Elantris
es sich um Shaors Männer, die in Elantris auch als die Barbaren bekannt waren. Sie waren in der Überzahl, doch ihre Wut kam nicht gegen die kämpferische Überlegenheit der gegnerischen Seite an. Sie griffen einzeln an, und ihre blinde Wut benebelte ihnen den Verstand. Die Schlacht währte nur kurz, und schon nach wenigen Augenblicken zogen sich die restlichen Angreifer eilig zurück.
Saolin säuberte seine Klinge gründlich und wandte sich anschließend an die anderen. Sie salutierten gemeinsam vor Raoden.
Die gesamte Schlacht war so schnell vorüber gewesen, dass Raoden ihr kaum hatte folgen können. »Gute Arbeit«, brachte er schließlich hervor.
Neben ihm erklang ein Ächzen. Galladon kniete vor dem enthaupteten Leichnam des ersten Angreifers. »Ihnen muss zu Ohren gekommen sein, dass wir hier Getreidekörner haben«, murmelte der Dula. »Arme Rulos.«
Raoden nickte ernst, während er die gefallenen Barbaren betrachtete. Vier lagen auf dem Boden und hielten die Hände auf verschiedene Verletzungen gepresst. Sämtliche der Verletzungen wären tödlich gewesen, hätte es sich nicht um Elantrier gehandelt. Doch so stöhnten sie nur gequält. Raoden konnte sich gut in sie hineinversetzen. Er wusste, wie sich dieser Schmerz anfühlte.
»So kann es nicht weitergehen«, sagte er leise.
»Ich wüsste nicht, wie du dem Einhalt gebieten willst, Sule«, erwiderte Galladon neben ihm. »Es sind Shaors Männer, und noch nicht einmal der hat sie sonderlich gut unter Kontrolle.«
Raoden schüttelte den Kopf. »Ich werde die Bewohner von Elantris bestimmt nicht retten und dann zulassen, dass sie ihr ganzes Leben lang kämpfen müssen. Ich werde keine Gesellschaft auf dem Tod anderer errichten. Shaors Gefolgsleute, seine Barbaren, mögen vergessen haben, dass sie Menschen sind, aber ich habe es nicht vergessen.«
Galladon runzelte die Stirn. »Karata und Aanden, da bestand eine Chance, wenn auch eine kleine. Bei Shaor ist das etwas ganz anderes, Sule. Diese Männer haben nichts Menschliches mehr an sich. Mit denen kannst du nicht vernünftig reden, sie sind nicht bei Verstand.«
»Dann werde ich ihnen wohl ihren Verstand zurückgeben müssen«, sagte Raoden.
»Und wie willst du das anstellen, Sule?«
»Ich werde einen Weg finden.«
Raoden kniete neben dem gefallenen Barbaren nieder. Ihn beschlich die leise Ahnung, dass er diesem Mann erst kürzlich begegnet war. Sicher konnte Raoden sich nicht sein, aber er hatte das Gefühl, dass der Mann zu Taans Gefolgsleuten gehört hatte. Er war einer der Männer gewesen, denen Raoden im Zuge von Dashes Überfallversuch gegenübergetreten war.
Es ist also wahr, dachte Raoden mit einem Stechen in der Magengegend. Einige Gefolgsleute Taans hatten sich Raoden angeschlossen, doch die Mehrzahl nicht. Es ging das Gerücht um, dass viele im Marktviertel gelandet waren und sich Shaors Barbaren angeschlossen hatten. Das war gar nicht so unwahrscheinlich, kam es Raoden in den Sinn; schließlich waren diese Männer bereit gewesen, dem offensichtlich geistesgestörten Aanden zu folgen. Bis zu Shaors barbarischer Horde war es da nur noch ein kleiner Schritt.
»Lord Lebensgeist?«, fragte Saolin zögernd. »Was sollen wir mit ihnen tun?«
Raoden bedachte die Gefallenen mit einem mitleidigen Blick. »Sie stellen jetzt keine Gefahr mehr für uns dar, Saolin. Bringen wir sie zu den anderen.«
Kurz nach seinem Erfolg mit Aandens Bande und dem anschließenden Zuwachs bei seinen eigenen Gefolgsleuten, hatte Raoden etwas getan, was er von Anfang an vorgehabt hatte. Er hatte angefangen, sich der Gefallenen von Elantris anzunehmen.
Er holte sie von der Straße und aus der Gosse, durchsuchte sowohl zerstörte als auch noch stehende Gebäude und versuchte jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in Elantris zu finden, die sich ihren Schmerzen ergeben hatten. Die Stadt war groß, und die Zahl der Helfer, die Raoden zur Verfügung standen, war begrenzt, doch sie hatten bereits Hunderte Menschen aufgesammelt. Er hatte befohlen, sie in das zweite Gebäude zu bringen, das Kahar gesäubert hatte, ein gewaltiges, aus einem Saal bestehendes Bauwerk, das er ursprünglich als Versammlungsort hatte nutzen wollen. Die Hoed würden zwar immer noch leiden, doch zumindest konnten sie dies nun mit einer gewissen Würde tun.
Und sie mussten nicht allein leiden. Raoden hatte die Mitglieder seiner Bande gebeten, die Hoed zu besuchen. Gewöhnlich spazierten zwei Elantrier durch die Menge der Hoed, redeten besänftigend auf sie ein und
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