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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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normalen Menschen.«
»Du hast es selbst gesagt, Sule«, meinte Galladon. »Der Hunger ist psychologisch. Unsere Körper brauchen eigentlich keine Nahrung, denn das Dor gibt uns Kraft.«
Raoden nickte. »Na ja, zumindest platzen sie nicht von dem ganzen Essen.« Er hatte tatsächlich Angst gehabt, dass die Mägen der Elantrier bersten könnten, wenn sie zu viel aßen. Glücklicherweise setzte der Verdauungsapparat ein, sobald der Bauch eines Elantriers voll war. Wie elantrische Muskeln reagierte er immer noch auf Reize.
Sie gingen weiter und kamen schließlich an Kahar vorbei, der zufrieden eine Mauer mit einer Bürste schrubbte, die sie ihm im Zuge der letzten Lieferung besorgt hatten. Sein Antlitz war friedlich und gelassen. Es schien ihm kaum aufgefallen zu sein, dass seine Gehilfen fort waren. Allerdings sah er mit kritischem Blick zu Raoden und Galladon auf.
»Warum haben sich Mylord nicht umgezogen?«, fragte er spitz.
Raoden blickte an seinen elantrischen Lumpen hinab. »Ich habe noch keine Zeit gehabt, Kahar.«
»Nach all der Arbeit, die Meisterin Maare sich gemacht hat, um Euch richtige Kleidung zu nähen, Mylord?«
»Na gut«, erwiderte Raoden lächelnd. »Habt Ihr Karata gesehen?«
»Sie ist im Saal der Gefallenen, Mylord. Bei den Hoed.«
Raoden und Galladon beherzigten die Worte des alten Straßenkehrers und zogen sich um, bevor sie sich auf die Suche nach Karata machten. Raoden war froh, es getan zu haben. Er hatte beinahe vergessen, wie es sich anfühlte, frische, saubere Kleidung anzuziehen - Kleidung, die nicht nach Schmutz und Abfall roch und nicht von einer braunen Schleimschicht bedeckt war. Natürlich ließen die Farben zu wünschen übrig. Sarene hatte eine geschickte Auswahl getroffen.
Raoden betrachtete sich in einem kleinen Stück poliertem Stahl. Sein Hemd war gelb mit blauen Streifen, die Hose knallrot, und sein Wams von einem ekelerregendem Grün. Alles in allem erinnerte er an einen etwas durcheinander geratenen tropischen Vogel. Sein einziger Trost bestand darin, dass Galladon noch viel närrischer aussah.
Der große, dunkelhäutige Dula blickte mit resignierter Miene an seiner rosafarbenen und hellgrünen Kleidung hinab.
»Guck nicht so säuerlich, Galladon«, sagte Raoden mit einem Lachen. »Seid ihr Dulas nicht dafür bekannt, dass ihr gern grelle Farben tragt?«
»Nur der Adel, die Bürger und Herrschenden. Ich bin Bauer, und Rosa halte ich nicht gerade für eine Farbe, die mir steht. Kolo?« Dann bedachte er Raoden mit einem strengen Blick. »Wenn du auch nur eine Bemerkung in die Richtung machst, dass ich einer Katharifrucht ähnele, ziehe ich diese Tunika auf der Stelle aus und erhänge dich damit.«
Raoden lachte glucksend. »Eines Tages werde ich den Gelehrten finden, der mir erzählt hat, alle Dulas hätten ein ausgeglichenes Naturell. Dann zwinge ich ihn, eine Woche zusammen mit dir in einem Zimmer eingesperrt zu verbringen, mein Freund.«
Galladon antwortete nicht, sondern stieß nur ein Grunzen aus.
»Komm schon.« Raoden verließ die Kapelle durch das Hinterzimmer. Karata saß vor dem Saal der Gefallenen, Nadel und Faden in der Hand. Vor ihr saß Saolin, einen Ärmel hochgekrempelt. Seinen ganzen Arm entlang war eine lange, tiefe Wunde zu sehen. Blut floss keines, aber das Fleisch war dunkel und glänzte feucht. Karata war emsig dabei, die klaffende Wunde wieder zuzunähen.
»Saolin!«, rief Raoden. »Was ist passiert?«
Der Soldat senkte betreten den Blick. Er schien keinen Schmerz zu empfinden, obwohl die Wunde so tief war, dass jeder normale Mensch längst vor Schmerz und Blutverlust das Bewusstsein verloren hätte. »Ich bin ausgerutscht, Mylord, und einer hat mich erwischt.«
Unzufrieden betrachtete Raoden die Wunde. Saolins Soldaten waren nicht derart scharenweise weggelaufen wie die übrigen Elantrier. Es war eine Truppe mit eiserner Moral, die ihre neu gefundene Verantwortung nicht so leicht über Bord warf. Doch es waren trotzdem nicht viele Soldaten, und sie hatten kaum ausreichend Männer zur Bewachung der Straßen, die aus Shaors Gebiet zu dem Platz vor dem Tor führten. Während sich die übrigen Elantrier jeden Tag an Sarenes Gaben überaßen, kämpften Saolin und seine Männer erbittert, um Shaors Barbaren davon abzuhalten, den Platz zu stürmen. Manchmal ließ sich aus der Entfernung Kampfgeheul vernehmen.
»Es tut mir leid, Saolin«, sagte Raoden, während Karata weiter nähte.
»Nicht der Rede wert, Mylord«, antwortete der Soldat tapfer. Doch diese Wunde

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