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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Es war genau so, wie die anderen ihr prophezeit hatten. Iadon würde ihr Angebot niemals annehmen. Es roch zu sehr nach Betrug.
»Ein interessanter Vorschlag«, räumte er ein. »Aber leider muss ich ...«
»Ich würde selbstverständlich auf einer Gegenleistung bestehen«, unterbrach Sarene ihn. Ihre Gedanken überschlugen sich. »Nennen wir es eine Art Provision dafür, dass ich den Handel zwischen Eventeo und Euch vermittle.«
Iadon hielt inne. »Von welcher Art Provision sprechen wir hier?«, fragte er argwöhnisch. Ein Handel war etwas anderes als ein Geschenk. Er ließ sich abwägen, messen, und bis zu einem gewissen Grade konnte man darauf vertrauen.
»Ich möchte nach Elantris«, erklärte Sarene.
»Was?«
»Ich muss mich einer Witwenprüfung unterziehen«, sagte Sarene. »Also werde ich den Elantriern Nahrungsmittel bringen.«
»Warum um Himmels willen solltest du das tun wollen, Weib?«
»Religiöse Gründe, Vater«, erklärte Sarene. »Der Shu-Korath lehrt uns, dass wir den Niedrigsten unter uns helfen sollen, und ich bezweifle, dass Ihr mir jemanden nennen könnt, der sozial noch niedriger steht als die Elantrier.«
»Das kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte Iadon. »Elantris zu betreten ist gesetzlich verboten.«
»Es ist ein Gesetz, das Ihr gemacht habt, Vater«, stellte Sarene spitz fest. »Und deshalb könnt Ihr auch Ausnahmen machen. Überlegt es Euch gut. Euer Vermögen und Euer Thron könnten von Eurer Antwort abhängen.«
Iadon knirschte hörbar mit den Zähnen, während er über den Handel nachdachte. »Du möchtest mit Nahrungsmitteln nach Elantris? Für wie lange?«
»Bis ich der Meinung bin, meine Pflicht als Prinz Raodens Ehefrau erfüllt zu haben«, sagte Sarene.
»Du würdest allein gehen?«
»Ich würde jeden mitnehmen, der mich begleiten möchte.«
Iadon schnaubte. »Es dürfte dir Schwierigkeiten bereiten, auch nur einen Menschen zu finden, auf den diese Beschreibung passt.«
»Mein Problem, nicht Eures.«
»Zuerst fängt dieser fjordellische Teufel an, mein Volk zu einem wild gewordenen Mob aufzupeitschen, und nun möchtest du dasselbe tun«, murmelte der König.
»Nein, Vater«, verbesserte Sarene ihn. »Ich möchte genau das Gegenteil, denn Chaos würde nur dem Wyrn etwas nutzen. Glaubt, was Ihr wollt, aber es geht mir einzig und allein darum, in Arelon für stabile Verhältnisse zu sorgen.«
Iadon dachte einen weiteren Moment lang nach. »Nicht mehr als jeweils zehn Leute, Wachen nicht mitgerechnet«, sagte er nach einer Weile. »Ich möchte keine Massenpilgerfahrten nach Elantris. Du wirst die Stadt eine Stunde vor Mittag betreten und eine Stunde nach Mittag wieder von dort verschwunden sein. Keine Ausnahmen.«
»Abgemacht«, willigte Sarene ein. »Ihr könnt mein Seon benutzen, um Euch mit König Eventeo über die Einzelheiten des Abkommens zu unterhalten.«
»Ich muss zugeben, Mylady, dass das ziemlich gerissen war.« Ashe schwebte neben ihr in dem Gang auf dem Weg zu ihrem Zimmer auf und ab.
Sarene war während Iadons Verhandlung mit Eventeo geblieben und hatte zwischen den beiden vermittelt. In der Stimme ihres Vaters hatte ein Unterton mitgeschwungen, der deutlich nach »Ich hoffe, du weißt, was du da tust, Ene« geklungen hatte. Eventeo war ein gütiger und guter König, aber er war ein absolut grauenvoller Geschäftsmann. Er unterhielt ein Heer an Beratern für die königlichen Finanzen. Sobald Iadon sich der Unfähigkeit ihres Vaters bewusst geworden war, schlug er mit dem Eifer eines wild gewordenen Raubtieres zu, und nur Sarenes Gegenwart war es zu verdanken, dass Iadon sich nicht in der Hitze des Gefechts Teods gesamtes Steuereinkommen unter den Nagel riss. Dennoch war es Iadon gelungen, seine Seidenstoffe für das Vierfache ihres Wertes zu verkaufen. Als Sarene sich zurückzog, hatte der König so breit gegrinst, dass es fast den Anschein hatte, als hätte er ihr ihre kleine Scharade verziehen.
»Gerissen?«, erwiderte Sarene unschuldig auf Ashes Bemerkung. »Ich?«
Das Seon schwebte leise kichernd auf und nieder. »Gibt es irgend jemanden, den Ihr nicht manipulieren könnt, Mylady?«
»Vater«, sagte Sarene. »Du weißt ganz genau, dass er drei von fünf Malen die Oberhand über mich gewinnt.«
»Das Gleiche sagt er über Euch, Mylady«, stellte Ashe fest.
Lächelnd stieß Sarene die Tür zu ihrem Zimmer auf. Sie wollte sich bettfertig machen. »Es war wirklich gar nicht so gerissen, Ashe. Im Grunde haben sich unsere Probleme perfekt ergänzt: Er hat ein Angebot

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