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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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scheinen für gewöhnlich auch diejenigen zu sein, die am entschlossensten sind zu verprassen, was ihnen noch geblieben ist.«
»Ihr seid ein kluger Mann, Lord Shuden«, sagte Sarene.
»Nein, bloß ein Mann, der die Dinge zu durchschauen trachtet.« Er führte sie zu einer Seitengalerie, auf der Getränke gereicht wurden.
»Aber wovon spracht Ihr vorhin?«
»Wie?«, meinte Shuden. »Ach so, ich meinte, dass Ihr mir heute Abend einigen Kummer ersparen werdet.«
»Inwiefern denn das?«, erkundigte sie sich, als er ihr einen Becher Wein reichte.
Shuden lächelte leicht und nippte an seinem eigenen Getränk. »Es gibt die eine oder andere Dame, die mich aus irgendeinem Grund für einen recht ... begehrenswerten Junggesellen hält. Viele davon werden nicht darauf kommen, wer Ihr seid, und sich fernhalten, um die neue Rivalin zu begutachten. Heute Abend wird mir vielleicht tatsächlich etwas Zeit bleiben, mich zu amüsieren.«
Sarene hob eine Braue. »Ist es wirklich so schlimm?«
»Für gewöhnlich muss ich sie mir mit einer Rute vom Leib halten«, erwiderte Shuden und bot ihr den Arm an.
»Man könnte beinahe meinen, Ihr hättet niemals vor zu heiraten, Mylord«, sagte Sarene lächelnd und ergriff den ihr dargebotenen Arm.
Shuden lachte. »Nein, es ist nichts dergleichen, Mylady. Seid versichert, dass mich die Vorstellung außerordentlich interessiert - zumindest in der Theorie. Doch eine Frau bei Hofe zu finden, deren geschwätzige Torheit mich nicht in den Wahnsinn treibt, ist eine ganz andere Sache. Kommt, wenn ich mich nicht täusche, sollte es uns gelingen, einen viel interessanteren Ort als den großen Ballsaal zu finden.«
Shuden führte sie durch die Menge unzähliger Ballgäste. Trotz seiner zuvor geäußerten Bemerkungen verhielt er sich den Damen gegenüber, die sich aus der Menge schälten, um ihn zu begrüßen, überaus höflich - ja sogar charmant. Er kannte alle beim Namen, was selbst schon ein Kunststück an Diplomatie oder guten Manieren war.
Sarenes Respekt vor Shuden nahm noch zu, als sie die Reaktionen der Leute beobachtete, denen er begegnete. Keine Miene verfinsterte sich, als er sich näherte, und nur wenige bedachten ihn mit den hochmütigen Blicken, die in der sogenannten vornehmen Gesellschaft üblich waren. Shuden war allseits beliebt, obgleich er nicht gerade der lebhafteste Mann war. Sie hatte das Gefühl, dass seine Beliebtheit nicht von seiner Fähigkeit zu unterhalten herrührte, sondern von seiner erfrischenden Ehrlichkeit. Wenn Shuden sprach, war er immer höflich und taktvoll, aber vollständig offen. Seine exotische Herkunft erlaubte ihm Dinge zu sagen, an die andere nicht rühren konnten.
Schließlich kamen sie in einem kleinen Zimmer an, das sich am oberen Ende des Treppenaufgangs befand. »Da sind wir«, stellte Shuden zufrieden fest und führte sie durch die Tür. In dem Raum spielte ein kleineres, aber kunstfertigeres Streichorchester. Dieses Zimmer war dezenter geschmückt, doch die Dienstboten trugen Servierteller mit Speisen, die noch exotischer wirkten als das Essen, das unten gereicht wurde. Sarene erkannte viele der Gesichter vom Hof wieder, darunter auch das wichtigste.
»Der König«, sagte sie, als sie Iadon in der Nähe bemerkte. Eshen war in einem schmalen grünen Kleid an seiner Seite.
Shuden nickte. »Ein solches Fest würde Iadon sich nicht entgehen lassen, selbst wenn Lord Telrii der Gastgeber ist.«
»Sie kommen nicht miteinander aus?«
»Sie kommen wunderbar miteinander aus. Sie sind nur im gleichen Geschäft tätig. Iadon leitet eine Handelsflotte, und seine Schiffe bereisen das Fjordische Meer, genau wie die Telriis. Das macht sie zu Konkurrenten.«
»Ich finde es so oder so merkwürdig, dass er hier ist«, sagte Sarene. »Mein Vater kreuzt nie bei derartigen Anlässen auf.«
»Weil er erwachsen ist, Lady Sarene. Iadon ist immer noch ganz vernarrt in seine Macht und nutzt jede Gelegenheit, sie auszukosten.« Shuden ließ neugierig den Blick durch den Raum schweifen. »Nehmt zum Beispiel dieses Zimmer.«
»Dieses Zimmer?«
Shuden nickte. »Wann immer Iadon auf einem Fest erscheint, wählt er ein Zimmer abseits vom Hauptsaal und erwartet, dass die wichtigen Leute sich um ihn scharen. Die Adeligen sind daran gewöhnt. Der Gastgeber heuert gewöhnlich eine zweite Kapelle an und weiß, dass er abgesehen vom Hauptball noch ein zweites, exklusiveres Fest zu veranstalten hat. Iadon hat verlauten lassen, dass er nicht mit Leuten verkehren möchte, die nicht

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