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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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seinesgleichen sind. Die Versammlung hier ist nur für Herzöge und ranghohe Grafen.«
»Aber Ihr seid ein Baron«, bemerkte Sarene, als sie beide tiefer in das Zimmer spazierten.
Lächelnd trank Shuden von seinem Wein. »Ich bin ein Sonderfall. Meine Familie hat Iadon gezwungen, uns unseren Titel zu verleihen, während die meisten anderen ihren Adelsstatus durch Reichtum und Gebettel erlangt haben. Ich kann mir gewisse Freiheiten herausnehmen, die sich kein anderer Baron anmaßen würde, weil sowohl Iadon als auch ich wissen, dass ich schon einmal die Oberhand über ihn gewonnen habe. Gewöhnlich kann ich nur kurze Zeit hier im inneren Sanktum verbringen, höchstens eine Stunde. Ansonsten würde ich die Geduld des Königs überstrapazieren. Aber natürlich ist das heute Abend völlig anders.«
»Warum das?«
»Weil ich Euch an meiner Seite habe«, sagte Shuden. »Vergesst nicht, Lady Sarene: Vom Stand her überragt Ihr jeden in diesem Zimmer außer dem Königspaar.«
Sarene nickte. Zwar war sie an die Vorstellung gewöhnt, wichtig zu sein - immerhin war sie die Tochter eines Königs -, doch die Statusbesessenheit der Arelenen war ihr noch nicht vertraut.
»Iadons Gegenwart ändert alles«, raunte sie leise, als der
König sie bemerkte. Sein Blick glitt über ihr Kleid. Offensichtlich war ihm der Mangel an schwarzer Farbe nicht entgangen, denn seine Miene verfinsterte sich.
Vielleicht war das Kleid doch keine so gute Idee, räumte Sarene insgeheim ein. Doch im nächsten Augenblick erregte etwas anderes ihre Aufmerksamkeit »Was macht der denn hier?«, flüsterte sie, als ihr eine leuchtende Gestalt auffiel, die wie eine rote Narbe inmitten der Ballgäste stand.
Shuden folgte ihrem Blick. »Der Gyorn? Er besucht schon seit dem Tag seiner Ankunft sämtliche Hofbälle. Beim ersten ist er ohne Einladung erschienen und so wichtigtuerisch aufgetreten, dass es seitdem niemand mehr gewagt hat, ihn nicht einzuladen.«
Hrathen unterhielt sich mit einer kleinen Gruppe von Männern. Sein funkelnder Brustharnisch und der Umhang bildeten einen starken Kontrast zu den helleren Farben der Adelsgewänder. Der Gyorn überragte die anderen in dem Zimmer um mindestens einen Kopf, und seine Schulterpanzer ließen ihn zu beiden Seiten dreißig Zentimeter breiter erscheinen. Alles in allem war er kaum zu übersehen.
Shuden lächelte. »Ganz egal, was ich von dem Mann ansonsten halte, sein Selbstvertrauen finde ich beeindruckend. Am ersten Abend spazierte er einfach auf das Privatfest des Königs und fing an, sich mit einem der Herzöge zu unterhalten. Dem König hat er gerade einmal knapp zugenickt. Anscheinend ist Hrathen der Meinung, der Titel eines Gyorns sei allem in diesem Zimmer ebenbürtig.«
»Im Osten verbeugen sich Könige vor Gyornen«, sagte Sarene. »Wenn der Wyrn zu Besuch kommt, kriechen sie schier am Boden.«
»Und das alles geht auf einen alten Jindo zurück«, stellte Shuden fest. Er hielt inne und tauschte ihre Becher bei einem der vorübergehenden Bediensteten gegen frische. Es handelte sich um Wein eines viel besseren Jahrgangs. »Ich finde es immer wieder interessant, was Ihr Leute mit Kesegs Lehren angestellt habt.«
»>Wir Leute?«, fragte Sarene. »Ich bin korathisch, werft mich nicht mit dem Gyorn in einen Topf.«
Shuden hob eine Hand. »Verzeihung. Ich wollte Euch nicht zu nahe treten.«
Sarene zögerte. Shudens Muttersprache war Aonisch, und er lebte in Arelon. Deshalb war sie davon ausgegangen, dass er dem korathischen Glauben anhing. Sie hatte sich getäuscht. Shuden war dennoch jindoesischer Herkunft, und seine Familie hatte gewiss an den Shu-Keseg geglaubt, wie die Religionsväter Korath und Dereth ursprünglich auch. »Aber«, dachte sie laut, »Jindo ist mittlerweile derethisch.«
Shudens Antlitz überflog ein Schatten, während er den Gyorn ins Auge fasste. »Ich frage mich, was der große Meister gedacht hat, als seine beiden Schüler Korath und Dereth aufgebrochen sind, um in den Ländern im Norden zu predigen. Keseg lehrte Einheit. Aber was meinte er damit? Die Einheit des Geistes, wie mein Volk es glaubt? Die Einheit der Liebe, wie Eure Priester behaupten? Oder ist es die Einheit des Gehorsams, wie die derethischen Anhänger glauben? Letzten Endes bleibt mir immer nichts anderes übrig, als mir das Gehirn zu zermartern, wie es die Menschheit geschafft hat, eine derart einfache Vorstellung zu verkomplizieren.«
Nach einer kurzen Pause schüttelte er den Kopf. »Wie dem auch sei, Mylady: Ja, Jindo ist

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