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Elantris

Elantris

Titel: Elantris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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anstatt den Menschen Stärke und Disziplin zu bringen. Die Hälfte der Priester, die in Kae dienten, waren hoffnungslos verdorben, darunter Männer, die sich erst seit einem halben Jahr in der Stadt aufhielten. Im Laufe der nächsten paar Wochen würde Hrathen eine ganze Schar Priester nach Fjorden zurückschicken. Von den Übrigen würde er einen zum Oberartethen ernennen müssen, auch wenn die Auswahl nicht groß wäre.
Es klopfte an der Tür. »Herein«, sagte Hrathen. Er war dabei, einen Priester nach dem anderen zu empfangen, um sich einen Überblick über das Ausmaß ihrer Verunreinigung zu verschaffen. Bisher war er noch nicht oft beeindruckt gewesen.
»Arteth Dilaf«, stellte sich der Priester beim Betreten des Zimmers vor.
Hrathen sah auf. Der Name und die Worte waren fjordellisch, aber der Mann sprach mit einem leichten Akzent. Beinahe klang es ... »Ihr seid arelisch?«, fragte Hrathen überrascht.
Der Priester verbeugte sich mit der angemessenen Demut, doch seine Augen blickten trotzig.
»Wie seid Ihr derethischer Priester geworden?«, erkundigte sich Hrathen.
»Ich wollte dem Reich dienen«, erwiderte der Mann mit leiser, jedoch inbrünstiger Stimme. »Jaddeth hat mir eine Möglichkeit eröffnet.«
Nein, stellte Hrathen fest. In den Augen des Mannes ist kein Trotz - sondern religiöser Eifer. Im derethischen Glauben stieß man nicht häufig auf fanatische Eiferer. Derartige Menschen fühlten sich eher von der rasenden Gesetzlosigkeit der jeskerischen Mysterien angezogen als von der Glaubensgemeinschaft des Shu-Dereth mit ihrer militaristisch geordneten Hierarchie. Doch im Antlitz dieses Mannes loderte fanatische Leidenschaft. Das war an sich nicht schlecht: Während Hrathen selbst einen solchen Mangel an Selbstbeherrschung verächtlich von sich wies, hatten sich Eiferer schon des Öfteren als nützliche Werkzeuge erwiesen.
»Jaddeth eröffnet immer eine Möglichkeit, Arteth«, sagte Hrathen vorsichtig. »Drückt Euch genauer aus.«
»Vor zwölf Jahren bin ich in Duladel einem derethischen Artethen begegnet. Er hat zu mir gepredigt, und ich habe geglaubt. Er hat mir Ausgaben des Do-Keseg und des Do-Dereth gegeben, und ich habe beides in einer einzigen Nacht gelesen. Der heilige Arteth sandte mich nach Arelon zurück, wo ich helfen sollte, die Menschen in meinem Heimatland zu bekehren, und ich habe mich in Rain niedergelassen. Dort habe ich sieben Jahre lang gelehrt, bis zu dem Tag, als mir zu Ohren kam, dass man in Kae selbst eine derethische Kapelle errichtet hatte. Ich überwand meinen Hass auf die Elantrier, von denen ich weiß, dass der Heilige Jaddeth sie mit einer ewigen Strafe niedergestreckt hat, und bin hergekommen, um mich meinen fjordellischen Brüdern anzuschließen.
Meine Bekehrten habe ich mitgebracht. Gut die Hälfte der Gläubigen in Kae ist mir aus Rain gefolgt. Fjon war von meinem emsigen Eifer beeindruckt. Er hat mich zum Artethen ernannt und mir gestattet, weiter zu lehren.«
Nachdenklich rieb Hrathen sich das Kinn und betrachtete den arelischen Priester. »Ihr wisst, dass Arteth Fjon nicht rechtens gehandelt hat.«
»Ja, Mylord. Ein Arteth kann keinen anderen zum Artethen berufen. Wenn ich zum Volk spreche, bezeichne ich mich selbst nie als derethischen Priester, sondern als Lehrer.«
Als sehr guten Lehrer, gab Dilafs Tonfall zu verstehen. »Was habt Ihr von Arteth Fjon gehalten?«, wollte Hrathen wissen.
»Er war ein disziplinloser Narr, Mylord. Seine Nachlässigkeit ist schuld daran, dass Jaddeths Königreich in Arelon nicht gedeihen konnte, und hat unsere Religion zum Gespött gemacht.«
Hrathen lächelte: Obgleich Dilaf nicht dem auserwählten Volk angehörte, war er offensichtlich ein Mann, der die Doktrin und Kultur seiner Religion verstand. Allerdings konnte solche Inbrunst gefährlich sein. Dilaf schien die wilde Leidenschaft in seinen Augen kaum im Zaum halten zu können. Entweder würde Hrathen sehr genau auf den Artethen Acht haben oder sich seiner entledigen müssen.
»Anscheinend hat Arteth Fjon aber doch eine Sache richtig gemacht, selbst wenn er eigentlich nicht die Autorität dazu hatte«, sagte Hrathen. Bei diesen Worten glühten Dilafs Augen noch intensiver. »Ich ernenne Euch zu einem vollständigen Artethen, Dilaf.«
Dilaf verbeugte sich, bis sein Kopf den Boden berührte. Seine Verhaltensweisen waren absolut fjordellisch, und Hrathen hatte noch nie zuvor einen Ausländer die Heilige Sprache so gut sprechen hören. Dieser Mann konnte sich in der Tat als brauchbar

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