Elantris
lassen sich teure gefärbte Seidenstoffe zu Höchstpreisen verkaufen, und das ist eines von Iadons Hauptprodukten. Die versenkten Schiffe sind eine Katastrophe: Iadon hat nicht nur die Schiffe selbst verloren, sondern auch die Gewinne, die er dank der Seidenstoffe eingestrichen hätte, ganz zu schweigen von der übrigen Ladung. Viele Kaufleute richten sich zu dieser Jahreszeit finanziell schier zugrunde, indem sie Güter horten, von denen sie ganz genau wissen, dass sie sie letzten Endes verkaufen können.«
»Seine Majestät ist gierig geworden«, sagte Shuden. »Er hat immer mehr Schiffe gekauft und sie mit so viel Seide vollgeladen, wie er sich leisten konnte.«
»Wir sind alle gierig, Shuden«, sagte Ahan. »Vergesst nicht, dass Eure Familie reich geworden ist, indem sie die Gewürzstraße Jindos organisiert hat. Ihr habt noch nicht einmal etwas verschifft, sondern lediglich Straßen gebaut und den Kaufleuten, die sie benutzen, Geld abverlangt.«
»Dann lasst es mich anders formulieren, Lord Ahan«, meinte Shuden. »Der König hat zugelassen, dass seine Habgier ihm den Verstand benebelt. Jeder gute Kaufmann sollte Katastrophen einkalkulieren. Man darf niemals etwas verschiffen, dessen Verlust man nicht verkraften könnte.«
»Schön gesagt«, stimmte Ahan ihm zu.
»Wie dem auch sei«, sagte Sarene. »Wenn der König nur noch wenige Schiffe übrig hat, werden sie einen satten Gewinn abwerfen müssen.«
»>Satt< ist nicht das richtige Wort, meine Liebe«, sagte Ahan. »Eher >außergewöhnlich<. Iadon bedarf eines Wunders, wenn er sich von dieser kleinen Katastrophe erholen möchte - und das, bevor Telrii ihn irreparabel erniedrigt.«
»Und wenn er eine Abmachung mit Teod hätte?«, fragte Sarene. »Einen äußerst lukrativen Auftrag über Seidenstoffe?«
»Vielleicht«, sagte Ahan mit einem Achselzucken. »Das ist schlau.«
»Aber unmöglich«, sagte Herzog Roial.
»Warum?«, wollte Sarene wissen. »Teod kann es sich leisten.«
»Weil Iadon niemals einen solchen Vertrag unterschreiben würde«, erklärte der Herzog. »Er ist ein zu erfahrener Kaufmann, um ein Geschäft einzugehen, das zu schön ist, um wahr zu sein.«
»Stimmt.« Shuden nickte. »Der König hätte nichts dagegen, Teod um schrecklich viel Geld zu bringen, aber nur, wenn er überzeugt wäre, seinen Geschäftspartner übers Ohr zu hauen.«
Die anderen quittierten Shudens Aussage mit einem Nicken. Obwohl der jindoesische Mann der Jüngste in der Runde war, ließ Shuden keinen Zweifel daran, dass er genauso scharfsinnig wie Roial war
- wenn nicht noch scharfsichtiger. Diese Fähigkeit, zusammen mit seinem zurecht verdienten Ruf, ehrlich zu sein, bescherte ihm Respekt, den ein Mann seines Alters ansonsten nicht genossen hätte. Er war wirklich ein sehr mächtiger Mann, dass er Integrität derart mit Schläue verbinden konnte.
»Darüber werden wir noch ein wenig nachdenken müssen«, sagte Roial. »Aber nicht zu lange. Wir müssen das Problem bis zum Stichtag für die Steuerperiode gelöst haben, ansonsten haben wir es anstatt mit Iadon mit Telrii zu tun. So schlecht mein alter Freund auch sein mag, weiß ich doch, dass wir mit Telrii noch schlechter bedient wären - besonders wenn Fjorden hinter ihm steht.«
»Läuft die Aussaat so ab, wie ich es erbeten hatte?«, fragte Sarene, während die Adeligen sich zum Aufbruch bereit machten.
»Einfach war es nicht«, räumte Ahan ein. »Meine Aufseher und der niedere Adel haben allesamt Einwände gegen die Idee erhoben.«
»Aber Ihr habt es durchgesetzt.«
»Ja«, sagte Ahan.
»Ich ebenfalls«, sagte Roial.
»Mir blieb keine andere Wahl«, murmelte Edan.
Shuden und Eondel nickten ihr stumm zu.
»Wir haben letzte Woche mit der Aussaat begonnen«, sagte Edan. »Wann werden sich die ersten Erfolge zeigen?«
»Voraussichtlich im Laufe der nächsten drei Monate, das hoffe ich um Euretwillen, Mylord«, antwortete Sarene.
»In der Regel ist dieser Zeitraum ausreichend, um abschätzen zu können, wie gut eine Ernte ausfallen wird«, sagte Shuden.
»Ich begreife immer noch nicht, inwiefern es einen Unterschied machen soll, ob die Leute sich für frei halten oder nicht«, sagte Ahan. »Sie säen die gleichen Samen, von daher sollte die Ernte gleich ausfallen.«
»Ihr werdet Euch noch wundern, Mylord«, versprach Sarene.
»Dürfen wir jetzt gehen?«, fragte Edan spitz. Er störte sich immer noch an dem Gedanken, dass Sarene die Treffen leitete.
»Eine Frage noch, Mylords. Ich habe mir Gedanken über meine Witwenprüfung
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