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El Silbador

El Silbador

Titel: El Silbador Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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bin der Verteidiger dieser ehrenwerten Demoiselle dort und werde Euch Anstand beibringen, wenn Ihr es nicht vorzieht. Euch augenblicklich aus dem Staub zu machen.« Zornesröte trat in das Gesicht des Jüngeren.
    »Unverschämter!« schrie er Michel an und zog nun seinerseits den Degen. Der andere wollte ihn zurückhalten; aber der junge Hitzkopf holte bereits zum Stoß aus. Michel hatte es nicht leicht. Der Junge war ein ausgezeichneter Fechter. Dennoch war er der Fechtkunst Baums nicht gewachsen. Binnen kurzem flog sein Degen ins Gras. Michel setzte ihm die Waffe auf die Brust und meinte:
    »Nun dreh dich langsam um, Bursche, aber ganz langsam.«
    Die Spitze blieb immer am Körper des Besiegten. Mit zusammengekniffenen Lippen folgte er dem Befehl seines Überwinders. Als er diesem dann den Rücken zukehrte, fühlte er plötzlich die Degenspitze auf seinem Hinterteil. Michel schlitzte ihm in aller Ruhe ein großes Viereck aus der Hose. Als das nackte Fleisch in der Sonne strahlte, holte er aus und versetzte dem Lümmel ein paar Hiebe mit der flachen Klinge. »Nun macht, daß ihr fortkommt!«
    Inzwischen hatte sich der andere besonnen. Rasch warf er dem Gezüchtigten einen Mantel zu, damit er die schändliche Blöße vor den Augen des Mädchens verbergen konnte. Dann zog er selbst blank.
    »Ach, du auch noch?« rief Michel, in dem langsam Freude an diesem Kampf aufkam, bei dem er seine in Berlin erlernte Fechtkunst beweisen konnte.
    Doch der andere war kein Gegner für ihn. Er focht schlechter als der jüngere Begleiter. Bald wirbelte auch seine Klinge in hohem Bogen durch die Luft.
    Da rannten die beiden plötzlich dem Wald zu und waren im Augenblick hinter den Bäumen verschwunden.
    Das Mädchen trat mit ernsten Augen auf seinen Retter zu.
    »Ihr habt viel für mich getan, Herr«, meinte sie. »Vielleicht wäre es besser gewesen, Ihr hättet die Burschen gewähren lassen. Wahrscheinlich werdet Ihr große Unannehmlichkeiten deswegen bekommen.«
    Michel sah sie ungläubig an.
    »Unannehmlichkeiten? — Ich? — Weshalb denn? Diese Lümmel haben sich doch wie Wegelagerer benommen!«
    Das Mädchen zögerte mit der Antwort.
    »Das schon, aber es waren der Sohn des Grafen von Eberstein und sein Diener. Der alte Graf Eberstein weilt zu Besuch beim Landgrafen.« Michel pfiff durch die Zähne.
    »Solche Rabauken beherbergt man bei Hofe? Na, kein Wunder. Was soll man auch vom Hof eines Friedrich erwarten, der seine Soldaten an das Ausland verkauft! — Wer seid Ihr, Mademoiselle?«
    Das Mädchen sah beschämt zu Boden.
    »Ich bin die Pflegetochter des Krugwirts und zugleich dessen Magd. Ihr seht, Eure Mühe hat
    sich nicht gelohnt.«
    »Wie heißt Ihr, Mademoiselle?«
    »Maria«, kam die schüchterne Antwort.
    Michel steckte seinen Degen in die Scheide.
    »Ich will Euch etwas sagen, Maria. Wir sind alle gleich; keiner ist hoch oder niedrig, es sei denn, er macht sich selbst dazu. Ein Mensch, der es wagt, des anderen Würde anzutasten, ist ein Lump, und sei er hundertmal der Graf von Eberstein. — Nun geht nach Hause. Ich nehme an, daß sich die hochgeborenen Herren Wegelagerer zurückgezogen haben.«
    »Das hast du dir gedacht«, erscholl da eine wütende Stimme vom Wald her. »Faßt ihn, Leute, das ist er! Drauf auf ihn!«
    Ehe Michel sichs versah, war er von einem Dutzend Männer umringt. »Feiglinge«, konnte er noch sagen. Dann wurde er zu Boden gerissen und gebunden.
    Schlüssel klapperten an der Zellentür. Michel Baum saß pfeifend auf seiner harten Pritsche und dachte über die Welt nach. Eigenartigerweise erwog er keinen Augenblick die Möglichkeit einer Flucht.
    Der Wächter trat mit bösem Gesicht ein.
    »Hör er endlich auf zu pfeifen. Er vollführt eine Musik, als säße er betrunken in einer Bierkneipe.«
    Michel unterbrach seine eigenartigen Tonfolgen und sah den Wärter belustigt an.
    »Ich kenne keinen Paragraphen, der einem Häftling das Pfeifen in seiner Zelle verböte. Er vielleicht?«
    »Es reicht, wenn ich es verbiete. Das ist doch logisch, oder nicht?«
    »Er scheint nicht zu wissen, was Logik ist. Oder hält er es vielleicht für logisch, wenn ein Landgraf seine Landeskinder als Soldaten an eine fremde Macht verkauft, um mehr Geld für sich selbst ausgeben zu können?«
    Der Wächter lief rot an vor Zorn.
    »Ich werde das, was er eben gesagt hat, seiner Hoheit erzählen. Da wird ihm noch das Lachen vergehen.«
    Michel Baum sah wieder an die Decke. Er tat, als sei der Wärter gar nicht vorhanden,

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