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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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nicht mit mir sprechen möchte, wird er mich hinauswerfen, und Ihr wisst für das nächste Mal, dass Ihr mich besser nicht hineinlasst.«
Als die Wächter zögerten, schob Sarene sich einfach zwischen ihnen hindurch und öffnete eigenhändig die Tür. Offensichtlich waren die Wachen nicht an energische Frauen gewöhnt, zumal nicht in der Königsfamilie, denn sie ließen Sarene einfach an sich vorbei.
Iadon blickte von seinem Schreibtisch auf. Auf seiner Nasenspitze saß eine Brille, die Sarene noch nie zuvor an ihm gesehen hatte. Rasch nahm er die Brille ab und erhob sich, wobei er ärgerlich mit den Händen auf die Tischplatte schlug und auf diese Weise mehrere Rechnungsstapel durcheinander brachte.
»Es reicht dir nicht, mir in aller Öffentlichkeit auf die Nerven zu gehen, also musst du mir auch noch bis in mein Arbeitszimmer folgen?«, wollte er wissen. »Wenn ich gewusst hätte, was für eine törichte Bohnenstange du bist, hätte ich niemals diesen Vertrag unterzeichnet. Fort mit dir, Weib, damit ich in Ruhe arbeiten kann!«
»Ich sag Euch was, Vater«, erklärte Sarene freimütig. »Ich tue so, als sei ich ein intelligenter Mensch, der zu einer halbwegs geistreichen Unterhaltung fähig ist, und Ihr versucht das Gleiche.«
Auf diese Bemerkung hin riss Iadon die Augen weit auf und lief im Gesicht dunkelrot an. »Domi noch mal!«, rief er und stieß einen Fluch aus, der so derb war, dass Sarene ihn in ihrem ganzen Leben erst zweimal gehört hatte. »Du hast mich hereingelegt, Weib! Ich könnte dich einen Kopf kürzer machen lassen, weil du mich zum Narren gehalten hast.«
»Fangt ruhig an, Eure Kinder zu enthaupten, Vater, und die Leute werden anfangen, Fragen zu stellen.« Sie achtete sorgsam auf seine Reaktion, weil sie hoffte, auf diese Weise etwas über Raodens Verschwinden in Erfahrung bringen zu können. Doch sie wurde enttäuscht. Iadon schenkte ihrer Bemerkung kaum Beachtung.
»Ich sollte dich auf der Stelle Eventeo zurückschicken«, sagte er.
»Wunderbar, ich würde nur zu gern abreisen«, log sie. »Aber wisst, dass Ihr Eures Handelsabkommens mit Teod verlustig geht, sobald ich nicht mehr da bin. Das könnte problematisch sein, wenn man an das Glück denkt, das Ihr in letzter Zeit damit hattet, Eure Seidenstoffe in Fjorden an den Mann zu bringen.«
Iadon knirschte mit den Zähnen.
»Vorsicht, Mylady«, flüsterte Ashe. »Bringt ihn nicht zu sehr in Rage. Männer stellen oft Stolz über Vernunft.«
Sarene nickte. »Ich weiß einen Ausweg für Euch, Vater. Ich bin hier, um Euch ein Geschäft vorzuschlagen.«
»Warum sollte ich irgendein Angebot von dir annehmen, Weib?«, fuhr er sie an. »Du bist beinahe einen Monat hier, und nun muss ich feststellen, dass du mich die ganze Zeit über hinters Licht geführt hast.«
»Ihr werdet mir vertrauen, Vater, weil Ihr fünfundsiebzig Prozent Eurer Handelsflotte an Seeräuber verloren habt. In ein paar Monaten könntet Ihr Euren Thron einbüßen, wenn Ihr mir nicht gut zuhört.« Iadon zeigte sich überrascht, wie gut sie unterrichtet war. »Woher weißt du das?«
»Jeder weiß es, Vater«, sagte Sarene leichthin. »Überall bei Hofe spricht man davon. Sie gehen davon aus, dass du zu Beginn der nächsten Steuerperiode fallen wirst.«
»Ich hab's gewusst!«, rief Iadon, die Augen vor Zorn weit aufgerissen. Er fing zu schwitzen an und schimpfte über die Höflinge und deren feste Absichten, ihn zu entthronen.
Sarene blinzelte überrascht. Sie hatte die Bemerkung beiläufig gemacht, um Iadon ein wenig aus dem Gleichgewicht zu bringen, doch sie hatte nicht erwartet, dass er derart heftig reagieren würde. Er ist paranoid!, stellte sie fest. Wieso ist das bisher noch niemandem aufgefallen? Allerdings erklärte die Geschwindigkeit, mit der er sich wieder erholte, einiges: Zwar war er paranoid, doch er verbarg diesen Umstand geschickt. Er hatte wohl lediglich aufgrund seiner Verärgerung über sie die Beherrschung verloren.
»Du schlägst ein Geschäft vor?«, erkundigte sich der König.
»Ja«, sagte Sarene. »Seide erzielt derzeit in Teod Höchstpreise, Vater. Man könnte einen satten Gewinn erzielen, wenn man dem König welche verkaufte. Und angesichts gewisser Familienbande könnte es Euch vielleicht sogar gelingen, Eventeo dazu zu bewegen, Euch das Handelsmonopol in seinem Land zu gewähren.«
Iadon wurde aufmerksam. Sein Zorn nahm ab, sobald er ein Geschäft witterte. Doch der Kaufmann in ihm ahnte auf der Stelle Probleme. Frustriert biss Sarene die Zähne zusammen:

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