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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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den Rand des Außensimses zu erreichen. »Muss die Mauer wirklich so dick sein?«
»Sie bietet viel Schutz, Mylady«
»Außerdem bietet sie Platz für einen Geheimgang.«
»Einen sehr schmalen«, entgegnete Ashe.
»Stimmt.« Sarene kniete sich hin, um den unteren Rand des Fensters auf Augenhöhe betrachten zu können. »Das Fenster verläuft schräg nach oben. Der Gang wurde so angelegt, dass er von hier unten schräg in den ersten Stock hinaufführt.«
»Aber in dieser Richtung befindet sich nur ...«
»Das Gemach des Königs«, beendete Sarene den Satz. »Wohin sonst würde ein Geheimgang führen?«
»Wollt Ihr damit andeuten, dass der König zweimal die Woche mitten in der Nacht geheime Ausflüge macht, Mylady?«
»Um Punkt elf Uhr«, sagte Sarene mit einem Blick auf die Standuhr in der Zimmerecke. »Es ist jedes Mal zur gleichen Stunde.«
»Warum um Himmels willen sollte er das tun?«
»Ich weiß es nicht.« Nachdenklich tippte Sarene sich mit dem Finger an die Wange.
»Oh je«, murmelte Ashe. »Mylady heckt etwas aus, nicht wahr?«
Kapitel 21
    »Aber immer doch«, sagte Sarene süßlich und kletterte wieder ins Bett. »Mach gefälligst dein Licht dunkler. Schließlich wollen nicht alle hier die Nacht zum Tag machen!«
Hrathen ließ sich in seinem Sessel nieder. Statt seiner Rüstung trug er ein rotes derethisches Gewand, wie so oft, wenn er sich in seinen Gemächern aufhielt.
Das Klopfen an der Tür kam nicht unerwartet. »Herein«, sagte er.
Arteth Thered betrat das Zimmer. Als Mann von guter fjordellischer Herkunft war er kräftig und groß, hatte dunkles Haar und ein kantiges Gesicht. Er war immer noch sehr muskulös infolge der Tage seiner Ausbildung im Kloster.
»Euer Gnaden«, sagte der Mann, verbeugte sich und fiel dann auf die Knie, wie es sich zum Zeichen des Respekts gehörte.
»Arteth«, sagte Hrathen und verschränkte die Finger. »Während meines Aufenthalts hier habe ich die örtlichen Priester beobachtet. Euer Dienst in Jaddeths Reich hat mich beeindruckt, und ich habe mich entschieden, Euch die Stelle als Oberarteth dieser Kapelle anzubieten.«
Thered blickte überrascht auf. »Euer Gnaden?«
»Ursprünglich dachte ich, dass ich mit der Ernennung eines neuen Oberartethen warten müsste, bis ein frischer Schub Priester aus Fjorden eingetroffen ist«, sagte Hrathen. »Doch wie gesagt: Ihr habt mich beeindruckt. Ich habe mich entschieden, Euch die Stelle anzubieten.«
Und abgesehen davon, fügte er in Gedanken hinzu, habe ich natürlich keine Zeit zu warten. Ich brauche jetzt jemanden, der die Kapelle leitet, damit ich mich auf meine anderen Aufgaben konzentrieren kann.
»Mylord ...«, sagte der Arteth sichtlich überwältigt. »Ich kann diese Stelle nicht annehmen.«
Hrathen erstarrte. »Was?« Kein derethischer Priester würde eine solche Machtposition ablehnen.
»Es tut mir leid, Mylord«, erwiderte der Mann mit gesenktem Blick.
»Welchen Grund habt Ihr für diese Entscheidung, Arteth?«, wollte Hrathen wissen.
»Ich kann Euch keinen nennen, Euer Gnaden. Ich würde nur ... Es wäre einfach nicht richtig, die Stelle anzunehmen. Darf ich mich zurückziehen?«
Verwirrt gab Hrathen ihm einen Wink. Ehrgeiz war solch ein grundlegender fjordellischer Wesenszug. Wie war es möglich, dass ein Mann wie Thered seinen Stolz so schnell verloren hatte? Hatte Fjon die Priester in Kae tatsächlich derart nachhaltig geschwächt?
Oder ... steckte etwas anderes hinter der Weigerung des
Mannes? Eine nagende Stimme in Hrathens Innerem flüsterte ihm zu, dass den verbannten Fjon keine Schuld traf. Dilaf! Dilaf hatte etwas mit Thereds Weigerung zu tun.
Wahrscheinlich handelte es sich bei dem Gedanken um reine Paranoia, doch er brachte Hrathen geradewegs zum nächsten Punkt auf der Tagesordnung: Er musste sich mit Dilaf auseinandersetzen. Trotz der unglücklichen Vorstellung mit dem Elantrier gewann der Arteth immer mehr an Einfluss bei den anderen Priestern. Hrathen griff in eine Schreibtischschublade und zog einen kleinen Umschlag hervor. Dilaf war ein Fehler gewesen. Zwar war es durchaus möglich, den Eifer eines Fanatikers in die richtigen Bahnen zu lenken, doch derzeit hatte Hrathen weder die Zeit noch die Energie, dies zu tun. Die Zukunft eines ganzen Königreiches hing davon ab, dass Hrathen sich konzentrieren konnte, und ihm war nicht klar gewesen, wie viel Aufmerksamkeit Dilaf ihn kosten würde.
So konnte es nicht weitergehen. Hrathens Welt bestand aus Kontrolle und Vorhersehbarkeit, seine Religion war eine

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