen Bürstenschnitt zu und behauptest, du seist ein Zeta, und schon haben die Leute Angst vor dir.« 300

    Die Front im Süden
    Während der erbarmungslose Krieg die nördlichen Grenzregionen verwüstete, lebten die Bewohner des Südens ebenfalls in Angst. Die Zetas waren überall, sie infiltrierten die regionale Wirtschaft sowohl in Chiapas als auch in Teilen von Guatemala.
    Als im Dezember 2008 an einer Fußgängerüberführung in Tapachula ein Narco-Manta befestigt wurde, rätselten die Anwohner, wer es angebracht hatte. Die meisten kamen schnell zu der Auffassung, dass es von den Zetas stammen musste.
    Ein Beamter der Einwanderungsbehörde am Grenzübergang in Ciudad Hidalgo überlegte nicht lange: »Die Zetas sind überall«,

Weitere Kostenlose Bücher