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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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mittlerweile derethisch. Mein Volk lässt den Wyrn in dem Glauben, dass die Jindos bekehrt sind, weil das besser ist als zu kämpfen. Allerdings hegen mittlerweile viele Leute Zweifel an dieser Entscheidung. Die Artethen stellen immer höhere Forderungen.«
Sarene nickte. »Ganz meine Meinung. Dem Shu-Dereth muss Einhalt geboten werden. Dieser Glaube ist eine Abkehr von der Wahrheit.«
Shuden hielt inne. »Das habe ich nicht gesagt, Lady Sarene. Die Seele des Shu-Keseg ist die Akzeptanz. Es gibt Raum für sämtliche Lehren. Die derethischen Gläubigen sind der Ansicht, das Richtige zu tun.« Shuden brach ab und blickte zu Hrathen hinüber, bevor er fortfuhr: »Der da ist jedoch gefährlich.«
»Warum er und andere nicht?«
»Ich habe eine Predigt Hrathens besucht«, sagte Shuden. »Er predigt nicht aus dem Herzen, Lady Sarene, seine Predigten entstammen ganz dem Verstand. Er hat es bei den Bekehrungen lediglich auf Zahlen abgesehen, der Glaube seiner Anhänger ist ihm im Grunde gleichgültig. Das ist gefährlich.«
Shuden musterte die Männer, die Hrathen umstanden. »Der da bereitet mir ebenfalls Sorge«, sagte er und deutete auf einen Mann, dessen Haar so blond war, dass es beinahe weiß aussah.
»Wer ist das?«, wollte Sarene neugierig wissen.
»Waren, der älteste Sohn Baron Diolens«, sagte Shuden. »Eigentlich sollte er nicht hier in diesem Zimmer sein, aber anscheinend sieht er seine enge Verbindung zu dem Gyorn als Einladung. Früher hat Waren durch seine korathische Frömmigkeit geglänzt, aber nun behauptet er, eine Vision gehabt zu haben, in der Jaddeth ihm befohlen hat, zum Shu-Dereth überzutreten.«
»Die Ladys haben sich vorhin darüber unterhalten«, sagte Sarene mit einem Blick auf Waren. »Ihr glaubt ihm nicht?«
»Ich habe schon immer den Verdacht gehegt, dass es sich bei Warens Religiosität lediglich um Schau handelt. Er ist ein Opportunist, und seine außergewöhnliche Frömmigkeit bringt ihm allgemeine Bekanntheit ein.«
Besorgt musterte Sarene den hellhaarigen Mann. Er war sehr jung, doch er hatte die Haltung eines kultivierten Mannes, der sich selbst fest im Griff hatte. Seine Bekehrung war ein gefährliches Zeichen. Je mehr solcher Leute Hrathen um sich versammelte, desto schwieriger würde es sein, ihn aufzuhalten.
»Ich hätte nicht so lange warten sollen«, sagte sie.
»Womit?«
»Diese Bälle zu besuchen. So hat Hrathen eine Woche Vorsprung.«
»Ihr tut, als sei es eine persönliche Auseinandersetzung zwischen Euch beiden«, stellte Shuden mit einem Lächeln fest.
Sarene nahm die Bemerkung nicht auf die leichte Schulter. »Eine persönliche Auseinandersetzung, bei der das Schicksal ganzer Nationen auf dem Spiel steht.«
»Shuden!«, erklang eine Stimme. »Wie ich sehe, seid Ihr heute nicht wie sonst von einem ganzen Kreis von Verehrerinnen umringt.«
»Guten Abend, Lord Roial.« Shuden verneigte sich leicht, als der alte Mann auf sie zukam. »Ja, dank meiner Begleitung ist es mir gelungen, heute Abend das Gröbste zu vermeiden.«
»Ah ja, die reizende Prinzessin Sarene«, sagte Roial und küsste ihr die Hand. »Es hat den Anschein, als habe Euer Hang zu Schwarz abgenommen.«
»Er war von Anfang an nicht sonderlich stark ausgeprägt, Mylord«, sagte sie und machte einen Knicks.
»Das kann ich mir gut vorstellen«, erwiderte Roial mit einem Lächeln. Dann wandte er sich wieder an Shuden: »Ich hatte gehofft, Euch sei Eure glückliche Position noch gar nicht bewusst geworden, Shuden. Dann hätte ich Euch die Prinzessin vielleicht stehlen können, um mir diese Kletten selbst vom Hals zu halten.«
Überrascht betrachtete Sarene den betagten Mann.
Shuden lachte in sich hinein. »Lord Roial ist vielleicht der einzige Junggeselle in ganz Arelon, dessen Gunst noch heißer begehrt ist als die meine. Nicht dass ich eifersüchtig wäre. Seine Lordschaft lenkt die allgemeine Aufmerksamkeit ein wenig von mir ab.«
»Ihr?« Sarene sah den spindeldürren alten Mann an. »Die Frauen wollen Euch heiraten?« Als sie sich wieder ihrer Manieren entsann, fügte sie ein verspätetes »Mylord« hinzu und errötete heftig angesichts ihrer unschicklichen Worte.
Roial lachte. »Habt keine Angst, mir zu nahe zu treten, junge Sarene. Kein Mann in meinem Alter ist eine Augenweide. Meine liebe Eoldess ist nun schon zwanzig Jahre tot, und ich habe keinen Sohn. Mein Vermögen muss an jemanden gehen, und das ist keiner ledigen jungen Frau in diesem Reich verborgen geblieben. Die Dame müsste mich nur ein paar Jahre lang

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