El contrato - Mit kühler Berechnung (German Edition)
einmal, und er hatte oft genug gesehen, wie sich zwei Menschen im Urlaub näher kamen und später am gemeinsamen Alltag scheiterten. Urlaub war eben Urlaub und nichts anderes. In seinem Beruf war es wichtig, Realität und Wunschdenken voneinander zu unterscheiden, was nicht bedeutete, dass ihm das immer leicht fiel. Die letzte Woche ganz gewiss nicht und am allerwenigsten heute Abend. Doch es war besser jetzt aufzuhören, als es morgen auf eine Szene ankommen zu lassen.
Alejandro wird darüber hinwegkommen, sagte sich Kevin. Aber ob er auch Alejandro so schnell vergessen konnte, da war er sich noch nicht so sicher. Er fühlte sich zu dem Spanier hingezogen, mochte seinen Humor, seine Art, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. In seiner Gegenwart hatte Kevin sich wohlgefühlt, ein Gefühl, das er schon lange nicht mehr gespürt hatte.
Doch die Wunden waren zu frisch, als dass er momentan jemanden näher kennenlernen und an sich heranlassen wollte. Und nach einer Fernbeziehung stand ihm nun wirklich nicht der Sinn. Drei Jahre hatte er eine über hundert Kilometer geführt und sie war letzten Endes zu Bruch gegangen. Nach Spanien waren es mehrere Hundert Kilometer. Die Aussicht, dass sich hier etwas Dauerhaftes und Ehrliches entwickeln könnte, schätzte Kevin daher als sehr gering ein. Und ein One-Night-Stand kam für ihn momentan nicht infrage.
Auch Alejandro hing seinen Gedanken nach. Allerdings waren seine eher düster. Hatte Kevin nur mit ihm gespielt? Kevin war freundlich gewesen, hatte Interesse an ihm gezeigt, ihn sogar für heute Abend eingeladen und dann das.
Das ergab alles keinen Sinn. Warum sollte er mit ihm, Alejandro, spielen? Er hatte keine Zweifel gehegt, dass Kevin die Anziehungskraft zwischen ihnen spürte. Und die war vorhin in der Bar nicht minder vorhanden gewesen, die Luft hatte förmlich zwischen ihnen geknistert.
Warum der plötzliche Rückzug? Alejandro hatte ihn nicht zu irgendwas gedrängt, noch nicht einmal berührt hatte er ihn. Vielleicht war das der Fehler gewesen , dachte er. Ich hätte ihn nach der Bemerkung einfach mal kräftig durchschütteln, oder noch besser, durch einen Kuss auf den Boden der Tatsachen holen sollen. Wahrscheinlich hätte Letzteres mir eine kräftige Ohrfeige eingebracht, aber zumindest hätte ich gehandelt. Aber was habe ich stattdessen gemacht, nichts. Einfach nichts.
Zurzeit wusste Alejandro nicht, auf wen er eigentlich mehr sauer war, auf Kevin oder auf sich selbst.
Kevin hatte ihn zurückgewiesen und beleidigt, wahrscheinlich aber eher unwissentlich, was die Kränkung dennoch nicht weniger schmerzhaft machte. Wahrscheinlich hatte er sogar recht mit dem Inhalt seiner Aussage.
Doch Alejandro war als jemand bekannt, der sich nahm, was er wollte – und was hatte er heute getan? Sich einfach geschlagen gegeben.
Verdammt, was war mit ihm los? Bisher hatte er keinerlei Probleme gehabt, die Männer, die ihm gefielen, auch zu bekommen. Ein kurzes Gespräch, eine Einladung zum Essen oder ins Theater und sie waren ihm erlegen. Nur bei Kevin schien das nicht so einfach zu funktionieren. Männer konnten wirklich anstrengend sein.
Doch so schnell würde er nicht aufgeben. Immerhin würde Kevin später noch frühstücken wollen, ehe er abreiste.
Alejandro fand seine Vermutung bestätigt, als er den Saal betrat. Kevin saß alleine an einem Tisch am Fenster und blätterte in einer Zeitung. Wie ähnlich sich die Situationen doch sind , dachte Alejandro. Doch diesmal räusperte er sich nicht, um Kevins Aufmerksamkeit zu erhalten und fragte auch nicht, ob er sich setzen durfte, er tat es einfach.
„Gut geschlafen?“, fragte er sarkastisch.
Er hat mir also nicht verziehen , dachte Kevin. „Nein“, sagte er resigniert und legte die Zeitung beiseite.
„Gut, ich auch nicht“, gestand Alejandro wütend. Sein spanisches Temperament meldete sich.
„Es ist aber nun mal so“, verteidigte sich Kevin.
„Es geht nicht nur um das, was du gesagt hast, sondern auch darum, wie du es gesagt hast. Ein Vorschlaghammer hätte nicht weniger Wirkung gezeigt.“
„Ich weiß, und das Wie tut mir leid“, sagte Kevin ehrlich. Er blickte Alejandro direkt in die Augen und konnte einen kleinen Triumph darin erkennen, als dieser kurz nickte, um die Entschuldigung anzunehmen. Die Angelegenheit war also erledigt, aber für wie lange?
„Hast du schon gegessen?“
„Nein, ich bin selbst erst vor ein paar Minuten gekommen.“
„Ich hoffe doch, du isst was. Oder bist du
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