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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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gebildet.
»Ihr wisst, dass mir Eure Aufmerksamkeit schmeichelt, Saolin«, meinte Raoden. »Aber ist es wirklich notwendig?«
»Ein Lord benötigt eine Ehrenwache, Lord Lebensgeist«, erklärte Saolin. »Es würde sich nicht ziemen, wenn Ihr allein unterwegs wärt.«
»Ich bin kein Lord, Saolin«, sagte Raoden. »Ich bin nichts weiter als ein Anführer. In Elantris soll es keinen Adel geben.«
»Ich verstehe, Mylord«, sagte Saolin mit einem Nicken. Offensichtlich entging ihm der Widerspruch in seinen eigenen Worten. »Aber die Stadt ist und bleibt ein gefährlicher Ort.«
»Wie Ihr wünscht, Saolin«, sagte Raoden. »Wie geht das Pflanzen voran?«
»Galladon ist mit dem Pflügen fertig«, gab Saolin Auskunft. »Er hat schon die Leute zur Aussaat in Gruppen eingeteilt.«
»Ich hätte nicht so lange schlafen dürfen«, sagte Raoden, der aus einem Kapellenfenster blickte und bemerkte, wie hoch die Sonne bereits stand. Er trat, dicht gefolgt von Saolin, aus dem Gebäude und ging auf einem sauberen Weg aus Kopfsteinpflaster auf den Garten zu. Kahar und seine Leute hatten die Steine gesäubert, und dann hatte Dahad, einer von Taans Gefolgsleuten, sein Können als Steinmetz zum Einsatz gebracht und sie erneut verlegt.
Die Aussaat war bereits voll im Gange. Galladon beaufsichtigte die Arbeit mit Adleraugen und nahm kein Blatt vor den Mund, wenn er jemanden auf einen Fehler aufmerksam machen wollte. Insgesamt strahlte der Dula jedoch eine gewisse innere Ruhe aus. Manche Männer waren Bauern, weil ihnen nichts anderes übrig blieb, aber Galladon schien die Arbeit echte Freude zu bereiten.
Raoden konnte sich noch gut an jenen ersten Tag erinnern, an dem er Galladon mit dem Stück Trockenfleisch in Versuchung geführt hatte. Damals hatte sein Freund die Schmerzen kaum unter Kontrolle gehabt - in den Anfangstagen hatte Raoden etliche Male Angst vor dem Dula ausgestanden. Mittlerweile war davon nichts mehr übrig geblieben. Raoden sah es in Galladons Augen und an der Haltung des Freundes: Er hatte das »Geheimnis« entdeckt, wie Kahar es ausgedrückt hatte. Galladon hatte sich wieder unter Kontrolle. Jetzt hatte Raoden nur noch einen einzigen Menschen zu fürchten: sich selbst.
Seine Theorien ließen sich besser in die Praxis umsetzen, als selbst er erwartet hatte; aber sie zeigten nur bei allen anderen Wirkung. Er hatte den Dutzenden, die ihm folgten, innere Ruhe geschenkt und eine Lebensaufgabe, aber bei sich selbst war er dazu nicht in der Lage. Der Schmerz versengte ihn immer noch. Er bedrohte ihn jeden Morgen beim Aufwachen und blieb ununterbrochen bei ihm, solange er bei Bewusstsein war. Er war zielbewusster als alle anderen und war am entschlossensten, dass Elantris erfolgreich sein sollte. Er füllte seine Tage aus und gewährte sich keine freie Minute, in der er über sein Leiden nachdenken konnte. Nichts half. Der Schmerz wurde immer stärker.
»Mylord, aufpassen!«, schrie Saolin.
Raoden zuckte zusammen und wandte sich in Richtung eines knurrenden Elantriers mit nackter Brust, der aus einem dunklen Gang hervorstürzte und auf ihn zugelaufen kam. Es blieb Raoden kaum Zeit zurückzuweichen, als der Wahnsinnige eine verrostete Eisenstange hob und damit direkt nach Raodens Gesicht schlug.
Blanker Stahl blitzte aus dem Nichts hervor, und Saolin wehrte den Schlag mit seiner Klinge ab. Der brutale Fremdling blieb stehen und wandte sich dem neuen Feind zu. Er bewegte sich nicht schnell genug. Mit geübter Hand stieß Saolin dem Wahnsinnigen seine Klinge direkt in den Magen. Da Saolin wusste, dass ein solcher Hieb einen Elantrier nicht außer Gefecht setzen würde, schwang er das Schwert mit einer kraftvollen Rückhand und hieb dem Wahnsinnigen den Kopf ab. Blut floss keines.
Der Leichnam taumelte zu Boden, und Saolin salutierte vor Raoden mit dem Schwert, wobei er Raoden ein beruhigendes Lächeln schenkte, das etliche Zahnlücken entblößte. Dann wirbelte er herum und wollte sich einer Gruppe Wilder in den Weg stellen, die durch eine benachbarte Straße auf sie zugestürmt kamen.
Überrascht stolperte Raoden rückwärts. »Saolin, nein! Es sind zu viele!«
Glücklicherweise hatten Saolins Männer den Tumult mitbekommen. Binnen Sekunden waren sie zu fünft - Saolin, Dashe und drei andere Soldaten - und stellten sich den Angreifern in den Weg. Sie kämpften mit der Präzision geübter Soldaten und bildeten eine wirksame Front, an der vorbei die Feinde nicht zu den übrigen Gärten vordringen konnten.
Bei den Angreifern handelte

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